PfarrgemeinderätInnen Sprachrohre einer lebendigen Gemeinschaft

In österreichischen Pfarren werden am 20. März 2022 die Pfarrgemeinderäte (PGR) neu gewählt – Bischof Hermann Glettler ruft zur Teilnahme und Kandidatur auf.

Mit einem Videoaufruf zur Pfarrgemeinderatswahl wendet sich der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler an die Menschen in den Pfarren der Diözese. Es brauche Menschen, die „mittendrin sind im Leben“. Mittendrin ist zugleich der Slogan für die neue Amtsperiode, die mit den Pfarrgemeinderatswahlen am 20. März 2022 startet. Am Freitag, 14. Jänner 2022, stellten Referatsbischof Josef Marketz und die Geschäftsführerin der Konferenz der österreichischen PfarrgemeinderatsreferentInnen, Klaudia Achleitner, die Ergebnisse einer Umfrage vor.

 

Etwa 3.000 Menschen engagieren sich in den 267 Pfarrgemeinderatsgremien der Diözese Innsbruck. Seit mehr als 50 Jahren gehören diese „zur Grundausstattung jeder Pfarre“ in der Diözese, so Bischof Hermann: „Pfarrgemeinderäte sind die Sprachrohre, die Anwälte einer lebendigen Gemeinschaft.“ Er ruft dazu auf, sich zu überlegen, sich auch persönlich zur Verfügung zu stellen: „Wir brauchen engagierte getaufte, gefirmte Menschen, die sagen, ,ja, ich möchte mitdenken und mitsorgen, dass diese unsere Pfarrgemeinde auch in Zukunft lebendig ist‘“. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass österreichweit mit jeder Wahl bis zu 50 Prozent neue Personen hinzugewonnen werden konnten.

Die Pfarrgemeinderäte werden am 20. März 2022 neu gewählt. Bildnachweis: www.pfarrgemeinderat.at

Stimmungsbild aus den Pfarrgemeinderäten

Rund zweieinhalb Monate vor dem Wahltag wurde ein Stimmungsbild in den Pfarren und Pfarrgemeinderäten eingefangen und durch eine Umfrage unter den rund 30.000 gewählten PfarrgemeinderätInnen ergänzt. Viele Menschen sind demnach immer noch mit hohem Engagement bei der Sache und wollten Kirche mitgestalten. Es brauche aber auch Veränderungen. Für den PGR brauche es mehr Leitungs- und Entscheidungskompetenz und es müssten vor allem auch die spirituelle und diakonische Seite gestärkt werden.

 

Der Prozess der KandidatInnen-Suche sei ein ebenso wichtiger Faktor wie die damit verbundene Erneuerung in den Gremien, erklärte Klaudia Achleitner. Sieben von zehn der Befragten sehen die Öffnung auf die Pfarrbevölkerung - einzelne Menschen, Gruppen und verschiedene „Lager“ zu vernetzen - als eine wichtige Aufgabe und auch als die größte Herausforderung. „Der Pfarrgemeinderat ist ein wichtiger Spiegel unserer Gesellschaft. Wenn es gelingt, die Vielfalt an Weltbildern, Talenten und Zugängen zu Glaube und Spiritualität der Pfarrgemeinde abzubilden und zu integrieren, dann gelingt auch die Brücke von der Kirche zu den Menschen in der Pfarrgemeinde“, so Achleitner. Das sei eine besondere Herausforderung, vor allem in Pandemie-Zeiten.

 

56 Prozent gaben an, dass sie coronabedingt Neues in der Begegnung, Verkündigung und Liturgie ausprobiert haben. Wie in anderen Lebensbereichen mussten auch im pfarrlichen Leben neue Lösungen entwickelt werden. PfarrgemeinderätInnen sind daher für Kirche und Gesellschaft wichtige BrückenbauerInnen. „Eine Chance, die wir nutzen, indem wir die PfarrgemeinderätInnen in dieser wichtigen Aufgabe in den Diözesen bestmöglich unterstützen werden“, ergänzt der in der Bischofskonferenz für Pfarrgemeinderäte zuständige Kärntner Diözesanbischof Josef Marketz.

 

Neue Balance der Aufgaben notwendig 

PfarrgemeinderätInnen seien derzeit vor allem im Operativen tätig. Offenbar werde die Dringlichkeit des unmittelbaren Planens und Organisierens des pfarrlichen Lebens als zentralste Aufgabe empfunden. Dadurch bleibt oft nur wenig Zeit und Energie für Innovation und Strategisches. Gerade Aufgaben wie z. B. das Ansprechen neuer Zielgruppen, die Entwicklung innovativer Ideen oder auch das interne Teambuilding und die Entwicklung einer guten Arbeitskultur brauchen Zeit und eine professionelle Herangehensweise.

 

Darüber, dass es eine zeitgemäße Gestaltung von Kirche vor Ort braucht, ist sich der Großteil der befragten PfarrgemeinderätInnen einig. Rund 85 Prozent aller Befragten sprachen sich für eine solche aus. „Wir haben in Österreich eine große Vielfalt an Pfarren. Jede von Ihnen ist einzigartig, hat spezielle gesellschaftliche Rahmenbedingungen und muss deswegen auch für sich eine Definition von ,zeitgemäß‘ finden. Die Kirche als Institution hat hier sicher noch zu oft eine Schablone vorgegeben. Von diesen starren Vorstellungen müssen wir uns mehr und mehr lösen“, so Marketz.

 

Mehr Informationen unter www.dibk.at/pgr oder unter www.pfarrgemeinderat.at