Tiroler Forschungsprojekt beleuchtet Resilienz im Glauben

Projektleiter Löffler: Wollen Kriterien für "gesunde" und "weniger gesunde" Meinungs- und Glaubensstandhaftigkeit erforschen

Jeder Mensch hat ein Meinungs- und Überzeugungssystem, in dem manche Segmente "resilienter", also erschütterungsfester und schwerer aufzugeben, sind als andere. Das betonte der Innsbrucker Philosoph Winfried Löffler, der derzeit ein Forschungsprojekt leitet, in dem das Thema "Meinungsresilienz" umfassend und interdisziplinär beleuchtet werden soll. Das Projektteam wolle Kriterien für "gesunde" und "weniger gesunde" Formen von Meinungs- und Glaubensresilienz und dahinter stehende Denkstrukturen erforschen, so Löffler, der am Institut für Christliche Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck tätig ist, im Gespräch mit Kathpress.

 

Beispiele der Forschung seien etwa die Themen Corona, Umweltschutz oder auch die Religion. Laut Löffler sei es kein Zufall, "dass fundamentalistisch- und esoterisch-religiöse Menschen auch häufig vehemente ImpfgegnerInnen sind". "Meinungsresilienz" sei folglich "ein überaus ambivalentes Phänomen - sie kann Sicherheit und Stabilisierung ebenso fördern wie Polarisierung und schwer bearbeitbare Konflikte".

 

"Extreme" Meinungen, etwa bei Fundamentalismus, Religion und Gewalt, Verschwörungsmythen und Antisemitismus, könne man als entgleisende Formen der Meinungsresilienz sehen. Interreligiöser Dialog und Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit seien dagegen als Versuche zu sehen, "dysfunktionalen Meinungsresilienzen" auf die Spur zu kommen und diese aufzuweichen. Laut Löffler dürfte persönliches Mobilitätsverhalten zu den "resilientesten" Segmenten des Meinungs- und Überzeugungssystems gehören.

 

"Resiliente" Denkformen als bloße Fälle für die Gruppensoziologie, die Psychologie oder gar als krankhaft einzuordnen, wäre vorschnell, so Löffler. Dazu hätten die Menschen oft zu viele Argumente, deren Struktur man untersuchen könne. "Und den ganzen Themenkomplex nochmals mit den verfügbaren Forschungen zu religiösen und anderen Weltanschauungen zu verknüpfen, dürfte so noch kaum versucht worden sein."

 

Vielfalt der Perspektiven nutzen
In dem "Euregio-Projekt" "Resilient Beliefs: Religion and Beyond" widmen sich drei Institutionen aus der Europaregion "Tirol-Südtirol-Trentino" bis 2024 je eigenen Schwerpunkten. Treffen und Konferenzen mit Außenbeteiligung sollen regelmäßigen Austausch ermöglichen. Das Innsbrucker Institut für Christliche Philosophie fokussiert auf die philosophisch-erkenntnistheoretischen Aspekte, die Philosophisch-Theologische Hochschule Brixen auf die theologischen und religionswissenschaftlichen Gesichtspunkte und die Fondazione Bruno Kessler in Trient erforscht psychologische und sozialwissenschaftliche Perspektiven. 

 

Die gesellschaftliche Relevanz habe das Projektteam "von Anfang an umgetrieben". Eine indirekte Breitenwirkung werde daher angestrebt. Konferenzen sollen auch für Studierende, Kolleginnen und Kollegen und eine breitere interessierte Öffentlichkeit zugänglich sein, erzählte Löffler. Zudem sei die Erstellung von Lehrmaterialien etwa für Philosophie-, Ethik-, Religions- und Staatsbürgerkundeunterricht angedacht.

 

(Infos: www.uibk.ac.at/philtheol/forschung/resilientbeliefs.html)

 

Eine Meldung von www.kathpress.at

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