Ökumene: Sorge gilt konfessionsverbindenden Paaren

Es gehe nicht darum, die Unterschiede zu zelebrieren, sondern Christus in der Welt zu bezeugen. Das sagte Bischof Manfred Scheuer zur Frage der Ökumene in einem Interview.

"Es geht nicht darum, unsere Unterschiede zu zelebrieren, sondern Christus in der Welt mit Worten und Taten zu bezeugen. Dazu gibt es für die Kirchen keine Alternative." Das hat der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer betont. In einem auf der Website des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)veröffentlichten Interview (www.oekumene.at) sieht Scheuer durchaus Fortschritte im ökumenischen Prozess. Die gemeinsame Eucharistiefeier für gemischtkonfessionelle Ehepaare hält er für eine zentrale Anfrage an die christlichen Kirchen. Bischof Scheuer ist stellvertretender Vorsitzender des ÖRKÖ und in der österreichischen Bischofskonferenz - gemeinsam mit Kardinal Schönborn - für ökumenische Fragen zuständig.Im gesellschafspolitischen Bereich sah Scheuer wichtige Fortschritte in der Zusammenarbeit der Kirchen. Der gemeinsame Einsatz für Friede, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sei keine leere Worthülse. Der Bischof verwies u. a. auf das gemeinsame "Sozialwort" der Kirchen in Österreich. Im Übrigen sei es auch nicht selbstverständlich, dass die katholische Kirche vollständiges Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich sei, betonte Scheuer. Das sei ein sehr positiver regionaler Sonderweg, den man in Österreich beschreite.Was den theologischen Dialog zwischen den Kirchen betrifft, räumte Scheuer eine geringere Geschwindigkeit ein; "es ist aber auch nicht so, dass gar nichts weitergeht". Der Bischof verwies auf die gemeinsame Erklärung von katholischer und evangelischer Kirche zur Rechtfertigungslehre, auch im Verständnis der Taufe und in der gegenseitigen Anerkennung derselbigen sei man inzwischen ein gutes Stück weitergekommen.

Schwierig bleibe die Frage der Eucharistie. Er halte es aber nicht für den richtigen Weg, wenn man die Ökumene nur an Fortschritten in dieser Frage messe. Ein großes Problem stellten aber freilich die konfessionsverschiedenen bzw. "konfessionsverbindenden" Ehen dar. Es sei eine große Belastung, wenn die Ehepartner - meist katholisch und evangelisch - nicht gemeinsam Eucharistie feiern können. Das könne durchaus zu einer echten Notlage führen, so Scheuer. So gehe man den Weg, "dass unter bestimmten Bedingungen, wenn der nicht-katholische Partner Ja sagen kann zur katholischen Eucharistielehre, er dann auch zur Kommunion gehen kann".Die derzeit zwischen den Kirchen noch vorhandenen Differenzen im Kirchen- und Amtsverständnis hielt Scheuer nicht für unüberwindbar. Er sprach von "unterschiedlichen Blickpunkten und Akzenten", die jedoch den Blick auf den "gemeinsamen Grund des Glaubens" nicht blockieren. Differenzen zwischen den Konfessionen bestünden aber auch nicht nur auf theologischer und lehramtlicher Ebene. Vielfach würden auch unterschiedliche Kulturen und Traditionen Probleme bereiten, so Scheuer.Christentum ohne jüdische Wurzeln "undenkbar"Zum Dialog mit dem Judentum bekräftigte der Bischof, dass das Christentum ohne seine jüdischen Wurzeln undenkbar sei. "Wer Jesus kennen und verstehen will, muss das Volk kennen, in das er gehört", so Scheuer. Der theologische Dialog habe freilich seine Grenzen, räumte er ein. Hier gelte es auch, Unterschiede in guter Weise auszuhalten und die Identität des Gesprächspartners zu respektieren. Man dürfe vom Gegenüber nichts erwarten, was diesem nicht zumutbar sei. Das betreffe etwa gemeinsame Gebete oder Gottesdienste.Der Bischof räumte die fehlende Glaubenssolidarität der Christen mit den Juden in der Vergangenheit ein. Die christliche Tradition habe das Judentum lange Zeit nur im Gegensatz zur eigenen Identität gesehen und sich sogar das Recht herausgenommen, an den Juden aller Zeiten Rache für den Tod Jesu zu nehmen. Das Eingedenken der christlichen Schuldgeschichte gegenüber dem Judentum müsse deshalb auch stets ein wesentliches Element sein, das die Beziehungen zum Judentum prägt.Was die Zusammenarbeit der Religionen in Österreich in gesellschaftspolitischen und sozialen Bereichen betrifft, erinnerte Scheuer daran, dass man beispielsweise im vergangenen Oktober gemeinsam die Stimme gegen die gängige Asyl- und Schubhaftpraxis erhoben hatte.

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