Lichter und Strietzl: Allerheiligen und alles drum herum

Von der Nacht der 1000 Lichter bis zum Domkonzert – vielfältiges Programm rund um den Feiertag

Zu den Tagen um Allerheiligen gehören viele Traditionen, die sich teilweise auch vermischen. Die Gräber zu besuchen, der Verstorbenen zu gedenken, für sie zu beten und sich der eigenen Sterblichkeit bewusst zu werden, gehört wesentlich zum christlichen Glauben. Schon die “Einstimmung” auf das Fest erinnert daran. 

 

Nacht der 1000 Lichter 

Der 31. Oktober gilt zwar nicht als Festtag, dennoch findet österreichweit und in Südtirol am Abend des 31. Oktobers die Nacht der 1000 Lichter statt. Das erfolgreiche Projekt wurde 2005 tirolweit zum ersten Mal mit 14 Veranstaltungen durchgeführt und ist seitdem kontinuierlich auf über 260 Veranstaltungen angewachsen. Die Nacht der 1000 Lichter findet mittlerweile auch außerhalb Tirols statt. 

 

„Jugendliche verwandeln Kirchen oder Kapellen mit unzähligen Kerzen zu Orten, die zum Staunen, Ruhig werden, Besinnen, Beten und Einstimmen auf das Allerheiligen-Fest einladen“, so der Leiter der Katholischen Jugend in der Diözese Innsbruck, Roman Sillaber. „Bei der Nacht der 1000 Lichter, ein Projekt von Jugendlichen und für Jugendliche, haben junge Menschen die Möglichkeit, Themen, die sie berühren aktiv in die Gestaltung einzubringen.“ 

 

Das “Heilige” in sich entdecken 

Grundidee der Nacht der 1000 Lichter ist, das “Heilige“ zu entdecken. Zu Allerheiligen gedenken Katholik:innen nicht nur der offiziell Heiliggesprochenen, sondern auch aller Menschen, die ein „heiliges“ Leben führen: „Alltags-Heilige“, sozusagen. Diese Menschen lassen etwas von der Gegenwart Gottes spüren. „Es gibt in jedem Menschen das Heilige, auch wenn es oft unerkannt oder unbeachtet bleibt“, so Sillaber. 

 

Durch Lichter, Impulse, Texte, Musik, begehbare Labyrinthe und Lichterwege soll die Möglichkeit geboten werden, Kirche auf eine andere Art und Weise zu erleben. Es gibt dabei meist keinen fixen Programm-Ablauf, alle sollen während der festgelegten Zeiten jederzeit kommen und gehen können. Auf www.nachtder1000lichter.at sind die Veranstaltungsorte mit Beginnzeit und Programm angeführt. Neu ist die Möglichkeit online eine Kerze auf der Website „anzuzünden“. Auf diese Weise kann man Gott danke sagen, für das was heil ist im Leben, um Heilung bitten für sich und andere und sich so mit tausenden Menschen in Österreich und Südtirol verbinden. 

Allerheiligen

Jedes Jahr am 1. November feiert die katholische Kirche das Hochfest Allerheiligen. An diesem Tag gedenken die Gläubigen den heilig- und seliggesprochenen Menschen.

Der Ursprung von Allerheiligen liegt im christlichen Orient, wo bereits im vierten Jahrhundert den Heiligen gedacht wurde. Aufgrund der Vielzahl an Märtyrern infolge der Christenverfolgung wurde es kaum mehr möglich, jedem einzelnen in einem eigenen Fest zu gedenken.  

 

Bis zum neunten Jahrhundert wurde Allerheiligen am ersten Sonntag nach Pfingsten begangen, ehe Papst Gregor IV. den 1. November zum Gedenktag ernannte.   

 

Pontifikalamt  

Am Allerheiligentag findet um 10 Uhr im Innsbrucker Dom St. Jakob ein Pontifikalamt mit Bischof Hermann Glettler statt. Die Dommusik bringt mit Domchor und Dombläsern die Loretto-Messe von Vinzenz Goller zur Aufführung. 

 

Allerseelen  

Aufgrund der Ähnlichkeit und Verbundenheit mit Allerseelen verschmolzen einige Brauchtümer und Traditionen mit Allerheiligen zusammen. Traditionell schmücken Verwandte vor dem Hochfest die Gräber ihrer Familien mit Kerzen (sogenannte Seelenlichter als Symbol für das Ewige Licht, das den Verstorbenen leuchtet), Gestecken, Zweigen und Blumen. Diese werden im Zuge einer Messe mit Grabbesuch an Allerheiligen oder Allerseelen von Priester oder Diakon mit Weihwasser gesegnet. Die Segnung gilt als Erinnerung an die Taufe. Im Volksglauben dachte man, das Wasser würde die vom Fegefeuer erhitzten Seelen abkühlen.  

 

Bei den Gräberbesuchen wird auch den gefallenen Soldaten im ersten und zweiten Weltkrieg gedacht. In dieser Hinsicht wird das Musikstück „Ich hatte einen Kameraden“ gespielt sowie ein Kranz beim Kriegerdenkmal niedergelegt. 

 

Eine Besonderheit stellt das Seelenläuten zur Mittagszeit dar. Der Volksglaube besagt, dass mit dem Läuten der Glocken die „armen Seelen“ für einen Tag aus dem Fegefeuer befreit werden würden. 

 

Spezielles Brauchtum  

Einen wichtigen Stellenwert nahm vor allem früher der Allerheiligenstriezel, auch Allerseelenzopf genannt, ein. Dieser wurde entweder den Patenkindern oder Armen geschenkt, und manchmal sogar auf die Gräber gelegt. Letzteres hat mit dem (Aber-)Glauben zu tun, dass die Toten in der Nacht auf Allerseelen auferstehen und verpflegt werden müssten. Der aus Hefeteig bestehende Zopf soll an einen Brauch aus der Antike erinnern. Damals ließen Frauen im Zeichen der Trauer die Haarzöpfe abschneiden. 

 

Ein weiterer Brauch, der so nur in Osttirol und in Teilen Südtirols vorgefunden werden kann, ist das „Krapfenschnappen“. Gruppen von jungen Buben ziehen am Abend des 31. Oktober und an Allerheiligen selbst von Haus zu Haus und bitten um Krapfen sowie Geldspenden. Kennzeichnend für die „Krapfenschnapper“ ist ihr weißes Hemd, der dunkle Hut sowie oftmals ein über dem Gesicht hängendes Tierfell. In ihren Händen tragen sie einen sogenannten „Schnapper“, eine Holzstange mit Tierkopf. Die Tierköpfe sind mit einer Schnur verbunden, wodurch das Unterkiefer bewegt und somit ein lautes Klappern erzeugt werden konnte. Als Dank für die Krapfen und Spenden tragen die Jungen ein Gedicht oder Lied vor. Das gesammelte Geld geht an die Gemeinde oder an wohltätige Zwecke.  

 

An Allerseelen gedenken die Gläubigen ihrer Verstorbenen. Das Hochfest Allerseelen wurde 998 durch Abt Odilo von Cluny eingeführt. In diesem Jahr beauftragte er alle ihm untergeordneten Klöster am Tag nach Allerheiligen den Verstorbenen in einer Messe und in Gebeten zu gedenken. Heute stellt Allerseelen keinen gesetzlichen Feiertag dar, Schulen und Universitäten bleiben am 2. November dennoch geschlossen.  

 

Allerseelen wird zumeist mit einer Abendmesse gefeiert. Darin wird für alle Menschen der Gemeinde, deren Todestag nicht länger als ein Jahr vergangen liegt, eine Kerze entzündet. Anschließend wird in einem kleinen Gang durch den Friedhof besonders der verstorbenen Verwandten und Bekannten gedacht. 

10 Jahre TrauerRäume in Tirol

Heuer öffnet die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft zum zehnten Mal TrauerRäume und Trauerstationen in Tirol. Ein Angebot, der Trauer Raum zu geben, um Trost zu finden.

Wenn Beziehungen zerbrechen, Lebensträume unerfüllt bleiben oder wenn ein nahestehender Mensch stirbt oder schon verstorben ist, dann trauern Menschen. Trauer ist die normale und sogar heilsame Reaktion auf einen schmerzhaften Verlust. Oft schluckt man aber Kummer und Tränen hinunter. Hinunterschlucken hilft nicht. Die Trauer bleibt. Die Seele leidet. 

 

TrauerRäume an verschiedenen Orten Tirols  

„Trauer braucht Raum, Zeit und Ausdruck. Zeit, die wir uns viel zu selten geben und nehmen“, meint Maria Streli-Wolf, Initiatorin der TrauerRäume und Leiterin der Kontaktstelle Trauer in der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft. In den TrauerRäumen können Menschen ihrem Kummer einer Klagemauer anvertrauen, ein weißes Band als Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung an einen Baum oder Ast knüpfen, oder eine Kerze entzünden. Sie können mit einer Hospizmitarbeiterin sprechen oder einfach in der Stille zur Ruhe kommen.  

Domkonzert: Gabriel Fauré – Requiem op. 48

Am Samstag, dem 4.11. findet um 18 Uhr ein Domkonzert zu den vorausgegangenen christlichen Festtagen Allerheiligen und Allerseelen statt.

Zur Aufführung kommt das Requiem op. 48 des französischen Komponisten Gabriel Fauré (1845-1924). Die Komposition von Fauré unterscheidet sich von vielen anderen Requiem-Vertonungen, da der Komponist nicht wie die meisten Komponisten eine dramatisierende Darstellung des mittelalterlichen Hymnus Dies irae (Tag des Zorns) über das Jüngste Gericht wählt, sondern stattdessen eine friedvolle, elegisch sanftmütige Herangehensweise an die Totenmesse präferiert. Dies kommt sehr deutlich am Ende des Werkes mit dem „In paradisum“ zum Ausdruck: „Ins Paradies mögen Engel dich geleiten“. Für Fauré ist das Paradies ein Ort des Lichts und des Friedens. Auf diese Weise gibt er dem Wort „Requiem“ seine Grundbedeutung zurück. Es handelt sich um eine ewige Ruhe, die der Komponist mit einer ihm eigenen gefühlsmäßigen Vorstellung vertont hat. 

 

Das Werk erklingt am 4.11. in der Erstfassung von 1889 für kleines Orchester/große Orgel, 6-stimmigen Chor, Sopran-Solo und Bariton-Solo. Mit 19 Jahren komponierte Gabriel Fauré 1864-65 das Cantique de Jean Racine, op. 11 für gemischten Chor, Streichorchester und Orgel, von einer vom Bühnendichter Jean Racine aus dem Lateinischen übersetzten Hymne inspiriert. Dieses Werk kündigt bereits in jungen Jahren die Intention seines späteren Requiems an. 

 

Von dem irischen Zeitgenossen Faurés, Charles Villiers Stanford (1852-1924) sind zwei Lieder aus den Bible songs op. 113 zu hören. „A song of peace“ und „A song of wisdom“ ergänzen die Thematik des Abends. 

 

Die Ausführenden sind die Sopranistin Lea Bodner, Bariton Valentin Vatev, der Domchor Innsbruck mit dem befreundeten Chor Ludus Vocalis aus Ravenna (Leitung Stefano Sintoni), das Domorchester und Domorganist Albert Knapp. Die Leitung hat Domkapellmeister Christoph Klemm. 

 

Eintrittskarten (15 Euro) sind im Vorverkauf bei der Dompfarre St. Jakob sowie an der Abendkassa erhältlich. Einlass ist ab 17.30 Uhr, Beginn 18 Uhr.