Thomas von Olera seliggesprochen

Im Dom von Bergamo in Italien ist der Kapuzinerbruder Thomas von Olera selig gesprochen worden. Er wirkte im 17. Jahrhundert lange Zeit auch in Innsbruck. Ein Stimmungsbericht von der Seligsprechung von Sarah Schuller-Kanzian.

Seit 21. September gibt es einen neuen seligen Kapuziner: Thomas von Olera. In Bergamo geboren, lebte er von 1563 bis 1631 unter anderem in Rovereto, Padua, Wien und vor allem in Innsbruck. Thomas ging 50 Jahre lang als Bettelbruder von Haus zu Haus. Zu den Menschen, die er seelsorglich begleitete, zählten einfache Leute genauso wie Habsburgs Hochadel. Seine Zeitgenossen schätzten ihn als Mystiker. Seine Schriften gehörten zu dem Letzten, das sich Papst Johannes XXIII. am Sterbebett vorlesen ließ. Das Titelzitat stammt von Thomas selbst – und beschreibt gleichzeitig Leben und Werk des neuen Seligen. In seiner Hauptwirkungsstätte, der Kapuzinerkirche Innsbruck, befindet sich sein Grab.

Dom zu Bergamo, 21. September, 16:30 Uhr: Es ist noch eine halbe Stunde bis zum Beginn der Messe. Der Dom ist zum Bersten voll. Auch auf dem Vorplatz und in einer benachbarten Kirche haben sich zahlreiche Pilger eingefunden. Die Kirchenglocken läuten durchgängig. Die Aufregung ist spürbar. Ein Kantor beginnt, mit der Menge die Lieder einzulernen, die Spannung in der Menge steigt noch zusätzlich. Endlich – pünktlich um 17:00 Uhr beginnt der Einzug. Kardinal Angelo Amato wird die Seligsprechung vornehmen. Mit ihm kommen Generalminister Br. Mauro Jöhri und zahlreiche Bischöfe, darunter Innsbrucks Diözesanbischof Manfred Scheuer und der Bischof von Bergamo Francesco Beschi. Nachdem um 17.19 Uhr das Apostolische Schreiben verlesen ist, wird ein Bild Thomas von Oleras über dem Hochaltar enthüllt. Die Spannung löst sich und Applaus brandet auf.

 

Seelsorger und Mystiker
„Thomas ist auf unvergleichliche Weise Menschen in der Seelsorge beigestanden“, beschreibt Mauro Jöhri den Laienbruder, „er war Gott tief verbunden. Sein Anliegen war es, Gott zu den Menschen und die Menschen zu Gott zu bringen.“  Das beginnende 17. Jahrhundert ist selbst im „heiligen Land Tirol“ eine Zeit der religiösen Unsicherheit. Während der Reformation haben sich viele Menschen vom Katholizismus abgewendet. Der Orden der Kapuziner ist einer der wichtigsten Träger der katholischen Erneuerung. Erzherzog Leopold V. von Tirol ist es, der Thomas nach Innsbruck holt.  Als Bettelbruder kommt er mit vielen einfachen Menschen ins Gespräch. Er korrespondiert jedoch auch mit zahlreichen Angehörigen des Adels. Kaiser Ferdinand II. sagt er den Sieg am weißen Berg vorher. Seine Kraft bezieht Thomas aus der brennenden Liebe zu Christus. Seine mystischen Erfahrungen im Gebet schreibt er auch nieder. „Fuoco d’Amore“ – „Feuer der Liebe“ heißt auch die Sammlung seiner Schriften. Ein Buch, das man sogar am Sterbebett Papst Johannes XXIII. fand. Er bezeichnete Thomas als einen „echten Heiligen und Meister des Geistes“. 

„Wir haben Tommaso 400 Jahre lang nicht vergessen“
Das sagt eine Frau aus Olera. „Wir rufen ihn an im Gebet – bei der Arbeit, im Alltag, bei allen möglichen Anliegen.“ Im Tommasos Geburtsort findet am Tag nach der Seligsprechung eine Dankmesse statt. Eine kleine Pilgergruppe der Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol ist ebenfalls dabei. „Mich faszinieren an Thomas seine innige Beziehung zur Gottesmutter und sein Mut, hinauszugehen in fremde Länder“, so Br. Piotr aus Meran. Tatsächlich zeigt eine Darstellung in der Kirche von Olera Thomas mit der Heiligen Jungfrau. Daneben zeigen Votivtafeln Gebetserhörungen durch Thomas auf. 

 

Dankmesse am 5. Oktober in Innsbruck
Zum feierlichen Abschluss wird am 5. Oktober eine Dankmesse mit Mauro Jöhri und Bischof Manfred Scheuer gefeiert. 

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