Wie Stift Stams und Maria Waldrast beschlagnahmt wurden

Polizeihistoriker übergaben Bericht über Akte aus der NS-Zeit an Innsbrucker Bischof

Ein Team der Landespolizeidirektion Tirol hat in den vergangenen Jahren das historische Archiv der Landespolizeidirektion Tirol aufgearbeitet. Dabei stießen sie auf zahlreiche Ermittlungsakte aus der NS-Zeit. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist der historische Bericht über die Beschlagnahme des Stiftes Stams sowie des Klosters Maria Waldrast durch die Nationalsozialisten. 

 

Mitte September übergaben der Verfasser Anton Walder und Peter Hellensteiner vom Fachzirkel Exekutivgeschichte diesen Bericht an den Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler. "Aus diesem Bericht lässt sich genau die perfide Vorgangsweise der Nationalsozialisten ablesen", so Hellensteiner. 

 

Das Projekt „Die Polizei im Reichsgau Tirol und Vorarlberg“ 

Das Projekt zielt darauf ab, die gesamte Bandbreite von Handlungsweisen von Polizisten und Gendarmen aus dem Reichsgau Tirol und Vorarlberg auszuloten: von der Beteiligung an der Shoah und an Besatzungsverbrechen im Kontext von Bevölkerungspolitik und Widerstandsbekämpfung, an der Repression politischer Gegnerschaft, an sozialer Ausgrenzung und rassistischer Ausbeutung, über ambivalentes Verhalten zwischen Konformismus und Nonkonformismus bis hin zu widerständigem Handeln und der Beteiligung an der Befreiung vom Nationalsozialismus. Vor dem Hintergrund des Neuaufbaus der Exekutive nach 1945 geht es dabei auch um die Analyse, wie polizeiliches Handeln in einer Diktatur nach 1945 im demokratischen Rechtsstaat bewertet wurde.

 

Förderschwerpunkt „Erinnerungskultur“ 

Das Projekt ist Teil des Förderschwerpunkts „Erinnerungskultur“, der im Jahr 2013 von der Tiroler Landesregierung beschlossen und im Jahr 2023 auf weitere fünf Jahre verlängert wurde. Ziel dieses Förderschwerpunkts ist es, historische und gesellschaftliche Entwicklungen im Tirol des 20. und 21. Jahrhunderts kritisch zu hinterfragen und aufzuarbeiten. Die Projektanträge werden von einem eigens eingerichteten Beirat bewertet und zur Förderung empfohlen.

Peter Hellensteiner, Bischof Hermann Glettler und Anton Walder - Foto: Hausmann/dibk.at