Vatikan-Konferenz zu Priestertum in der Krise mit Tiroler Beteiligung

Papst Franziskus: Priester sollen Gott, ihrem Bischof, ihren Mitpriestern und den Gläubigen, denen sie dienen sollen, nahe sein - "Geschenk" Zölibat bewahren

Inmitten der Debatte um sexuellem Missbrauch in der Kirche und dessen Vertuschung durch Kleriker hat am Donnerstag im Vatikan ein lange vorbereitetes dreitägiges Symposium über Fehlentwicklungen im katholischen Priesterbild begonnen. Aus der Diözese Innsbruck nehmen Generalvikar Roland Buemberger sowie Paul Kneussl, Ferdinand Pittl, Hannes Wechner, Bernadette Eibl und Sabine Meraner daran teil. Unter dem Generaltitel "Fundamentaltheologie des Priestertums" soll die Veranstaltung laut Kurienkardinal Marc Ouellet, Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, eine "Bestandsaufnahme aktueller soziologischer Studien vornehmen sowie historische, kulturelle und theologische Ursachen analysieren", die zu Klerikalismus und seinen diversen Formen von Missbrauch führen.

 

In einer persönlich gefärbten Eröffnungsrede vor rund 500 Zuhörern in der vatikanischen Audienzhalle warnte Papst Franziskus die Kongressteilnehmer vor rein abstrakten Auswegen aus der aktuellen Krise des katholischen Priestertums. Weder eine Flucht zurück in frühere Traditionen noch vermeintlich neueste Reformen und Maßnahmen böten eine Lösung.

 

Stattdessen legte das Kirchenoberhaupt katholischen Priestern nahe, vier wesentliche Formen von Nähe zu pflegen. Dies sei zum einen die in einem ehrlichen Gebetsleben gepflegte Nähe zu Gott. Eine solche sei aber nur möglich und konkret, wenn der Priester gleichzeitig nah am Leben der Menschen in seiner Gemeinde sei und dieses teile.

 

Die dritte und vierte Säule priesterlicher Existenz sind nach Aussage des Papstes eine offene und ehrliche Beziehung zum eigenen Bischof sowie Nähe und Gemeinschaft mit anderen Priestern. Leider seien Beziehungen zwischen Klerikern oft von Neid geprägt, sagte Franziskus. Mit Hilfe wahrer Freundschaften unter Priestern hingegen sei es möglich, den Zölibat zu leben. "Dieses Geschenk" wolle die lateinische Kirche daher bewahren, so Franziskus.

 

Allgemeines und besonderes Priestertum
Aufgabe des bis Samstag dauernden Symposiums ist es laut Kardinal Ouellet, das allgemeine Priestertum aller getauften Christen und das besondere der ordinierten wieder in ein richtiges Verhältnis zu setzen. Durch seine Abgrenzung von der protestantischen Reformation habe das katholische Lehramt das Sakrament der Priesterweihe überbetont. 

 

Damit habe die römisch-katholische Kirche "eine klerikale Machtmentalität und Haltung übermäßiger Kontrolle der Kleriker über die gesamte kirchliche Gemeinschaft gebilligt". Bei der von Franziskus angestoßenen Weltsynode gehe es daher auch hier um "ein neues Gleichgewicht".

 

Zölibat und Frauenfrage
Dem Thema "Zölibat" wird sich die Konferenz laut Programm am Samstagvormittag ausführlicher widmen. Nachdem Papst Franziskus in seinem nachsynodalen Schreiben "Querida Amazonia" (2020) weder die Frage der "viri probati" (bewährte, verheiratete Männer) noch den Zölibat aufgegriffen hatte, legte zuletzt unter anderem der "Synodalen Weg" der katholischen Kirche in Deutschland das Thema wieder auf den Tisch. 

 

Aber auch die Rolle von Frauen in der Kirche steht bei der nunmehrigen Vatikankonferenz auf dem Programm. Am Freitagnachmittag sprechen drei Frauen über "Die Frau und die Ämter, status quaestionis". Darunter sind die kommissarische Co-Leiterin des Entwicklungsdikasteriums, Schwester Alessandra Smerilli, und die römische Fundamentaltheologin Michelina Tenace von der Päpstlichen Universität Gregoriana. Tenace, Konsultorin der Glaubenskongregation, gehört zum Vorbereitungsteam des Symposiums und stellte damals schon klar, dass Veränderungen nicht "von kulturellem Druck diktiert" werden könnten.

 

Kirchengeschichte, Christologie, Ökumene
Strukturdebatten freilich sind von dem Symposium kaum zu erwarten. Eher wird es um Themen wie das "mystische Wesen" des Priestertums gehen. Um Kirchengeschichte, Christologie - aber auch Ökumene, zu der sich der zuständige Kurienkardinal Kurt Koch äußern soll. Neben ihm und Kardinal Ouellet kommen noch die Kurienkardinäle Giuseppe Versaldi (Bildung), Kevin Farrell (Laien) und Jose Tolentino de Mendonca (Archiv und Päpstliche Bibliothek) sowie die Kurienerzbischöfe Arthur Roche (Liturgie) und Lazarus You Heung-sik (Klerus) zu Wort. 

 

Maßgeblich mit vorbereitet und durchgeführt wird das Symposium vom "Zentrum für die Erforschung und die Anthropologie der Berufungen" mit Sitz in Frankreich. Diesem gehören eine Reihe französischer und italienischer Theologen und Theologinnen an.  Auch sie treten als Redner in der Audienzhalle auf.

 

Eine Meldung von www.kathpress.at