Weltfrauentag: Mind the gap

Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März ruft die Katholische Frauenbewegung zur öffentlichen Diskussion über die nach wie vor ungleiche und zu Ungunsten von Frauen aufgeteilte Sorgearbeit auf.

„Wir können nicht oft genug betonen“, so kfbö-Vorsitzende, Angelika Ritter-Grepl, „dass Geschlechtergerechtigkeit von stereotypisierten Rollenbildern abhängt. Die Frau als Rund-um-die-Uhr-Versorgerin von Haushalt, Kindern, Pflegebedürftigen ist ein patriarchaler Mythos ohne Grundlage. Indem er jedoch seit Jahrhunderten propagiert wird, müssen wir ihn durch die aktive Konfrontation mit einem gerechten Gegenmodell außer Kraft setzen.“

 

Um unter anderem auf diesen Gender-Care-Gap aufmerksam zu machen, hat sich das Frauenreferat und die Katholische Frauenbewegung der Diözese Innsbruck am Morgen des 8. März zum politischen Morgengebet im Haus der Begegnung versammelt.

 

Unter dem Titel „Mind the gap“ wurden verschiedene Gender-Gaps in den Fokus gerückt:

Obwohl in den letzten Jahren Verbesserungen umgesetzt und dadurch die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede verringert werden konnten, zählt Österreich nach wie vor zu den EU-Ländern mit dem größten Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern. In Österreich lag der Gender Pay Gap laut Eurostat 2021 bei 18,8 Prozent, und damit deutlich über dem EU Schnitt (EU-27) von 12,7 Prozent. Frauen verdienen in Österreich also 18,8 Prozent weniger als Männer. (Quelle: Einkommen und der Gender Pay Gap - Bundeskanzleramt Österreich)

 

Hausarbeit, Kinderbetreuung oder auch die Pflege von Angehörigen leisten noch immer zu einem deutlich größeren Teil Frauen. Frauen leisten laut der aktuellen Zeiterhebungsstudie der Statistik Austria durchschnittlich 4,19 Stunden unbezahlte Arbeit, Männer 2,29 Stunden, also nur ungefähr die Hälfte. (Quelle: Equal Care Day: Weit entfernt von fair – Geschlechterpolitik – derStandard.at › dieStandard)

 

50% der Herzinfarkte bei Frauen werden nicht oder zu spät erkannt, weil ihre Symptome bei Herzinfarkten andere sind als bei Männern und deshalb – trotz ihrer Häufigkeit – als atypische Symptome nicht allgemein bekannt sind. Nach einem Herzinfarkt sterben Frauen mit höherer Wahrscheinlichkeit als Männer.(Quelle: Criado Perez, Caroline, Unsichtbare Frauen, 2020, S. 293f)

 

Wenn genderspezifische Daten fehlen, kann das mitunter tödlich enden. Spracherkennungssoftwares in Autos reagieren oft nur auf männliche Stimmen und lenken dadurch Frauen beim Autofahren ab. Airbags wurden häufig nur mit Crash-Test-Dummies getestet, die der Größe und dem Gewicht von Männern entsprechen, somit sind Frauen bei Autounfällen in höherer Gefahr sich ernsthaft zu verletzen oder gar zu sterben. (Quelle: Criado Perez, Caroline, Unsichtbare Frauen, 2020)

 

„Mind the gap!“, ruft die Welt den Frauen zu. „Wir sind keine Lücke, sondern die Hälfte der Menschheit!“, rufen wir zurück. „Es braucht beides“, so die Leiterin des Frauenreferates der Diözese, Magdalena Collinet, „einerseits das Vertrauen, dass Gott ein rechtschaffender Gott ist, gleichzeitig sind wir als Menschen dafür verantwortlich, für unsere Rechte und die unserer Mitmenschen einzutreten und mitunter auch zu kämpfen.“

Beim politischen Morgengebet am Weltfrauentag - Foto: kfb Tirol