Was kann sakrale Kunst heute leisten?
Das Christentum kennt, genauso wie das Judentum und der Islam, eigentlich ein Bilderverbot: Du sollst Dir kein Bild von mir machen. Trotzdem hat die Darstellung von Maria, Jesus und Gott Vater in der christlichen Kunst zu einigen der Höhepunkte in der Kunstgeschichte der Menschheit geführt, man denke an Michelangelos Adam in der Sixtinischen Kapelle, der von Gott Leben eingehaucht bekommt. Wie ist das zu erklären? Welche Funktion hatte sakrale Kunst in der Vergangenheit? Wieso kam es zu immer wieder zu Bilderstürmereien, und wie ist es zu erklären, dass im Jahre 2024 jemand einem Kunstwerk im Linzer Dom den Kopf abschlug? Welche Funktion hat sakrale Kunst heute in einer Zeit der Säkularisierung und Individualisierung? Wie lässt sich das doch sehr persönliche spirituelle Empfinden und Bedürfnis von Menschen in Bilder, Skulpturen und Architektur fassen? Wie muss sakrale Kunst heute sein, damit sie möglichst viele Menschen anspricht? Worauf kommt es dabei an? Gibt es Kriterien für gute sakrale Kunst? In was für Räumen, vor was für Kunstwerken betet es sich am besten? Und was machen wir eigentlich mit unseren überladenen Barock-Kirchen, wenn das nicht mehr die Ausdrucksform unserer Spiritualität heute ist und wir viel lieber leere Räume hätten?
Damit beschäftigt sich eine Podiumsdiskussion im Rahmen der Langen Nacht der Museen am Samstag, 5. Oktober 2024, in der Pfarrkirche Mariahilf. Teilnehmer:innen sind Franz Caramelle, ehem. Landeskonservator Tirol, Bischof Hermann Glettler und die Künstlerin Patricia Karg. Moderiert wird die Runde von dem Journalisten Gerd Henghuber. Beginn der Diskussion ist um 21 Uhr.
Die Pfarre Mariahilf hat einen besonderen Bezug zu sakraler Kunst. Nicht nur dass Lucas Cranachs Gnadenbild eigentlich für Mariahilf bestimmt sein sollte, wo es heute leider nur als Kopie den Altar dominiert. Aufgrund der besonderen historischen Funktion dieser Kirche für ganz Tirol hat Mariahilf über die Jahrhunderte mehrere bedeutende Stiftungen erhalten, die den Erwerb kostbarer religiöser Objekte ermöglichten. Diese sind in einer Kunstkammer ausgestellt, die man nach Vereinbarung besichtigen kann und die in der Langen Nacht der Museen ab 18 Uhr für alle Interessierten offensteht. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.