Kunst im Dom in der Fastenzeit

In der Vergangenheit erfolgreiche Kunstprojekte werden im Dom zu St. Jakob neu aufgenommen.

Der Arbeitskreis KUNSTRAUM KIRCHE zeigt in diesem Jahr zwei Kunstprojekte im Innsbrucker Dom zu St. Jakob, die bereits 2013 und 2014 ausgestellt wurden. Einerseits greift der Arbeitskreis den zeitgenössischen Kreuzweg von Hans Dragosits „via crucis – Versuch einer zeichenhaften Verdichtung“ wieder auf, andererseits werden Bilder der Installation „Der Fels – das Boot – das Wasser – der Stein“ von Anton Christian aus dem Jahr 2014 gezeigt. Die Kombination der beiden verweise auf die „nach wie vor unbewältigte Aufgabe eines menschenwürdigen Umgangs in der EU mit Migration und Asyl“, so Propst Florian Huber.

 

Zum 21. Mal stellt der Arbeitskreis KUNSTRAUM KIRCHE zur Fastenzeit im Innsbrucker Dom aus. Elisabeth Larcher und Martin Kapferer vom Arbeitskreis freuen sich, dass dies trotz Corona auch heuer möglich ist. Dass zwei bereits gezeigte Installationen wieder aufgegriffen wurden, sei zwar auch auf die Planungsunsicherheit für ein neues Projekt zurückzuführen, dennoch bilde sich mit der Kombination und den immer noch aktuellen Aussagen der Werke eine neue Botschaft. „Das passt heuer fast noch besser als etwas völlig Neues!“, bezieht sich Larcher auf die aktuelle Flüchtlingssituation auf Lesbos. In dieselbe Kerbe schlägt Propst Florian Huber: „Das trifft heuer den Nagel auf den Kopf!“

 

Offizielle Eröffnung ist der „Aschermittwoch der Künstler und Kunstinteressierten“ mit Bischof Hermann Glettler und Propst Florian Huber am 17. Februar 2021 um 19 Uhr im Dom, einem Wortgottesdienst mit Aschenauflegung. Das in anderen Jahren übliche anschließende Treffen bei einer Fastensuppe im Pfarrsaal fällt in diesem Jahr aus. Die Mitfeiernden werden gebeten, die Projekte der Katholischen Frauenbewegung durch eine Geldspende zu unterstützen.

Anton Christian, Elisabeth Larcher, Propst Florian Huber, Martin Kapferer und Hans Dragosits

„via crucis – Versuch einer zeichenhaften Verdichtung“ (2013)

Kartonkuben mit den 14 Kreuzwegstationen und ein großes aufgerichtetes Kreuz treten als Kreuzweg in Dialog mit den barocken Kreuzwegbildern des Doms. Die Zeichen jeder Station sind ein Produkt aus handschriftlichem Zeichnen und anschließender digitaler Überarbeitung. Sie sind am Kreuz aus Fichtenholz miteinander vereint. Er habe die einzelnen Stationen des Leidensweges Jesu "in den Raum des Herzens genommen, sich mit ihnen auseinandergesetzt, bis die Hand zur Feder greifen musste und sich jeweils erschöpfte in zu einem einzigen Zeichen werdenden Mitfühlen", schildert Hans Dragosits den wochenlangen Schaffensprozess. Der Künstler beschäftigt sich seit vielen Jahren mir Schrift. Mit dem Schreiben versucht er auch selbst dem Inhalt der Texte näher zu kommen und sie mit Substanz zu füllen.

„Der Fels – das Boot – das Wasser – der Stein“ (2014)

Die Ereignisse von Lampedusa haben Anton Christian zu seiner Installation bewegt. Sie ist nunmehr in Form einer Fotodokumentation zu sehen – das 2014 vor dem Dom „gestrandete“ Flüchtlingsboot und das blecherne Fass im Innern des Domes mit den im Abstand einiger Sekunden von der Decke fallenden Tropfen – für den Künstler auch ein Symbol für ein Leck in der Kirche. Daneben ein undurchdringlicher Stein. Steter Tropfen höhlt den Stein? An Aktualität hat die Installation bis heute nicht eingebüßt: „Ein sinkendes Boot, am Felsen des (christlichen) Europa zerschellt. Ein Europa, das nicht bereit ist, die Verantwortung zu übernehmen“, beschreibt Christian sein Werk. Dass das Boot gegen Ende der ursprünglichen Ausstellung zerstört wurde, habe in gewisser Weise sogar die Botschaft verstärkt, erinnert sich der Künstler: „Es hat gewissermaßen eine zusätzliche Dimension gegeben, ein richtiges‘ Ende. Den Erlös, den wir aus den versteigerten Resten erzielt haben, haben wir einer Flüchtlingsorganisation gespendet.“

Wortschöpfungen am Fastentuch

In der Wiltener Basilika wird das „FastenTuch“ von Wilfried Schatz ausgestellt, das im Vorjahr in der Kirche im Herzen der Stadt – Spitalskirche Innsbruck gezeigt wurde. Der Wort-Künstler aus Oberperfuß spielt mit Begriffen rund um Konsum, Sinn, Lust & Leid und schafft überraschend neue Sinnbezüge. Das Fastentuch ist eine Einladung, dem Trubel der Straße zu entfliehen und die Wortschöpfungen in der Kirche zu meditieren.