Zum Palmsonntag: Zwei Eselinnen im Schneefall

Besuch bei Pia und Lisa im Waldhüttl mit Jussuf Windischer – und warum Esel heilige Tiere sind

Es schneit beim Waldhüttl – Graupel sind es genaugenommen. Trotzdem läuft die Motorsäge hinter dem Haus, das Holz zum Heizen muss gemacht werden. Über 30 Roma leben hier, wie Jussuf Windischer erzählt. Er hat den Vinzenzverein Waldhüttl vor fast zehn Jahren mit aufgebaut, „aber das Waldhüttl hergerichtet, das haben die Roma selbst“. Es ist ein Bauernhof, den Grund stellt das Stift Wilten zur Verfügung.

 

Auch wenn gerade viel davon matschig ist oder unter einer dünnen Schneeschicht versteckt ist, kann man erkennen, wie schön die Gartenanlagen sein werden, wenn alles blüht. Im Tipi hinter der kleineren Hütte findet gerade ein Seminar statt, oft dient es auch ökumenischen Gebeten und Gottesdiensten. Auch ein Sport- und ein Spielplatz gehören dazu – und viele Tiere.

Fotos: Cincelli/dibk.at
Ehrentag am Palmsonntag

Mitten im Garten sieht man zwei Eselinnen: Pia uns Lisa. Der Palmsonntag ist für sie gewissermaßen ein Ehrentag. Im Evangelium wird daran erinnert, dass es ein Esel war, der Jesus beim Einzug nach Jerusalem trug. Deshalb nahmen die beiden vor der Covid-Krise auch immer wieder an Palmprozessionen teil. Heuer bleiben sie aber in ihrem kleinen Stall und ihrer Wiese.

 

Die Roma, die im Waldhüttl leben, sehen in den Eseln überhaupt heilige Tiere, haben sie Windischer erzählt. Es war ein Esel, der nach der Geburt das Jesuskind mit seinem Atem gewärmt hat. Bei der Fluch nach Ägypten trug ein Esel die heilige Familie. Und beim triumphalen Einzug nach Jerusalem ritt Jesus auf einem Esel. „Deshalb tragen die Esel von Anbeginn der Schöpfung an ein Kreuz als Fellzeichen“, sagt Windischer, der auf den Rücken der Eselin Lisa deutet.

Über das Waldhüttl

Seit November 2012 beherbergt das Waldhüttl Menschen, die es im Leben nicht leicht hatten und haben. Dutzende von Heimatlosen, Armen, Romas, Asylwerber u. a. fanden und finden im „Waldhüttl“ ein bisschen Heimat. Zur Verfügung gestellt hat den damals leer stehenden Bauernhof mit Zuhäusl, das nun als Gemeinschaftshaus mit Küche sowie als Ort des Gebets dient, am Mentlberg der Abt das Stifts Wilten. Das Stift finanzierte einige Reparaturem, darunter das Dach. Freiwillige GärtnerInnen  brachten das Umfeld zum Blühen. 

 

Das „Waldhüttl“ ist zugleich ein Ort des Gedenkens. In den düsteren Zeiten des 2. Weltkrieges traf sich dort eine Widerstandsgruppe. Die Gruppe wurde verraten, die Mitglieder kamen in Konzentrationslager, auch Heinz Mayer. Die meisten wurden im KZ ermordet, Heinz Mayer überlebte. Daran erinnert eine Gedenktafel am Haus.

 

Mehr dazu: www.waldhuettl.at