Theologen: Gender-Debatte in Theologie ohne Vorbehalte führen

Innsbrucker Theologische Sommertage heuer zum Thema "Körper:Gender:Sexualität als Chance für die Theologie"

Für eine theologische und auch innerkirchliche Debatte über die Themen Geschlechtlichkeit, Gender und Sexualität ohne Vorbehalte und ideologische Scheuklappen haben sich drei Theologinnen und Theologen an der Universität Innsbruck ausgesprochen. Es brauche mehr Fachwissen über diese Themen innerhalb der Theologie, eine Rezeption neuester Forschungsergebnisse aus den Natur- und Humanwissenschaften in den theologischen Fächern sowie eine Abrüstung der Worte, zeigten sich die Moraltheologinnen Gertraud Ladner und Angelika Walser sowie der Dogmatiker Nikolaus Wandinger überzeugt. Alle drei waren Referenten der heurigen "Innsbrucker Theologischen Sommertage", die am 4./5. September unter dem Thema "Körper:Gender:Sexualität als Chance für die Theologie" an der Uni Innsbruck stattfanden.

 

Ladner, Walser und Wandinger äußerten sich in einer neuen Folge des Theologie-Podcasts "Diesseits von Eden" (https://diesseits.theopodcast.at/theologie-gender-geschlecht-sexualitaet). "Die Sexualmoral ist die Leiche im Keller der Kirche, und der Gestank, der von dieser Leiche ausgeht, verdirbt alles andere." - Es sei daher an der Zeit, diese "Leiche gut zu bestatten", führte Wandinger aus, der seinem Fach, der Dogmatik, attestierte, die medizinischen und humanwissenschaftlichen Erkenntnisse in der Frage der Geschlechtlichkeit noch gar nicht ausreichend rezipiert zu haben.

 

Auch in der Moraltheologie würden Gender und Geschlecht als "Kampfbegriffe" aufgefasst und nicht als Kategorien komplexer Identitätsbildungsprozesse. Die Theologie schneide sich damit jedoch selber von gesellschaftlichen Debatten ab und schließe sich aus dem Diskus aus, so Ladner und Walser. Dazu zähle auch das dogmatische Beharren auf der Zweigeschlechtlichkeit, die bis in die ekkesiologische Struktur der Kirche hinein wirke (nur Männer dürfen Priester werden) und die dazu beitrage, andere Geschlechter unsichtbar zu machen oder "systematisch auszugrenzen", so Walser.

 

Auf der anderen Seite sei die Kirche ja überaus offen für den Körper in all seinen Lebens- und auch Verfallsstufen, so Ladner. So übernehme sie etwa eine wichtige Fürsprecher-Funktion gerade für all jene "nicht mehr funktionstüchtigen, nicht schönen, nicht normierten Körper". Bei allem Reden über Abwertungen von Frauen in der Kirche müsse man dies auch immer wieder positiv hervorheben.

 

(Infos zu den Innsbrucker "Theologischen Sommertagen": https://www.uibk.ac.at/de/theol/intheso/tagungsarchiv/intheso-2023 / Podcast "Diesseits von Eden": https://diesseits.theopodcast.at)

Im Podcast "Diesseits von Eden" sprachen Theolog:innen über ihre Eindrücke bei den "Innsbrucker Theologischen Sommertagen". Foto: Pixabay