Tirol ist kulturell und religiös vielfältig geworden

Am 27. Jänner feierte Tirol den 650. Jahrestages der Zugehörigkeit zu Österreich. Im Innsbrucker Dom zelebrierte Bischof Manfred Scheuer den Festgottesdienst.

(KAP) Mit einem Festgottesdienst am Sonntagnachmittag im Innsbrucker St. Jakobs-Dom und einem Festakt in der Innsbrucker Hofburg wurde des 650. Jahrestages der Zugehörigkeit des Landes Tirol zu Österreich gedacht. Dabei beleuchtete Bischof Manfred Scheuer die wechselvolle Geschichte des westlichen Bundeslandes und sein Verhältnis zur "Wiener Zentrale". Tirol sei heute "kulturell und religiös vielfältig geworden", fasste Scheuer zusammen. An dem Gottesdienst nahm u.a. auch Bundespräsident Heinz Fischer teil.
Die vergangenen 650 Jahre waren geprägt durch Geschichten von Krieg und Frieden, aber auch von Zuwanderung und Auswanderung, von Vertreibung (etwa jener der Protestanten im 17. und 19. Jahrhundert), schließlich von "Katastrophen und Barbareien des 20. Jahrhunderts", die auch für Tirol einen Einschnitt bedeuteten. Heute sei Tirol - nicht zuletzt durch seine Universität und die Kirche - "Brücke zwischen Nord und Süd" und attraktiver Zuzugsort für junge Menschen aus der ganzen Welt, so Bischof Scheuer. Daher sei der
heutige Tag auch "Anlass zur Dankbarkeit, aber auch zur Reinigung des Gedächtnisses und zur Frage: Mit wem haben wir uns zu versöhnen?"
Im Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart ortete Scheuer einen "schleichenden Druck, das Religiöse aus dem öffentlichen Leben zurückzudrängen bzw. es als lächerlich oder überaltet hinzustellen". Es gebe auch in Tirol "Intoleranz und Aggression, die dann die Anwesenheit anderer Religionen oft nur als Vorwand verwendet, um religiöses Brauchtum, entsprechende Symbole oder Feiern z.B. in Schulen oder Kindergärten nicht mehr zulassen zu wollen."
Dagegen verwies Scheuer u.a. auf die Tiroler Landesverfassung, in der hervorgeben werde, dass Friede, Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand nur zu erreichen seien, "wenn die Verantwortung vor Gott und den Menschen wahrgenommen wird". Scheuer: "Wir sind der Überzeugung, dass die Grundrechte der Person nur wirklich gesichert sind, wenn der Mensch als Geschöpf, als Ebenbild des Dreieinen Gottes gesehen wird".
Weiters verwies Scheuer auf die Begriffe Freiheit, Solidarität und Spiritualität, die einer neuen Bewertung im Blick auf ihre Bedeutung für Tirol bedürften. Freiheit dürfe nicht mit einem von allen Pflichten losgelösten "anything goes" missverstanden werden. Freiheit könne schließlich mit "neuen Konsumzwängen" einhergehen und dadurch zur "leeren Freiheit" degenerieren, warnte der Innsbrucker Bischof.
Am 26. Januar 1363 vermachte Margarete "Maultasch", Gräfin von Tirol, nach dem Tod ihres zweiten Mannes Ludwig von Brandenburg und ihres Sohnes Meinhard III. die Herrschaft an Etsch, Eisack und Inn den Herzögen von Österreich. Mit der Übergabe der gefürsteten Grafschaft Tirol an die Habsburger setzte die Tiroler Erbprinzessin den Auftakt für die gemeinsame Geschichte Tirols mit Österreich.
Das Land Tirol beging dieses Jubiläum mit einem Festakt in der Innsbrucker Hofburg. Dabei betonte Bundespräsident Heinz Fischer: "Es ist eine Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen, in der die Länder des heutigen Österreich ihren eigenen Charakter entwickelten und sich oft mühsam, aber letztlich doch erfolgreich zu einem gemeinsamen Ganzen - Österreich - zusammenfanden". 

Der Wortlaut der Predigt als Download 

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