Manfred Scheuer vor 20 Jahren zum Bischof geweiht

Freund der Menschen, Brückenbauer, umsichtiger Weggefährte: Seit 17. Jänner 2016 ist er Bischof von Linz, seine ersten 12 Jahre als Bischof verbrachte er aber in Tirol

Vor 20 Jahren, am 14. Dezember 2003, wurde der gebürtige Oberösterreicher Manfred Scheuer im Innsbrucker Dom zum Bischof geweiht. Am 17. Dezember 2023 um 10.00 Uhr feiert er einen Dankgottesdienst im Linzer Mariendom. Generalvikar Lederhilger würdigt Manfred Scheuer als „Bischof mit geistlichem Weitblick und menschlicher Einsicht“, der mit den Menschen unterwegs ist, um in der Kirche Bewährtes zu bewahren und Zukunftsfähiges miteinander neu zu ermöglichen.

 

Am 21. Oktober 2003 wurde der gebürtige Oberösterreicher Manfred Scheuer, zu diesem Zeitpunkt Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Trier, von Papst Johannes Paul II. zum Diözesanbischof der Diözese Innsbruck ernannt. Er folgte Alois Kothgasser nach, der 2002 zum Erzbischof von Salzburg bestellt wurde. Am 14. Dezember 2003 empfing er die Bischofsweihe durch Alois Kothgasser, Mitkonsekratoren waren Maximilian Aichern OSB, Bischof von Linz, der auch die Festpredigt hielt, und Reinhold Stecher, emeritierter Bischof von Innsbruck. Scheuers Wahlspruch „spiritus vivificat“ (Der Geist macht lebendig) entstammt dem Johannesevangelium (Joh 6,63) sowie dem 2. Korintherbrief (2 Kor 3,6).

 

In seiner Ansprache nach der Bischofsweihe sagte damals der neue Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer: „Kirche ist kein Selbstzweck, sie ist offen auf das Geheimnis Gottes hin, sie ist offen auf Kinder und Kleine, auf Arme und Schwache, auf Kranke und Menschen in sozialer Not hin.“ Wörtlich betonte er: „Kirche lebt nicht von einem allgemeinen Kommando, sondern von Menschen, die dem Evangelium ihr Gesicht geben, von Zeugen des Lebens und des Glaubens“.

 

Bischöfe als Diener der Freude 

Die Festpredigt zur Bischofsweihe am 14. Dezember 2003 hielt Bischof Maximilian Aichern. „Bischöfe sind Diener der Freude“, gab der Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern dem neuen Tiroler Bischof Manfred Scheuer mit in sein Amt. Echte Freude sei eine Begleiterscheinung der Liebe zu Gott und den Menschen. Sie sei besonders wichtig angesichts der „Versuchung unserer Zeit, in Resignation zu verfallen“, betonte Aichern. Die Weihe von Bischof Scheuer war bewusst für den dritten Adventsonntag, den sogenannten „Gaudete“-Sonntag (lat. für „Freuet euch“) festgesetzt worden. Das Positive in der Welt und in der Kirche werde allzu leicht übersehen, bedauerte Bischof Aichern. Er denke dabei vor allem an die vielen Menschen, „die ganz unauffällig ihr Leben nach dem Glauben ausrichten und den Mitmenschen helfen und dienen“.

In seiner Predigt charakterisierte Aichern den neuen Innsbrucker Diözesanbischof als „offen und zurückhaltend, bescheiden und konsensfähig sowie aufmerksam beim Zuhören“. Gute Voraussetzungen für die Ausübung des Bischofsamtes habe er sich auch durch die breite Palette seiner seelsorglichen Erfahrungen erworben. Bischof Aichern nannte als wichtige Stationen die Arbeiterpastoral und die Pfarrseelsorge, die Tätigkeit an der Universität sowie die Beschäftigung mit dem Märtyrer Franz Jägerstätter, der vom NS-Regime wegen seiner Verweigerung des Kriegsdienstes getötet wurde. Gerade das Schicksal Jägerstätters habe Scheuer „die Bedeutung des Gewissens und des Martyriums aus der Kraft des Glaubens verdeutlicht“.

 

Als Aufgaben eines Bischofs nannte Aichern auch den Einsatz für die Menschenrechte und die Gerechtigkeit sowie die ökologische Verantwortung. Abschließend rief der Linzer Diözesanbischof zur Gemeinsamkeit und Anerkennung des Anderen in der Kirche auf: „Manche gehen langsam, manche stürmischer, manche vielleicht ein wenig zu weit links oder zu weit rechts. Aber alle gehören zu uns. Wir gehen gemeinsam einen Weg in gegenseitiger Annahme und Begleitung“.

(Quelle: Kathpress) 

 

Im Jahr 2015 Ernennung zum Bischof von Linz 

12 Jahre lang war Manfred Scheuer Bischof von Innsbruck. Am 18. November 2015 ernannte Papst Franziskus Scheuer zum 14. Bischof der Diözese Linz. Beim Dankgottesdienst zu seinem Abschied am 10. Jänner 2016 im Innsbrucker Dom sagte Bischof Scheuer rückblickend, es habe „Tage des Segens“ genauso gegeben wie „Tage der Klage und der Niederlage“. Zu den Höhepunkten seiner Innsbrucker Bischofsjahre zählte Scheuer Begegnungen mit Kindern, mit behinderten Menschen, aber auch Feste wie das 50-Jahr-Jubiläum seiner Diözese.

 

Manfred Scheuer übernahm das Amt des Linzer Diözesanbischofs am 17. Jänner 2016 bei einem Festgottesdienst im Linzer Mariendom von seinem Vorgänger Ludwig Schwarz SDB. Für sich selbst und alle Gläubigen erbat der neue Diözesanbischof am Tag seiner Amtseinführung ein „hörendes Herz“ und nahm damit Bezug auf eine Bibelstelle aus dem alttestamentlichen Ersten Buch der Könige (1 Kön 3,9). Dort wird erzählt, dass König Salomo Gott um ein hörendes Herz bat, um die rechten Entscheidungen treffen zu können. Scheuer wörtlich: „Mit der Bitte um ein hörendes Herz ist auch der Respekt im Umgang miteinander, vor allem bei verschiedenen inhaltlichen Akzenten und Glaubensgestalten, verbunden.“

 

Ein Bischof als Freund der Menschen 

Der Linzer Generalvikar Severin Lederhilger, seit Scheuers Amtsantritt in Linz am 17. Jänner 2016 das „alter ego“ des Bischofs, würdigt Manfred Scheuer in seinem bischöflichen Dienst als „echten Freund der Menschen, für die er Verantwortung übertragen erhalten und in aller Bescheidenheit mit Durchsetzungskraft übernommen hat. Von Anfang an zeigen sich geistlicher Weitblick und menschliche Einsicht, wenn er mit den Menschen unterwegs ist, um in der Kirche Bewährtes zu bewahren und Zukunftsfähiges miteinander neu zu ermöglichen.“ Seit Scheuers Bischofsweihe vor 20 Jahren sei seine Amtsführung „gekennzeichnet durch seine Gabe der Reflexion, der klaren Analyse und der theologischen Sprache, ohne Berührungsängste vor der Weltlichkeit der Welt“, so Lederhilger.

 

Bischof Scheuer begegne der Wirklichkeit mit der für ihn wichtigen ignatianischen Unterscheidung der Geister, die es ihm ermögliche, zu den theologischen Gestaltern der Ökumene in Österreich zu zählen, eine tiefe Freundschaft zum Judentum zu pflegen und sich für das Gespräch mit den Ostkirchen einzusetzen. Lederhilger über den Bischof: „Er findet klare Worte gegenüber lähmenden Kräften und zerstörerischen Mächten, vor allem im politischen Diskurs, denn er ist überzeugt: ‚Wenn Kirche so etwas wie ein Werkzeug für das Wirken Gottes ist, dann dürfen wir nicht um uns selbst kreisen. Es geht dann um den Blick für die Not, aber auch für die Schätze und Gaben, die an anderen Orten da sind‘. In diesem Sinn versteht er sein ‚spirituell-politisches Plädoyer‘ wider jeglichen ‚kirchlichen Narzissmus‘.“

 

Als Priester und Bischof sei Bischof Manfred „Realist und Idealist zugleich“, denn seine Wahrnehmung des Gelingenden, Förderungswürdigen, Aufbauenden, verbinde sich bei ihm gut mit einem nüchternen Blick auf die Schattenseiten, das Bruchstückhafte, Sorgenvolle, Unabgeschlossene, das Drängende und Verdrängte der heutigen Zeit. Lederhilger wies in diesem Zusammenhang auf die kirchlichen Neugestaltungen hin, denen Bischof Scheuer Raum gegeben habe: „In Innsbruck unter dem Programmwort ‚Aufbrüche‘ zum 50-Jahr-Jubiläum der Diözese Innsbruck 2013/14 ebenso wie in den letzten Jahren des Zukunftsweges der Diözese Linz, wo es ihm nicht bloß um strukturelle Reformen geht, sondern um möglichst zukunftsfähige Rahmenbedingungen, um den Glauben in der Welt von heute zu leben und weitergeben zu können, weshalb es ihm so wichtig ist, Kirche weit und tief zu denken.“ Dabei wisse Scheuer um unversöhnlich erscheinende Positionen innerhalb der katholischen Kirche, sei über Interessenskonflikte informiert und kenne den krisenhaften gesellschaftlichen Kontext, in den die aktuelle Kirchenentwicklung eingebunden sei. All dem setze Scheuer „im Vertrauen auf Gottes Beistand sein eigenes Bemühen im Miteinander vieler engagierter Christinnen und Christen, von Klerikern wie hauptberuflichen oder ehrenamtlichen Laien entgegen“, betonte Lederhilger.

 

Scheuers bischöflicher Wahlspruch: „Spiritus vivificat“ (Der Geist macht lebendig) bewahre ihn vor allzu einfachen, schnellen Lösungen, die das Heil bloß in einer Veränderung der Strukturen suchten. Der Bischof sei vielmehr überzeugt, dass es das lebendige Zeugnis von Frauen und Männern brauche, die der christlichen Hoffnung auf den Auferstandenen glaubwürdig Ausdruck verleihen. Bischof Scheuer stelle sich in seinem bischöflichen Leitungsdienst Fragen wie: „Wozu sind wir als Kirche da? Was ist unser Auftrag hier und heute?“. Er lege diese Fragen aber auch allen anderen Verantwortlichen in der Kirche ans Herz. „Es kann dabei durchaus unterschiedliche Lösungsansätze geben, weshalb der Dialog eine solche Bedeutung in seinem Leben hat. Es gilt, vielleicht bislang ungeahnte, bessere Wege zu finden, damit man im Konfliktfall nicht die einende Perspektive verliert. Daran zu erinnern, versteht er als wesentlichen Teil seines Dienstes als Bischof, ohne Veränderungswege zu blockieren“, so Lederhilger.

 

Ausdauernder Spurmacher und umsichtiger Weggefährte 

In den zwei Jahrzehnten – sowohl in Innsbruck wie in Linz – betone Bischof Scheuer, dass die Botschaft Gottes „in kritischer und solidarischer Zeitgenossenschaft“ zu den Menschen getragen werde. Dazu zähle für ihn insbesondere die Einmahnung einer Erinnerungskultur in der Gesellschaft. „Damit meint er keine abstrakte Geschichtsschreibung, sondern unterstützt die Bekanntmachung konkreter Biografien, von Namen und Lebensbildern der Opfer politischer Gewalt, die nie vergessen werden dürfen“, unterstrich Lederhilger, der in diesem Zusammenhang die Seligsprechungen von Franz Jägerstätter in Linz, von Provikar Carl Lampert in Vorarlberg oder von Engelmar Unzeitig CMM im Böhmerwald nennt, ebenso wie das Verzeichnis von Leidenszeugen der NS-Zeit im Bischofshof oder die Erstellung des „Gedächtnisbuches Oberösterreich“ im Mariendom zur Erinnerung an Widerstand und Verfolgung. Ergänzt werde diese klare Positionierung durch Scheuers Bemühen um mehr „Sozialrelevanz des Glaubens“, die in einem Plädoyer für die Sozialpartnerschaft und für einen konstruktiven Dialog im System der sozialen Marktwirtschaft ihren Ausdruck finde.

 

Bezugnehmend auf Scheuers Bergbegeisterung meint Generalvikar Lederhilger: „Bischof Manfred Scheuer gehört als Theologe zu jenen, die das innere Brennen für ein Expeditionsprojekt, für einen herausfordernden Klettersteig, aber ebenso für das Evangelium, für den Einsatz zu Gunsten der Menschen, für eine lebendige Kirche in sich tragen. Manfred Scheuer liebt die Berge, braucht sie zum Durchatmen und für den Weitblick. Dabei zeichnet er sich in den 20 Jahren aus als ausdauernder Spurmacher und umsichtiger Weggefährte, bezeichnet er sich selbst doch gern als Pilger, Wanderprediger und Vagabund, der bereit ist für neue Wege mit sorgsamer Vorbereitung und guter Ausrüstung.“

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