Katholische Schulen fordern besseres Krisenmanagement

Schulexperte der Österreichischen Ordenskonferenz, Paulovics: "Höchste Zeit", Vorgehen an Schulen bundesweit zu vereinheitlichen und Einrichtungen zu schaffen, die betroffenen Schulen schnell und unkompliziert Hilfe zukommen lassen

"Es wäre höchste Zeit, das Krisenmanagement an Schulen bundesweit zum Thema zu machen, zu vereinheitlichen und Einrichtungen zu schaffen, die betroffenen Schulen schnell und unkompliziert Hilfe zukommen lassen." Mit dieser Forderung hat sich Clemens Paulovics, Bereichsleiter für Ordensschulen der Österreichischen Ordenskonferenz, am Freitag zu Wort gemeldet. In einer Aussendung der Ordensgemeinschaften wies er auf das gut ausgebaute Krisenmanagement in Schulen in Tirol hin, das aber nicht in allen Bundesländern gleichermaßen vorhanden sei. Paulovics äußerte sich anlässlich einer Tagung für Leiterinnen und Leiter katholischer Volks- und Sonderschulen in Matrei am Brenner.

 

Die beiden Tiroler Krisenpsychologinnen Miriam Scharler und Petra Brunner waren bei der Tagung als Expertinnen geladen. Es sei unerlässlich, dass eine Schule auf Krisenereignisse vorbereitet ist und bei ihrem Eintreten nicht handlungsunfähig sei, hielten die beiden fest. Krisen seien unvorhergesehene Ereignisse, bei der Menschen ihr seelisches Gleichgewicht verlieren und die sie im Augenblick nicht bewältigen können. Betroffene verspürten eine große Hilflosigkeit und Überforderung.

 

Klassische Krisen seien etwa der Tod eines Schülers, einer Lehrperson oder eines Elternteils. Auch eine schwere Erkrankung oder ein Unfall eines Kindes, Gewalt an der Schule, Katastrophenereignisse wie das Attentat in Wien und Missbrauch zählten dazu.

 

Kinder nicht vor Trauer "schützen"
Ein erster Schritt für aktives Krisenmanagement sei die Erstellung eines schulinternen Krisenteams. Krisenmanagement an Schulen sei aber nicht dafür da, um mit den Betroffenen zu arbeiten, sondern einzig und allein, um den Schulalltag für die Schüler bestmöglich zu gewährleisten - denn, so das Credo der beiden: "Ein aufrechter, geregelter Schulalltag bietet den Kindern einen Ort der Sicherheit und der Vertrautheit." 

 

Die Unterscheidung zwischen Grenzverletzungen, Übergriffen und rechtlich relevanter Gewalt war ein weiteres Thema der Tagung. Ein dritter Block war dem Tabuthema Trauer gewidmet. "Möglichst offen, altersadäquat über Trauer reden und enttabuisieren" war das Anliegen von Clemens Paulovics, der auch ausgebildeter Trauerbegleiter ist. Kinder vor Trauer zu "schützen" verhindere, dass sie früh Resilienz für Trauererfahrungen aufbauen. Schulen als immer wichtiger und zeitintensiver werdende Lebensräume junger Menschen könnten einen guten Rahmen für Erfahrungsaustausch bieten und gerade Katholische Schulen hätten ohnedies einen besonderen Auftrag, Menschen in ihrer Ganzheit - und damit auch in ihrer Trauer - zu begleiten, so Paulovics.

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Foto: archiv volders