Diener der Hoffnung sein

Innsbrucker Bischof weihte aus Indien stammenden Ordensmann: Würdigt Dienst an der "Hoffnung für die Welt"

Zum "Diener der Hoffnung" als künftiger Diakon hat der Bischof Hermann Glettler am Hochfest Mariä Empfängnis den Ordensmann Philip Joseph Maria Joseph (33) geweiht. Diakone würden "für das Mund- und Handwerk der Hoffnung" geweiht, sagte der Bischof in der Innsbrucker Kirche des Servitenordens, dem der aus Indien stammende Bruder angehört. Zu diesem Handwerk gehöre es, andere zu trösten, ihnen aufzuhelfen, bei Bedarf auch Nähe und Beistand zu vermitteln, ,Hoffnungszeichen zu geben oder "einfach ungeniert anpacken und sich die Hände schmutzig machen", umschrieb Glettler in seiner Predigt die mit dem Weiheamt verbundene Aufgabe.

 

Ein "Dienst an der Welt" sei besonders auch das "Gebet für alle", fuhr der Bischof fort. Um selbst zum "Menschen der Hoffnung" zu werden und niemals jemanden als "hoffnungslosen Fall" zurückzulassen, seien Stille und ehrliches Gebet vonnöten, da damit eine "Spannkraft des Herzens" aufgebaut werde. Die Jungfrau Maria sei darin Vorbild und "Quelle für Geduld und Belastbarkeit", auch habe sie die "Würde aller Erlösten" vorgezeigt, deren Verkündigung ebenfalls den Diakonen obliege. Mit glaubwürdiger Lebensführung und herzhafter Vermittlung des Christlichen sollten Diakone "mit den Menschen jene größere Hoffnung teilen, die wir selbst nicht machen können".

 

Br. Philip Joseph Maria stammt aus Kalugumalai im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu und ist derzeit Doktoratsstudent in Innsbruck. Glettler erwähnte auch die Prägung des neuen Diakons von einer tiefen Marienverehrung, die schon durch seinen Vater, der ein engagierter Katechet war. 17-jährig trat er in den Servitenorden ein, studierte zunächst Mathematik und begann dann 2013 sein Noviziat. Nach der Profess 2014 studierte er Philosophie, wurde zum Theologiestudium nach Rom geschickt, wo er nach dem Bachelorstudium auch das Doktorat begann und von seinem Orden zum Weiterstudium nach Tirol geschickt wurde.

Diener der Hoffnung sein
Fotos: Zöhrer/dibk.at

Diener der Hoffnung sein

Predigt bei der Diakonenweihe von Br. Philip Joseph M. Maria Joseph, Sonntag, 8.Dezember 2024, Servitenkirche, Innsbruck - von Bischof Hermann Glettler

Einleitung: Es ist eine besondere Fügung, dass heute, am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens, Br. Philip Joseph Maria zum Diakon geweiht wird. Den aus Kalugumalai im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu stammenden Ordensmann, der aktuell in Innsbruck sein Doktoratsstudium absolviert, zeichnet eine besondere Liebe zu Maria aus. Vermutlich war es sein Vater, der ihn diesbezüglich als Kind sehr geprägt hat. Er durfte mitkommen, wenn der angesehene Katechet in den umliegenden Dörfern unterwegs war, um Katechesen zu halten und kirchliche Gemeinschaften vor Ort aufzubauen. „Wie Maria“, so lautete die Lebenshaltung des Vaters, der leider sehr früh verstarb. Philip war damals erst 9 Jahre alt. Dieses „wie Maria dem Ruf Gottes zu antworten“ ist für den Weihekandidaten bis heute Programm. Mit der Erwählung Mariens hat eine einzigartige Hoffnungsgeschichte für die ganze Menschheit begonnen. Sie wird durch Menschen fortgeschrieben, die sich für andere „beanspruchen“ lassen. Unter ihnen sind vor allem die Diakone dazu berufen, „Diener der Hoffnung“ zu sein. Im dreifachen Sinn.  

 

Mit Leben und Wort Zeugnis geben: Die hoffnungsvolle Botschaft verkünden!   

„In Christus sind wir bereits vor der Erschaffung der Welt erwählt.“ Der Hymnus aus dem neutestamentlichen Brief an die Gemeinde in Ephesus quillt über vor dankbarem Staunen über Gottes Wirken. „Der Gott und Vater Jesu Christi hat uns aus Liebe bereits im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne und Töchter zu werden.“ Lässt sich Größeres über uns Menschen sagen? Es geht in diesem Loblied auf Gottes Gnade um die Würde aller Erlösten. Zur Berufung eines Diakons gehört die Verkündigung – geistvoll und lebendig soll sie sein, getragen vom Wissen um Gottes „Zuvorkommen“, das uns immer in Staunen versetzt. Ein Diener der Hoffnung teilt mit den Menschen jene größere Hoffnung, die wir selbst nicht machen können. 

In Berlin wurde vor Kurzem St. Hedwig, der katholische Dom nach einer langjährigen Sanierung wieder eingeweiht. Erzbischof Heiner Koch erzählte mir dabei von einer Begegnung mit einem Professor der Humboldt-Universität. Obwohl dieser sich selbst als Agnostiker bezeichnete, bat er ihn, für seine sterbenskranke Frau zu beten. Als sie dann verstarb, lud er ihn, den Bischof zum Begräbnis ein. Es war eine rein säkulare Feier. Bei der persönlichen Verabschiedung nach der Zeremonie versicherte ihm der trauernde Mann, dass seine Anwesenheit  für ihn das Wichtigste gewesen sei. Darauf erwiderte er etwas überrascht, dass er nichts beigetragen habe. „Doch“, antwortete der Professor, „sie stehen für eine Hoffnung, die wir uns selbst nicht geben können“.  

 

In den Konfliktfeldern unserer Zeit: Das Herz weiten und beten!  

Angela Merkel schreibt in ihrer jüngst erschienen Biografie in Erinnerung an den Prager Frühling: „Mit meinen vierzehn Jahren lernte ich, dass es im Leben wenig Schlimmeres gibt als zerstörte Hoffnung.“ Menschen ohne Hoffnung werden lethargisch oder gleichgültig, weil nichts mehr Sinn zu haben scheint. Ebenso häufig drückt sich Hoffnungslosigkeit in der zunehmenden Gereiztheit aus und in einem narzisstischen Kreisen um die eigenen Wünsche und Forderungen. Ein geistvoller „Diener der Hoffnung“ kennt diese Spannungen. Er weiß, dass es zuerst Stille braucht und ein ehrliches Gebet. Nur so lässt sich die Spannkraft des Herzens erhalten. „Wie Maria beten“ wird zur Quelle für Geduld und Belastbarkeit. Und alles beginnt mit dem Hören. 

Das heutige Evangelium von der Verkündigung nimmt uns hinein in einen geheimnisvollen Raum der Begegnung – Maria erleben wir als Hörende, als Fragende und vertrauensvoll Antwortende. Ohne Wenn und Aber ist sie bereit für das Wirken Gottes. Dem Heiligen Geist öffnet sie ohne Vorbehalt alle Räume ihres Wesens. Darin ist sie uns Vorbild. Keine Angst oder Herzensenge sollten uns hindern, Gott und den Menschen in uns Raum und Stimme zu geben. Ein Diakon ist berufen und dazu geweiht, inmitten aller Spannungsfelder unserer Zeit für alle zu beten – für alle! Niemanden als hoffnungslosen Fall zurücklassen. Alle Gebet solidarisch zu öffnen, auch für jene, die es selbst nicht mehr vermögen. Das ist ein „Dienst der Hoffnung“ für die Welt. 

 

Hoffnung ist ein edles Handwerk: Hilfreich für Menschen da sein!  

Ein Tiroler Pfarrer hat mir erzählt, dass er bei einer Lourdes-Wallfahrt einen besonderen Gottesdienst für Kranke gefeiert hat – inklusive der Einladung zur Krankensalbung. In der Vorbereitung hat er jedoch gemerkt, dass in der Gruppe eigentlich nicht wirklich kranke Menschen befanden, sondern vielmehr Angehörige, die sozusagen stellvertretend für andere diese Wallfahrt zum Gnadenort gemacht haben. Klar war dem Pfarrer, dass er keine „So-als-ob-Geschichte“ machen wollte. Aber was tun? Schließlich lud er dennoch alle zur Salbung ein, aber mit dem Auftrag: „Mit diesen euren gesalbten Händen geht und besucht bitte unmittelbar nach dem Heimkommen Menschen, für die ihr betet. Legt ihnen zum Segen die Hände auf!“ 

Ein Diener der Hoffnung versteht das edle „Handwerk der Hoffnung“: Trösten und aufhelfen, wenn Menschen in Not oder in Verzweiflung sind; jemandem die Hand reichen als Zeichen von Nähe und Verbundenheit; am Krankenbett die Hand halten oder streicheln. Auch eine Umarmung, wenn es angebracht ist, vermittelt Hoffnung. Die vielen konkreten Dienste der Fürsorge; Hand anlegen im Aufbau der Gemeinschaft – unkompliziert anpacken und sich die Hände schmutzig machen. Ja, viele „Handreichungen“ sind heilsam, vor allem immer wieder die Hand zur Versöhnung auszustrecken. Ein Diakon wird geweiht für das Mund- und Handwerk der Hoffnung – unabhängig davon, was sein konkreter caritativer Auftrag ist. 

 

Abschluss: Lieber Philip, gerade angesichts der vielen Momente von Resignation und Sinnleere in unserer verwundeten Gesellschaft brauchen wir eine Verkündigung, die die Herzen der Menschen erreicht. Sei „ein echter Servit“, ein Diener der Hoffnung für deine Gemeinschaft und für die Menschen, mit denen du zu tun hast. Wir alle, die wir heute hier sind, beten gerne für dich, damit du mit deiner herzerfrischenden Fröhlichkeit ein „Diener der Hoffnung“ sein kannst – wie Maria! 

Diener der Hoffnung sein

Foto: Sigl/dibk.at

Diener der Hoffnung sein

Foto: Sigl/dibk.at