"Sonntag der Völker" am 29. September zeigt Vielfalt in der Kirche
Am 29. September feiert die Kirche den „Sonntag der Völker“. Zugleich ist diesmal der 29. September der 110. katholische „Welttag des Migranten und Flüchtlings“. „Beide Gedenktage stehen im Zeichen der internationalen Solidarität und Vielfalt der Kirche und rufen dazu auf, sich weltweit für würdige Lebensbedingungen einzusetzen“, so Bischof Hermann Glettler. „Zur hoffnungsvollen Ermutigung wird dabei das Motto, unter welches Papst Franziskus seine diesjährige Botschaft zum Welttag des Flüchtlings und Migranten stellt. Ja, Gott ist mit uns unterwegs – auch in schwierigen Zeiten.“
Mehr als zehn muttersprachliche katholische Gemeinden Innsbrucks werden im Innsbrucker Dom zu St. Jakob am 29. September, dem "Sonntag der Völker", um 11.30 Uhr die Messe mit dem neuen Propst Jakob Bürgler feiern. Der Gottesdienst wird mit Liedern, Gebeten und Tänzen aus den Heimatländern der muttersprachlichen Gemeinden gestaltet. Im Anschluss ist ein "Begegnungsfest" auf dem Domplatz geplant.
„Menschlichkeit darf nicht unter die Räder politischer Scharfmacherei kommen“
„Sorgenvoll blicke ich dabei auf die stetig steigende Zahl der weltweit Vertriebenen, unter ihnen 47 Millionen Kinder, und die zugleich wachsende Skepsis, verhärtete Sprache sowie Abschottung gegenüber Geflüchteten und Migranten“, so Bischof Hermann. Er bittet darum, berührbar zu bleiben für die belastenden Erfahrungen und den Schmerz anderer: „Und übernehmen wir, so gut wir können, Verantwortung in der globalen Gemeinschaft. Niemand verlässt seine Heimat aus Jux und Tollerei und begibt sich auf eine lebensgefährliche Reise ins Ungewisse! Bei aller Ungewissheit und gefühlter Überforderung: Menschlichkeit darf nicht unter die Räder politischer Scharfmacherei kommen.“
Der Innsbrucker Bischof zeigt sich dankbar für die vielfältigen Aktivitäten von zivilen und kirchennahen Einrichtungen und Vereinen, „die strukturelle Fluchtursachen bekämpfen und, darauf kommt es an, den Menschen in ihren Heimatländern Hoffnung und Zukunftsperspektiven bieten wollen. Dankbar bin ich allen Verantwortlichen in der Politik, die in den Asyl- und Migrationsfragen Menschlichkeit und Gerechtigkeit, Empathie und Fragen der Belastbarkeit eines Sozialstaates miteinander verbinden. Dankbar bin ich auch den vielen Lebensrettern, die Flüchtenden trotz aller Schwierigkeiten Sicherheit und Schutz ermöglichen.“
Gerade der „Sonntag der Völker“ fördere das Bewusstsein für den Mehrwert einer gelungenen Integration, zu der Kirche einen wesentlichen Beitrag leistet. „Sie führt Menschen unterschiedlicher Kulturen, Ethnien und sozialer Herkunft zusammen – beste Voraussetzung für ein konstruktives Miteinander, das nicht nur auf religiöser, sondern auf allen gesellschaftlichen Ebenen erfolgen muss. Im komplexen und vielschichtigen Prozess der Integration tragen alle Menschen – mit und ohne Migrationshintergrund – Verantwortung: die lange schon Einheimischen und die Zugezogenen! Integration ist keine Einbahnstraße und natürlich auch kein Selbstverständnis. Gehen wir mit größtmöglicher Aufmerksamkeit gemeinsam den Weg hin zu einer inklusiven Gesellschaft, die letztlich eine Bereicherung für alle Beteiligten sein wird“, so Bischof Hermann Glettler.
Sonntag der Völker in Österreich
Die katholische Kirche in Österreich feiert am 29. September den traditionellen "Sonntag der Völker". Im Wiener Stephansdom und den Bischofskirchen in mehreren Landeshauptstädten gibt es besondere Gottesdienste, die wesentlich von Gläubigen der heimischen anderssprachigen katholischen Gemeinden mitgestaltet werden. Chöre, Musiker und Tanzgruppen aus verschiedenen Ländern werden Lieder, Gebete und Tänze aufführen und auch bei anschließenden Agapen und Begegnungsfesten auftreten. Viele Gläubige kommen in traditionellen Trachten in die Kirchen und bringen Speisen, Blumen und Symbole aus ihren Herkunftsregionen zum Altar.
"Der Sonntag der Völker soll daran erinnern, dass Migrantinnen und Migranten nicht nur längst Teil unserer Gesellschaft geworden sind, sondern dass wir die kulturelle Vielfalt geradezu als Kennzeichen der Katholizität in uns tragen", erklärt Alexander Kraljic, Nationaldirektor der katholischen anderssprachigen Seelsorge in Österreich. Weltkirchlich fällt der "Sonntag der Völker" auch mit dem vom Papst ausgerufenen "Welttag der Migranten und Flüchtlinge" zusammen.
Mindestens eine halbe Million Katholiken in Österreich haben Migrationshintergrund, wobei laut Schätzungen zwei Drittel von ihnen in Wien und Umgebung leben. Die meisten der praktizierenden Gläubigen sind in den deutschsprachigen Ortspfarren integriert, viele jedoch auch in den sogenannten anderssprachigen Gemeinden. Dort wird in rund 30 Muttersprachen der Gottesdienst gefeiert, wobei oft Räumlichkeiten deutschsprachiger Pfarrgemeinden mitgenutzt werden.
Österreichweit getragen wird der "Sonntag der Völker" von der Nationaldirektion der katholischen fremdsprachigen Seelsorge in Österreich, die im Verbund mit mehreren diözesanen Einrichtungen auch die Seelsorge in den vielen anderssprachigen katholischen Gemeinden organisiert. Heuer steht der Festtag unter dem gemeinsamen Motto "Gott geht mit seinem Volk".
Papstbotschaft zum 110. Welttag des Migranten und Flüchtlings
