Paulinum Schwaz im Gedenken an Franz Weber

Ausstellungseröffnung über den NS-Widerstandskämpfer aus Oberperfuss am 12. Mai

Das Bischöfliche Gymnasium Paulinum in Schwaz erinnert in einer Ausstellung an den ehemaligen Schüler Franz Weber, der als Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg einen wichtigen Beitrag zur Befreiung Innsbrucks leistete. Die Ausstellung „Franz Weber – zwischen Anpassung und Widerstand“ zeichnet den Weg des immer noch wenig bekannten Widerstandskämpfers und späteren Landes- und Bundespolitikers aus Oberperfuss nach: vom Schulalltag nach dem Anschluss 1938 über die Kriegserfahrungen in Polen, die Desertation bis zur Operation Greenup, die einen wichtigen Beitrag zur Befreiung Innsbrucks leistete. Themen wie die Aufarbeitung der Deserteur-Rezeption und aktuelle Kriegsberichte eröffnen einen Gedankenraum im Spannungsfeld von individueller Entscheidung und Konformität in der Masse. Die Ausstellung wird am 12. Mai um 18 Uhr im Paulinum eröffnet.

 

Elmar Fiechter-Alber, Direktor des Bischöflichen Gymnasiums Paulinum Schwaz: „Oft sind es konkrete Menschen, an denen junge Menschen ganz besonders lernen und auch ihr Leben ausrichten. An der Person Franz Weber ist nicht nur seine „Heldentat“ bedeutsam. Er steht auch dafür, dass Lebenswege keine geradlinigen Pfade sind, sondern Irrwege, das Suchen nach Wahrheit und Mut entscheidend sind. Die Schülerinnen und Schüler, die an der Ausstellung mitgewirkt haben, konnten sich dadurch auf einen intensiven Lernprozess einlassen. ‚Zwischen Anpassung und Widerstand‘ ist nicht nur ein historisches Thema, sondern stellt viele Fragen an unsere Gegenwart.“

 

Sonja Ledl-Rossmann, Landtagspräsidentin: „Rund 18 Jahre war Franz Weber Abgeordneter im Tiroler Landtag, 1949 zog er als damals jüngster Mandatar in das Landesparlament ein. Welche Wendungen sein Leben bis dahin jedoch genommen hatte, ist mehr als eindrücklich. Und so bot es sich an, diese unterschiedlichen Facetten der Person ‚Franz Weber‘ genauer zu betrachten. Es freut mich, dass die Schülerinnen und Schüler des Paulinums nun das Ergebnis ihres spannenden Ausstellungsprojekts vorstellen können – und wir Abgeordnete mehr über Franz Weber, einen unserer Vorgänger, erfahren werden."

 

Zur Person von Franz Weber 

Franz Weber (1920 – 2001) trat 1932 in das Bischöfliche Gymnasium Paulinum in Schwaz ein. Die Schule wurde von 1938 bis 1945 als Deutsche Oberschule für Jungen geführt. Weber wurde während seines letzten Schuljahres einberufen und erhielt ein Zeugnis mit Reifevermerk. Im Zweiten Weltkrieg erlebte er als Wehrmachtssoldat die Gräueltaten der Nationalsozialisten gegenüber den Juden in Polen. Als er nach Italien verlegt wurde, lief er zu den Amerikanern über. Im Februar 1945 sprang er zusammen mit zwei Agenten des amerikanischen Geheimdienstes OSS mit dem Fallschirm über dem Stubaier Gletscher ab und half als Ortskundiger, eine geheime Funkstation in seinem Heimatort Oberperfuss aufzubauen. Die Agenten schleusten sich in hohe Kreise der Nazis ein und lieferten Informationen an die amerikanischen Truppen.  Die sog. Operation "Greenup" des OSS gilt als mitentscheidend dafür, dass Innsbruck kampflos an die amerikanischen Truppen übergeben wurde.

Nach dem Krieg war Weber kurze Zeit Leiter der Bundespolizeidirektion in Innsbruck. 1947 wurde er Landessekretär des Bauernbundes, 1953 Angestellter der Tiroler Landarbeiterkammer. 1949 zog Franz Weber als Abgeordneter der ÖVP in den Tiroler Landtag ein. 1954 wurde er Bundesrat in Wien. 1958 wechselte er als Abgeordneter in den Nationalrat, 1959 bis 1961 saß er erneut im Bundesrat. Anschließend war Weber noch weitere 14 Jahre Mandatar in Tirols Landesparlament, ehe er 1975 freiwillig ausschied.

Franz Weber wurde mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich sowie dem Ehrenzeichen des Landes Tirol ausgezeichnet.

 

  

Franz Weber – zwischen Anpassung und Widerstand.  

Ausstellung im Parterre des Gymnasiums Paulinum in Schwaz.  

Eröffnung am 12. Mai um 18 Uhr.  

Besichtigung sind auf Anfrage möglich. Kontakt: lukas.troger@tsn.at 

Hintere Reihe v.li.: Hans Wijnberg (OSS), Maria Hörtnagl, Fred Mayer (OSS) vorne: Anna Niederkircher, Franz Weber Foto: National Archives and Records Administration