Welttag der Armen laut Papst "gesunde Provokation"

Botschaft zum diesjährigen Welttag mit Appellen zum Teilen, zur Flüchtlingsaufnahme und zur Begegnung mit Armen als Schritt gegen Ängste, Vorurteile und Lieblosigkeit

Als "gesunde Provokation" und als "Hilfe, um über unsere Lebensweise und die vielen Formen der Armut der Gegenwart nachzudenken", hat Papst Franziskus den kirchlichen "Welttag der Armen" bezeichnet. Angesichts der problematischen Situation der Betroffenen von Armut nützten keine großen Worte, "sondern man krempelt die Ärmel hoch und setzt den Glauben durch das persönliche Engagement in die Praxis um, welches nicht an andere delegiert werden kann", erklärte Franziskus in seiner Botschaft zu dem am kommenden Sonntag (13. November))  gefeierten Aktionstag. In Österreich hat der Fokus auf Armutsbetroffene an diesem Tag mit dem "Elisabethsonntag" bereits eine lange Tradition. In Innsbruck lädt die Gemeinschaft Sant Egidio erneut zu einem Mittagessen für Menschen in schwierigen Lebenslagen ein (12.30h Stadtteiltreff Wilten).

 

Der "Welttag der Armen" wurde von Papst Franziskus 2016 eingeführt und findet jeweils am zweiten Sonntag vor dem 1. Advent statt. Der Tag solle das Thema Armut als "Herzensanliegen des Evangeliums" in den Blick rücken und zu einer Glaubenserneuerung in den Kirchengemeinden beitragen, so der Papst. Dabei gehe es nicht um eine "Wohlfahrtsmentalität gegenüber den Armen", sondern vielmehr um Einsatz dafür, "dass es niemandem am Nötigsten fehlt". Die Begegnung mit Armutsbetroffenen ermögliche es, "Ängste und substanzlose Befürchtungen" zu überwinden und zur "wahren und unentgeltlichen Liebe" vorzustoßen, auf die allein es im Leben wirklich ankomme, heißt es in der bereits im Juni veröffentlichten Botschaft.

 

Als Besonderheiten im Jahr 2022 nannte Papst Franziskus nach dem sich langsam legenden Sturm der Pandemie die "neue Katastrophe" durch den Ukraine-Krieg, der sich zwar in die weltweiten regionalen Kriege einreihe, durch die Beteiligung einer "Supermacht, die direkt eingreift und ihren Willen gegen den Grundsatz der Selbstbestimmung der Völker durchsetzen will" jedoch deutlich komplexer und folgenreicher sei. Der "Wahnsinn des Krieges" bringe viel neue Armut hervor und treffe besonders die Wehrlosen und Schwächsten, beklagte der Papst. Er bat zudem inständig darum, die in vergangenen Jahren gezeigte großzügige Bereitschaft zur Flüchtlings-Aufnahme "nicht aufzugeben und die ursprüngliche Motivation zu erneuern".

 

"Götze" Reichtum
Bei Solidarität gehe es darum, "das Wenige, das wir besitzen, mit denen zu teilen, die nichts haben, damit niemand leidet", so der Papst. Von Laxheit, Gleichgültigkeit gegenüber den Armen und "übermäßiger Anhänglichkeit an Geld" müssten sich Christen klar distanzieren, offenbarten derartige Haltungen doch einen "schwachen Glauben und eine träge und kurzsichtige Hoffnung". Wo Geld zum "absoluten Wert" und zum Hauptzweck werde, werde der realistische Blick auf den Alltag und auf Bedürfnisse anderer vernebelt. "Es gibt nichts Schädlicheres für einen Christen und eine Gemeinschaft, als sich vom Götzen des Reichtums blenden zu lassen, der einen an eine oberflächliche und zum Scheitern verurteilte Lebenseinstellung bindet", mahnte Franziskus. 

 

Besonders kritisierte der Papst jene Haltung, mit der man zu Armen auf Distanz gehe und dies durch andere Verpflichtungen und Aufgaben zu begründen versuche. Eine solche Entschuldigung sei "in akademischen, unternehmerischen oder beruflichen und sogar kirchlichen Kreisen" häufig zu hören, doch gelte: "Es darf sich niemand von der Sorge um die Armen und um die soziale Gerechtigkeit freigestellt fühlen", unterstrich Franziskus. Es gelte daher, neue Wege zu finden, die hinausgehen über ein Verständnis von Sozialpolitik als eine "Politik 'gegenüber' den Armen, aber nie 'mit' den Armen, die nie die Politik 'der' Armen ist und schon gar nicht in einen Plan integriert ist, der die Völker wieder miteinander vereint", bestärkte der Papst zudem auch eine schon zuvor erhobene Forderung.

 

Oberflächlichkeit überwinden
In seinen Ausführungen zum Welttag stellte Franziskus weiters zwei Formen von Armut gegenüber: Eine, "die tötet" und "das Ergebnis von Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Gewalt und ungerechter Verteilung der Ressourcen" ist, sowie eine andere, "die befreit". Konkret gehe es bei letzterer um die verantwortungsvolle Entscheidung, "Ballast abzuwerfen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren". Wenn Menschen sich als "ziellose Wanderer" erlebten und auf der Suche danach seien, was sie befriedigt, helfe die Zuwendung zu Geringen, Schwachen und Armen, "um dadurch endlich zu begreifen, was sie wirklich brauchen". Armutsbetroffene seien aus dieser Perspektive eine Hilfe darin, "uns von den Fesseln der Rastlosigkeit und der Oberflächlichkeit zu befreien". 

 

Als "beispielhaftes Zeugnis" für christliche Armut nannte Franziskus den am 15. Mai heiliggesprochenen Charles de Foucault (1858-1916). Der Franzose, der aus reicher Familie stammte und zunächst die Forscher- und Offizierslaufbahn einschlug, entschied sich später bewusst für ein Leben in Armut. "Verachten wir nicht die Armen, die Kleinen, die Arbeiter; sie sind nicht nur unsere Brüder in Gott, sondern auch diejenigen, die Jesus in seinem äußeren Leben am vollkommensten nachahmen", zitierte der Papst den bis zu seiner Ermordung in der Sahara als Mönch und Eremit wirkenden Foucauld, und weiter: "Lasst uns nie aufhören, in allem arm zu sein, Brüder der Armen, Gefährten der Armen, lasst uns wie Jesus die Ärmsten der Armen sein, und wie er lasst uns die Armen lieben und uns mit ihnen umgeben."

 

(Wortlaut der Papstbotschaft in der offiziellen deutschsprachigen Fassung: https://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/poveri/documents/20220613-messaggio-vi-giornatamondiale-poveri-2022.html )

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Foto: Leroy Skalstad/Pixabay

Erzbischof Lackner ruft zu Solidarität auf

Bischofskonferenz-Vorsitzender: Bedrohlichen Situation vieler Menschen infolge der Teuerung verbietet Untätigkeit - Aktionstag macht Caritas-Arbeit vor Ort sichtbar

Zur Solidarität mit Notleidenden und Zusammenhalt hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner anlässlich des "Welttags der Armen" aufgerufen. "Helfen Sie in diesen besonders schwierigen Zeiten jenen, die der Unterstützung so dringend bedürfen, besonders den Kleinen und Schwächsten in unserer Mitte", appellierte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz in einer Aussendung zum kirchlichen Aktionstag am kommenden Sonntag (13. November). In Österreichs Pfarren wird an diesem Tag die traditionelle "Elisabethsammlung" der Caritas-Inlandshilfe durchgeführt, zudem gibt es zahlreiche weitere Solidaritätsinitiativen zum Welttag.

 

Die Teuerung stelle viele Menschen in Österreich vor "unerwartete und damit bisweilen umso bedrohlichere Schwierigkeiten", mit vielfältigen und auch schwerwiegenden Ursachen, mahnte Lackner. Mit Blick auf das Evangelium "können und dürfen wir hier nach unseren Möglichkeiten nicht untätig bleiben", wobei sich der Erzbischof mit seiner Bitte an die religiösen und zivilen Institutionen, ebenso aber auch an "alle, die sich wirtschaftlich an der Linderung der Not anderer beteiligen können" wandte. Konkret wird am Elisabethsonntag zur Spende von haltbaren Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Gutscheinen oder Geld für Menschen in Not in Österreich aufgerufen.

 

In vielen Pfarren wird der "Welttag der Armen" dazu genutzt, um über die Caritas-Arbeit vor Ort zu informieren, erklärte die Leiterin des Bereichs "PfarrCaritas und Nächstenhilfe" der Caritas der Erzdiözese Wien, Kerstin Schultes, gegenüber Kathpress. In Wiener Pfarren geschieht dies heuer auch mit Blütenzuckersäckchen, die in einer Behinderteneinrichtung hergestellt wurden und als Mitgebsel - unter dem Motto "Mach es wie Elisabeth und sei Duft und Geschmack in der Kirche!" - an Gottesdienstbesucher verteilt werden. Gebräuchlich sind auch Sozialaktionen wie Sammlungen haltbarer Lebensmittel für Caritas-Ausgabestellen und Sozialmärkte sowie die Verteilung von Theater- und Konzertkarten an Menschen in prekären Lebenssituationen. Ebenso wurden in mehreren Diözesen Vorschläge zur Gottesdienstgestaltung ausgearbeitet und online zum Download bereitgestellt.

 

Kardinalssegen und Umverteilung
Der Welttag der Armen" wurde 2016 von Papst Franziskus ins Leben gerufen. Er findet jährlich im November, jeweils am zweiten Sonntag vor dem Advent, statt. Ziel ist es, das Thema Armut als "Herzensanliegen des Evangeliums" in den Blick zu rücken und zu einer Glaubenserneuerung in den Kirchengemeinden beizutragen. Dies geschieht unter anderem dadurch, dass Armutsbetroffene in die Mitte gestellt und Begegnung ermöglicht werden. 

 

Letzteres wird auch in Wien wortwörtlich genommen, wo Kardinal Christoph Schönborn am Samstag um 16 Uhr Menschen in Notsituation zu einem Segensgottesdienst in den Stephansdom lädt. Mit über 200 Gästen rechnet man für die Feier, bei der Armutsbetroffene Ministranten- und Lektorendienste übernehmen, ehe dann ein mehrgängiges Festmahl im Erzbischöflichen Palais folgt. Für den 13. November wird ins Village Cinema in Wien-Landstraße zur Filmvorführung von "Ziemlich beste Freunde" geladen, mit einem anschließenden Podiumsgespräch des Wiener Erzbischofs mit einem Menschen im Rollstuhl. Caritas-Präsident Michael Landau steht am Sonntag um 10.15 Uhr dem Gottesdienst im Stephansdom vor.

 

In Salzburg findet am Welttag eine "Umverteilungsaktion" statt. Dabei können Hilfesuchende in den Salzburger Stadtpfarren Liefering, Mülln, Salzburg Süd/Mitte, Parsch und Itzling im Rahmen des Projekts "ArMut teilen" bereits am Samstag von 9 bis 11.30 Uhr in Vier-Augen-Gesprächen ihre Anliegen schildern, woraufhin dann ein Komitee über Unterstützungsmöglichkeiten entscheidet. Im vergangenen Jahr 2021 seien mit zuvor eingegangenen Spenden von 48.200 Euro 225 Haushalte mit mehr als 500 betroffenen Mitgliedern unterstützt worden, heiß es seitens der diözesanen Caritas. Deren Direktor Johannes Dines und Bischofsvikar Gottfried Laireiter feiern am Welttag den Gottesdienst im Salzburger Dom, die auf den ORF-Regionalradios ab 10 Uhr sowie im Livestream auf YouTube und www.salzburger-dom.at übertragen wird.

 

Christliches Grundanliegen
Auch der Linzer Bischof Manfred Scheuer hat zum Start der angelaufenen Caritas-Inlandskampagne auf den "Welttag der Armen" verwiesen. Die Kirche sie angesichts steigender Energie- und Lebenserhaltungskosten ganz besonders gefordert, gehöre doch die Zuwendung zum Nächsten, die Unterstützung von Bedürftigen und die Anwaltschaft von Benachteiligten genauso wie die Feier des Gottesdienstes zum "Kern der jüdisch-christlichen Tradition". Sozial-karitatives Handeln sei kein "beliebiges Extra" zusätzlich zum Glauben, sondern "unverzichtbarer Bestandteil und Grundanliegen des Christentums", sei doch die "Option für die Armen" in der Bibel verankert. 

 

Papst Franziskus feiert am 13. November um 10 Uhr eine Messe im Petersdom in Rom. In seiner Botschaft zum diesjährigen Welttag hat der Papst diesen als "gesunde Provokation" bezeichnet, "um uns zu helfen, über unsere Lebensweise und die vielen Formen der Armut der Gegenwart nachzudenken". Statt um eine "Wohlfahrtsmentalität" gegenüber den Armen, gehe es um den Einsatz dafür, "dass es niemandem am Nötigsten fehlt".

 

Eine Meldung von www.kathpress.at