Mesnerschulung im Stift Fiecht

Im Stift Fiecht bei Schwaz werden derzeit 22 Mesner für ihren Dienst in Sakristei und Kirche ausgebildet - dort, wo vor 35 Jahren die erster derartige Ausbildung in Österreich angeboten wurde.

Innsbruck (KAP) Erstmals nach 35 Jahren schließen dieser Tage in der historischen "Wiege" der österreichischen Mesnerausbildung, der Tiroler Benediktinerabtei St.
Georgenberg-Fiecht, 22 Mesner einen Ausbildungslehrgang ab. Im neuen Mesnerkurs der "Interdiözesanen Mesnerschule" erhalten sie das Rüstzeug für ihre umfassenden Aufgaben, die heutzutage weit über die Vorbreitung der Gottesdienstfeier hinausgehen. So sind etliche der österreichweit rund 4.000 bis 5.000 Mesner heute Angelpunkte des pfarrlichen Lebens in ihren Gemeinden. Nicht zuletzt liegt in den Hände der fast zur Gänze ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer mit dem kirchlichen Inventar wie Messkelchen oder liturgischen Gewändern auch einer der größten Kulturschätze Österreichs.
Die Benediktinerabtei Fiecht gilt als Ursprungsort der Mesnerschulung in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg. 1954 organisierte der damalige Prior P. Maurus Kramer OSB einen
Mesnerkurs für Tirol und Vorarlberg. 40 Jahre später errichtete die Österreichische Bischofskonferenz die "Interdiözesane Mesnerschule - Benediktinerabtei St. Georgenberg-Fiecht" und hielt mit dieser Namensgebung die Erinnerung an Pater Kramer aufrecht.
Von 1994 bis 2009 wurde die Ausbildung der Interdiözesanen Mesnerschule als Fernkurs angeboten. Danach übernahmen P. Edgar K. Dietel aus der Abtei Fiecht und der Vorsitzende der deutschsprachigen Mesnergemeinschaften, Martin Salzmann, die Leitung der Mesnerschule. Sie stellten die Aus- und Weiterbildungsangebote für Mesner auf neue Beine. Der Kurs wird seither als mehrtägiger "Hotelkurs" in diözesanen Bildungshäusern durchgeführt.
Ziel der Neuausrichtung der Mesnerausbildung war, den aktuellen Anforderungen an Mesner gerecht werden, schildern Dietel und Salzmann gegenüber Kathpress. "Wir versuchen das breite Spektrum der Aufgaben des Mesnerdienstes aufzuzeigen und notwendiges Grundwissen zu vermitteln", erklärt Salzmann, der selbst Mesner in Rankweil ist. So könne etwa ein liturgisch gut geschulter Mesner durch seine professionelle Vorbereitungsarbeit vor den liturgischen Feiern "Ruhe in die Sakristei bringen". Ebenso wie ein sauberes Gotteshaus oder schöner Blumenschmuck "erzeugt das eine unbewusst wahrgenommenen Grundstimmung erzeugt, die schlussendlich zur Begegnung mit Gott führen soll".
Wesentliche Mesneraufgabe ist zudem die werterhaltende Pflege von kirchlichen Geräten und Paramenten, schildert Salzmann. Hinzukomme die Betreuung technischer Neuerungen, die in den vergangenen Jahren auch in vielen Kirchen Einzug gehalten haben: "Viele Anlagen, von den Glocken über die Heizung bis hin zur Beschallung der Kirche, werden heute per Computer gesteuert. Es gibt schon Kollegen, die von jedem Ort der Welt über ihr Notebook und Internet die Glocken in ihrem Turm läuten lassen können, oder die Heizung regulieren."
Erstansprechpartner in Gemeinden
Nicht zu unterschätzen sind die Auswirkungen der sich ändernden pastoralen Situation in Österreich mit einer steigenden Zahl von Pfarrverbänden oder Seelsorgeräumen. Dass in manchen Pfarren nicht mehr zu jeder Zeit ein Priester verfügbar ist, hat auch das Berufsbild der Mesner verändert. "Mesnerinnen und Mesner werden die ersten Ansprechpartner bei Taufen, Hochzeiten oder Begräbnissen", berichtet der Direktor der Interdiözesanen Mesnerschule, Pater Dietel. "Mesner und Mesnerin werden Multiplikatoren von Informationen von Pfarrer zur Gemeinde und von den Leuten zum Pfarrer."
Trend zu Mesner-Teams
Österreichweit zu beobachten ist der Trend zur Bildung von Mesner-Teams aus mehreren ehrenamtlichen Mitarbeitern, um die umfangreichen Tätigkeiten des Mesnerdienstes zu bewältigen. Nur in Domkirchen, Wallfahrtsorten und manchen Wiener Pfarren, wo die Mesner auch Hausmeisterarbeiten für Kindergärten und Pfarrsäle übernehmen, gibt es hauptamtliche "Vollzeit-Mesner". "In meiner Diözese gibt es eine Pfarre, in der sich mittlerweile 20 Frauen und Männer den Mesnerdienst teilen", erzählt Salzmann.
Um auch hier Rüstzeug zu vermitteln, bietet die "Interdiözesane Mesnerschule" neben den Ausbildungskurse überregionale oder diözesane Fachtagungen zu konkreten Themen der Mesnerarbeit, wie der Führung von Mesnerteams, an. Der nächste Grundkurs für Mesner wird im Oktober 2012 in der Diözese St. Pölten angeboten. Auch Interessenten aus anderen Diözesen können daran teilnehmen. 

stift_st_georgenberg_fiecht.jpg
Diözese Innsbruck - Aktuell