Familienbischof Hermann ruft zu "digitalem Fasten" auf

Innsbrucker Bischof: Digitales Suchtverhalten ebenso eine neue Herausforderung für Familien und Ehen wie Demenzerkrankungen

 Auf die neuen Herausforderungen an Familien durch übermäßige Nutzung von Smartphones und Co. hat Bischof Hermann Glettler hingewiesen und in der bald zu Ende gehenden Fastenzeit zu einem "Digitales Fasten" aufgerufen. Heute seien Möglichkeiten gefragt, um ohne permanente Reize "Zeit zum Nachdenken" zu schaffen und einander zu begegnen. Auch "Mehr Herz ins Netz" sei vonnöten, sagte der Innsbrucker Oberhirte bei der Sitzung der von ihm geleiteten Familienkommission der Bischofskonferenz, die diese Woche in Wien stattgefunden hat.

 

Der Bischof berichtete von seiner Beobachtung bei einem Schitag mit Familien. Kinder hätten nach dem Essen sofort zu den Handys gegriffen - "trotz schöner Umgebung und netter Tischgemeinschaft". Gleichzeitig habe er "Ohnmacht" aufseiten der Eltern wahrgenommen, die zwar "klasse mit ihnen umgehen, sie fordern und alles Mögliche mit ihnen unternehmen", ihre Kinder aber trotzdem nicht davon abhalten konnten. "Sie wissen nicht, wie sie diesem Phänomen Herr werden können", stellte Glettler fest.

 

Dennoch müssten sich Erwachsene auch selbstkritisch überprüfen, denn "oft erleben Kinder uns genauso", bemerkte der selbst auf Sozialen Medien überaus aktive Bischof. "Wir müssen uns bewusst sein, dass die Folgen digitalen Suchtverhaltens Kommunikationsschwächung und Isolation in Beziehungen sind." Digitales Fasten sei somit von allen gefordert - und ein Bemühen um Diskussionskultur in der Kommunikation. Dies sei heute in einer Gesellschaft, "in der das Fixiert-Sein auf Defizite so stark ist, auch das Sich-Empören und das Skandalisieren", entscheidend.

 

Als weitere Herausforderung, die Familien in Zukunft noch mehr betreffen wird, bezeichnete Glettler die zunehmenden Demenzerkrankungen. Obwohl es Demenzberatungen und mobile Hilfen gebe, handle es sich dabei um eine große Belastung und Herausforderung, auch angesichts des "ohnehin engen Zeitkorsetts" im Familienalltag. Die Kirche müsse sich überlegen, "wie wir noch besser stützend tätig sein können". Ähnliches gelte auch für die wirtschaftlichen Belastungen von Familien. "Es braucht manchmal nur eine finanzielle Herausforderung dazu kommen und es wird für Familien sehr schnell sehr eng", so der Bischof.

 

Die Familienkommission ist ein Beratungsgremium für den "Familienbischof" der Bischofskonferenz. In der dreimal jährlich tagenden Kommission sind Fachleute und in der Familienseelsorge Aktive aus Einrichtungen aller Diözesen vertreten. Themen der aktuellen Sitzung waren unter anderem die Analyse des Regierungsprogramms aus Familiensicht, familienbezogene Initiativen zum kirchlichen "Heiligen Jahr 2025", die Familienpastoral in anderssprachigen Gemeinden sowie das österreichweit anlaufende Projekt "familienfreundliche Pfarre".

 

Vorbereitet wurde bei dem Treffen auch die Österreichische "Ehekonferenz", die am 25. und 26. April in Salzburg stattfindet. Unter dem Thema "Ehebegleitung - Chancen und Hoffnungen" wird über die Frage beraten, wie die Kirche auf Herausforderungen für Ehepaare und Familien heute reagieren kann. Die Vorträge, Impulse und Erfahrungsberichte und Workshops leiten neben Familienbischof Glettler unter anderem der Theologe und Philosoph Clemens Sedmak, die Salzburger Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner, Psychotherapeuten und Ehepaare. (Infos: www.ief.at/ehekonferenz)

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Familienbischof Hermann ruft zu "digitalem Fasten" auf
Foto: Sigl/dibk.at