Paulinertag: Tradition, Stolz und Zukunftsorientierung

Ein Plädoyer für gerechte Bildung und umfassende Allgemeinbildung hielt BM Töchterle im bischöflichen Gymnasium Schwaz.

Beim diesjährigen Paulinertag wurde nicht nur für eine umfassende Allgemeinbildung plädiert und der Stellenwert der Bildung in der gegenwärtigen Gesellschaft diskutiert, sondern auch Gemeinschaft gelebt, Erinnerungen ausgetauscht und ein Alt-Pauliner für seinen Bildungseinsatz in Bolivien mit dem Preis der Dr.-Reinhold-Stecher-Stiftung ausgezeichnet.

Alle drei Jahre findet im Bischöflichen Gymnasium Paulinum in Schwaz der „Paulinertag" statt. Bischof Manfred Scheuer feierte einen Festgottesdienst, der beeindruckend vom Schulorchester und -chor des Paulinums unter der Leitung von Patricia Klemm musikalisch umrahmt wurde. Bischof Manfred Scheuer beschrieb in seiner Festpredigt den Paulinertag nicht als Nostalgietreffen, sondern hob den wichtigen Blick für die Zukunft der Bildung hervor. Insbesondere ging er auf den Zusammenhang von Geld und Bildung sowie auf Fragen der Gerechtigkeit ein: „Die positive Realisierung von Gerechtigkeit ist schwierig. Gibt man dem Einzelnen das, was er zum Leben braucht oder behandelt man alle gleich? Es ist eine Kunst, den Einzelnen nicht auf Kosten anderer zu fördern." Es drängt sich die Frage auf, was im Kontext von Schule und Bildung gerecht ist bzw. ab wann man hier von Diskriminierung spricht. So kommt er zum Schluss, dass in der Nachfolge Jesu Bildung nicht nur das gleiche Recht für alle bedeutet, sondern die Beseitigung von gesellschaftlich geprägten Benachteiligungen.

Die Festansprache hielt Wissenschaftsminister Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle, der als Altphilologe einen perfekten Redner für das humanistische Gymnasium darstellt. Um über Bildung zu sprechen, muss man seiner Ansicht nach zuerst über die Ziele und den Zweck der Bildung nachdenken, um fundiert diskutieren zu können. Er plädierte für eine umfassende Allgemeinbildung: „Wenn wir die geistige Bildung so hoch schätzen, dann diskriminieren wir handwerkliche Tätigkeiten. Wir sind einseitig, wenn wir das tun", ist Töchterle überzeugt. Deshalb setzt er sich für einen umfassenden Bildungsbegriff ein, der auch die körperliche und handwerkliche Bildung miteinschließt. Laut Töchterle liegen die Wurzeln dieser „verkürzten Allgemeinbildung, die wir bis heute mitschleppen", im Platonismus: „Auch die gegenwärtig noch spürbare Abwertung der Frau resultiert aus diesem Dualismus, in dem die diesseitige Welt nur als Abbildung der jenseitigen Welt verstanden wird. Der Dualismus schafft Hierarchien: zum Beispiel auch zwischen Geist und Körper", erklärt Töchterle. Obwohl seiner Meinung nach Bildung auch zum Wohlstand der Gesellschaft beitragen darf, muss sie mehr leisten: „Eine Wertebildung und Werteerziehung ist heute wichtiger denn je. Unsere Kinder müssen ein Wertebewusstsein entwickeln. Auch wenn Bildung keine Garantie gegen Totalitarismus ist, so ist sie doch ein Schritt in die richtige Richtung.

Dass Dr. Otto Larcher viele Schritte in die richtige Richtung gemacht hat, schätzt auch die Dr.-Reinhold-Stecher-Stiftung des Paulinums. Für seine mittlerweile im zwanzigsten Jahr laufende Aktion „Bildung gegen Armut" wurde heuer der Stiftungspreis über Euro 3.000,- dem ehemaligen Direktor des Bischöflichen Gymnasiums verliehen. „Jährlich übergebe ich über Euro 10.000,- nach Bolivien, um dort Schicksale positiv zu beeinflussen, denn es braucht nur geringe Mittel, um einem Kind dort den Schulbesuch zu gewährleisten. Insgesamt konnten wir mit Euro 135.000,- Kinder in Bolivien unterstützen", zeigt sich Larcher stolz.

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Paulinertag: Tradition, Stolz und Zukunftsorientierung