Zum Jubiläum Räume geöffnet und nach Gott gefragt
Es war einer der vielen Höhepunkte der Festwoche zum 300-Jahr-Jubiläum der Kirchweihe von St. Jakob. Dabei präsentierte sich der barocke Kirchenraum als kein leerer, neutraler Raum, wie Bischof Hermann Glettler betonte: "Er ist ,aufgeladen' mit unendlich vielen Geschichten, mit Sehnsucht und Gebeten, Glaube und Verzweiflung, Freude und Tränen."
Bei der Veranstaltung „Räume öffnen - nach Gott fragen“ am Dienstag, 10. September 2024, diskutierten der Schauspieler Samuel Koch - bekannt aufgrund seines spektakulären Unfalls in Wetten-Dass vor 14 Jahren - mit Ex-Skirennläufer Benjamin Raich, der Astrophysikerin Fernanda Nieva und Sr. Barbara Flad. "Sie haben von Hoffnung und Neubeginn erzählt, von Verzweiflung und wieder Aufstehen, von Vertrauen und Glaube. Danke!", zeigte sich Bischof Hermann Glettler begeistert.
Ebenso wurden musikalische „Versuche übers Stürzen“ von Bertl Mütter mit Posaune sowie Christine Graßmann und Lukas Hanspeter mit Tuba serviert. Moderiert wurde der Abend von Angelika Stegmayr.
Räume öffnen!
Der barocke Kirchenraum ist kein leerer, neutraler Raum. Er ist „aufgeladen“ mit unendlich vielen Geschichten, mit Sehnsucht und Gebeten, Glaube und Verzweiflung, Freude und Tränen. 300 Jahre Erfahrungs- und Schicksalsraum von unzähligen Menschen sind in dieses Gottes-Haus gekommen – und werden es auch zukünftig aufsuchen, um in der Bedrängnis ihres Lebens Zuflucht zu nehmen zu einem anderen, größeren Raum. Ihre Erfolge und Niederlagen haben sie zu Gott gebracht. Heute, an diesem Abend geht es auch um persönliche Geschichten, um Höhenflüge und Abstürze. Berührend ehrlich werden unsere Gäste erzählen.
Der barocke Kirchenraum ist nach oben geöffnet. Der geniale bayrische Malermeister Cosmas Damian Asam hat mit einer perfekten Illusionsmalerei den Raum nach oben hin geweitet. Teilweise in einer fiktiven Fortführung der imposanten realen Architektur, großteils jedoch mit anderen Erweiterungsbauten – visionär nach oben. Ja, der Himmel steht offen! Das ist die barocke Ästhetik, ihre Euphorie und Verführungskraft. Heute würden wir von drei großen Screens sprechen, die eine andere, größere Wirklichkeit einspielen. Es geht um die Frage nach Gott, nach einem größeren Horizont! Nach Höhe und Tiefe.
Und nicht zuletzt: Der phantastische Kirchenraum verbindet uns miteinander – wir sind eingebettet in eine Gemeinschaft von bewegten und bewegenden Heiligen-Gestalten. Kirche ist ein Raum der solidarischen Verbundenheit. Hier in diesem ekstatisch-schönen Sakralraum haben – wie es auf dem Fresko vor der Statue des Hl. Jakobus ersichtlich ist – auch die vielen vulnerablen Personen ihren Platz. Heute lassen wir uns bewegen von Menschen, die uns Anteil an ihren Erfahrungen geben. Aufeinander hören, einander Räume öffnen und damit Gemeinschaft ermöglichen.