Mobiles Bethaus beschädigt

Gemeinsame Stellungnahme von Glettler, Dantine und Siebenrock

Am vergangenen Dienstag ist am Platz vor dem Landestheater in Innsbruck das „Mobile Bethaus“ errichtet worden, das an die Pogromnächte Anfang November 1938 erinnern soll. Bereits zwei Tage später, in der Nacht auf Donnerstag, wurde es von Unbekannten beschädigt. Die Inneneinrichtung wurde demoliert.

 

In einer gemeinsamen Stellungnahme verurteilen Bischof Hermann Glettler, Superintendent Olivier Dantine und Univ. Prof. Roman Siebenrock vom christlich-jüdischen Lokalkomitee Tirol die Zerstörung:

Wir sind erschüttert über die Beschädigung des als Mahnmal für die Opfer der Novemberpogrome errichteten ‚Mobilen Bethauses‘ in Innsbruck.

Auch wenn das Tatmotiv noch im Dunkeln liegt, können wir den Schrecken, den diese Tat in der jüdischen Gemeinde auslöst, gut nachvollziehen, liegt doch die Erinnerung an antisemitische Vorfälle, die sich in den letzten Jahren in Österreich ereignet haben, nahe.“

Weiter heißt es: „Unsere Solidarität gilt der jüdischen Gemeinde in Innsbruck. Wo auch immer das Motiv für diese Tat liegt, sie ist ein Angriff auf ein wichtiges Zeichen der Erinnerung an die Shoah, das erst vor wenigen Tagen errichtet wurde. Diese Erinnerung aufrecht zu erhalten, die Opfer der Shoah zu ehren und jeglichem Antisemitismus zu wehren, ist ein wichtiges gemeinsames Ziel von Christen und Juden in unserem Land.“

  

Das mobile Bethaus ist eine begehbare Skulptur mit dem Grundriss eines Davidsterns, die sich - mit Monitoren versehen - der Stadt als Mahnmal zuwendet. Das Kunstwerk wurde von den Künstlern Oskar Stocker und Luis Rivera konzipiert und soll ein deutlich sichtbares Zeichen des jüdischen Lebens in Innsbruck sein. Das Mahnmal soll bis Ende November am Standort vor dem Tiroler Landestheater bleiben.

Fotoquelle: TVP

Zum Hintergrund: Eröffnung des Mobilen Bethauses in Innsbruck

NRin Alexandra Tanda überbrachte die Grußworte des Landes Tirol

Am Dienstag, 9. November 2021, wurde am Vorplatz des Landestheaters das Mobile Bethaus der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg feierlich eröffnet. Das mobile Bethaus ist eine begehbare Skulptur mit dem Grundriss eines Davidsterns, die sich mit Monitoren versehen der Stadt als Mahnmal zuwendet. Das von den Künstlern Oskar Stocker und Luis Rivera konzipierte Kunstprojekt ist auch ein deutlich sichtbares Zeichen des jüdischen Lebens in Innsbruck. ÖVP-Nationalrätin Alexandra Tanda überbrachte im Namen des Landes die Grußworte an die Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde und an die anwesenden Ehrengäste. „Die Nacht vom 9. auf 10. November 1938 veränderte das Leben unzähliger Menschen nachhaltig und schaffte von heute auf morgen eine unerträgliche Lebensrealität für unsere jüdische Gemeinschaft. Auch in unserer Stadt wurden jüdische Wohnungen völlig zerstört und die Synagoge zertrümmert“, erinnerte NRin Alexandra Tanda zu Beginn ihrer Rede an die Pogromnacht.

 

Diese Pogromnacht stelle eine Zäsur in unserer Vorstellung von Menschlichkeit dar. Sie veränderte unser Weltbild so unbeschreibbar, dass wir noch heute, 83 Jahre danach, fassungslos der Geschichte und der von Menschen an Menschen verübten unbeschreiblichen Gewalt, dem von Menschen gemachten Elend und der Vertreibung gegenüberstehen, sagte die Tiroler Abgeordnete am Landestheatervorplatz.

 

„Die Mobilität dieses Bethauses symbolisiert diese Vertreibung und der bis heute andauernden Flucht vieler unserer jüdischen Mitmenschen. Wie dankbar können wir sein, heute hier im Frieden zu stehen und dieses künstlerische Statement der Bevölkerung zum Begehen und Sich-Einlassen zu eröffnen. Die Skulptur lädt uns ein zum Verweilen und Reflektieren. So ist sie auch ein wichtiges Symbol für Gemeinschaft über Konfessionen hinaus und ein essentieller Kontrapunkt zur aktuell immer stärker werdenden Spaltung der Gesellschaft und dem virulenten Hass auf das Fremde. Gegen diese Entwicklung in unserer Gesellschaft die alles Nicht-Vertraute und so auch die jüdische Gemeinschaft hart trifft, kann nur das Wohlwollen, das im Guten bleiben, das Miteinander in Verbindung bleiben sein. Das Mobile Bethaus macht so auch das Spannungsfeld zwischen politischer und spiritueller Dimension sichtbar“, so NRin Alexandra Tanda in ihren Grußworten.

 

Das Bethaus wird ca. 3 Wochen vor dem Landestheater stehen und danach in Wien aufgestellt werden. Die Stadt Innsbruck und das Land Tirol ermöglichten durch Förderungen dieses aus insgesamt 18 Bauteilen bestehende Projekt.