Österreichs Bischöfe werben für regionales Einkaufen

Die österreichische Bischofskonferenz wirbt gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium dafür, dass die Konsumenten mehr zu heimischen und biologisch produzierten Produkten greifen.

(KAP) Konsumenten sollten für regional produzierte, hochqualitative Lebensmittel, die sie beim Bauern bekommen, auch bereit sein, mehr zu bezahlen. Dafür trat der Kärntner Bischof Alois Schwarz, der in der Bischofskonferenz für Wirtschaft, Landwirtschaft und Umwelt zuständig ist, am Dienstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer, Gerhard Wlodkowski, ein. Ohne neue Formen der Solidarität würden "viele nicht überleben", warnte Schwarz. Generell sprach er sich für Bemühungen darum aus, dass die Menschen in Österreich den ländlichen Raum wieder mehr schätzen, der letztlich allen in der Gesellschaft zugutekomme.
Dieses Anliegen bildet auch den Kern einer gemeinsamen Erklärung von Bischofskonferenz und Landwirtschaftskammer, die bei der Pressekonferenz präsentiert wurde. Als gemeinsame Sorgen wurden darin die große Lebensmittelverschwendung und die zunehmende Flächenversiegelung benannt, einen Schulterschluss gibt es zugunsten von "fairen Preisen" für bäuerliche Produkte und für eine nachhaltige, "enkeltaugliche" Landwirtschaft. "Die Förderung einer naturschonenden Bewirtschaftung sollte Priorität haben vor einer Strategie, die einerseits grenzenlose Intensivierung forciert und andererseits quasi als Ausgleich große Flächen in Europa gänzlich außer Nutzung nehmen will", heißt es in dem Papier.
Kirche und Landwirtschaft wollen dazu beitragen, die Lebensmittelverschwendung zu "stoppen". Die "nie zuvor dagewesene Vielfalt" an Lebensmitteln habe die Kehrseite, dass allein in Österreich jährlich Essen im Wert von 300 Euro pro Person auf dem Müll landet. Alle Partner in der Wertschöpfungskette - Landwirtschaft, Verarbeiter, Handel und Konsumenten - seien gefordert, den Umgang mit Lebensmitteln in der Öffentlichkeit zu thematisieren und Strategien gegen deren Verschwendung zu finden. Der Kirche als großer "Solidargemeinschaft" mit hohen ethischen Ansprüchen sei dies ein großes Anliegen, betonte der Kärntner Bischof.
Bauern sind "Hüter der religiösen Kultur"
Schwarz sieht einige Parallelen zwischen Kirche und Landwirtschaft: Die Kirche sei ein "Nahversorger der Seele", der auch in Zeiten des Priestermangels Standorte im ländlichen Raum bewahre. Sie sei selbst Grundbesitzerin, die Einkünfte daraus dienten der Seelsorge und der Erhaltung von Kulturgütern. Landwirte wiederum sieht der Bischof als wichtige Stützen einer lebendigen Kirchengemeinschaft, als "Hüter der religiösen Kultur" und als einen der wichtigsten Garanten für die Bewahrung der Schöpfung.
Eine weitere Intensivierung der Landwirtschaft muss laut dem "Umwelt-Bischof" einhergehen mit Nachhaltigkeit beim Anbau. Ausdrücklich wandte sich Schwarz gegen gentechnisch verändertes Saatgut. Gentechnik in der Landwirtschaft sei "katastrophal" und nicht verantwortbar, da Veränderungen in der Nahrungsmittelkette nicht mehr zurücknehmbar seien. Ebenso klar ist der Standpunkt des Bischofs bei der Energiegewinnung aus Getreide, z.B. beim "Biosprit": Hier müsse der Nahrungsmittelversorgung absolute Priorität eingeräumt werden.
Zurückhaltend äußerte sich Schwarz zu den Aufregungen auch in der Landwirtschaftskammer, die Kardinal Schönborn in der Fastenzeit mit dem Appell ausgelöst hatte, auf die Hälfte des derzeit konsumierten Fleisches zu verzichten. Der Kärntner Bischof wies auf das "Angebot" der Kirche hin, an Freitagen von Fleischkonsum abzusehen. Dies sei eine "sinnvolle Empfehlung".
Wettbewerbsfähigkeit plus Nachhaltigkeit
Kammerpräsident Wlodkowski sprach sich für tragfähige Kompromisse zwischen intensivierter Landwirtschaft und ökologischen Anliegen aus. "Faire Preise" für die Konsumenten setze Wettbewerbsfähigkeit voraus, was noch längst keine industrielle Landwirtschaft bedeuten müsse. Wlodkowski appellierte aber an Naturschützer, nicht gleich gegen "Massentierhaltung" zu protestieren, wenn Bauern einen Schweine- oder Hühnerstall planten. Wenn solcherart "das Kind mit dem Bad ausgeschüttet" werde, müssten vor allem kleine Betriebe um ihre Existenz bangen.
Ziel müsse es sein, die Anwanderung aus dem ländlichen Raum zu stoppen und den dort Lebenden Perspektiven zu bieten. Gemeinsam mit der Kirche spreche sich die Landwirtschaft für eine Beibehaltung des österreichischen Programms für Ländliche Entwicklung aus, das europaweit vorbildlich sei. Es habe sich gezeigt, "dass es möglich ist, mit effizientem Mitteleinsatz florierende, betrieblich kleinstrukturierte ländliche Räume zu erhalten". Dies weiterzuführen "nützt durch die positiven Beiträge für Versorgungssicherheit, lokale Märkte, Qualität, Tourismus, Bioenergie und vieles mehr der gesamten Gesellschaft", heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Als nächstes gemeinsames Projekt kündigten Schwarz und Wlodkowski
eine Initiative zum kommenden Erntedankfest an - zugunsten der
Lebensmittelsicherheit und gegen die Lebensmittelverschwendung.
  

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