Jugendliche zeigen auch heute starke Solidarität

Junge Menschen zeigten heute eine stärkere Solidarität als noch vor einigen Jahrzehnten, so Bischof Scheuer in einem Interview mit der Kleinen Zeitung.

Nach den Worten des Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer gilt es einen "clash of generations" zu vermeiden. "Existenzielle Probleme, wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit, gibt es heute verstärkt. Ich hoffe auf die Solidarität zwischen den Generationen", sagte Scheuer in einem Interview der Kärntner "Kleinen Zeitung" (Sonntagausgabe). Die Erfahrungen mit jungen Menschen stimmten ihn jedoch zuversichtlich.

Junge Menschen zeigten heute sogar eine stärkere Solidarität als noch vor einigen Jahrzehnten, so der Bischof. Das sehe man daran, wie sie sich zum Beispiel in der Behindertenbetreuung engagieren. Und junge Menschen würden den älteren sehr stark vor allem auch in der Pflege helfen. "Ein 'crash of generations' wäre fatal", sagte Bischof Scheuer.

Zu Fragen der Kirchenreform und der "Pfarrer-Initiative" erklärte der Innsbrucker Bischof, wenn ein Pfarrer mehrere Pfarren zu betreuen hat, sei das natürlich eine sehr große Herausforderung, weil damit auch der Verantwortungsbereich der Priester immer größer wird. Es gebe aber auch Mitarbeiter, die Aufgaben erledigen, die früher die Pfarrer gemacht haben, etwa in der Verwaltung und im Religionsunterricht. Der Aufgabenbereich eines Pfarrers heute sei mit dem vor 50 Jahren nicht vergleichbar.

"Manches kommt dazu, einiges kommt weg. Belastend ist aber, dass oft die viele Anstrengung nur wenig positive Resonanz hat", hob der Bischof hervor: "Ich kann relativ viel arbeiten, wenn die Resonanz entsprechend ist. Und wenn ich Gegenwind habe, ist wenig Arbeit auch schon anstrengend. Wichtig ist, dass die Pfarrer delegieren lernen und Grenzen setzen. Ich bitte die Gläubigen, dass sie diese Grenzen der Belastbarkeit akzeptieren."

Den Ungehorsamsaufruf der Pfarrerinitiative unterstützten in der Diözese Innsbruck zunächst 18 Pfarrer, so der Bischof weiter. Es handele sich um engagierte Pfarrer, deren Arbeit und geistliches Leben er sehr schätze. "Wichtig ist, auch die Not dahinter wahrzunehmen. Die Sorge ist bei mir schon da, wie es mit der Seelsorge weitergeht. Ich bin aber zuversichtlich, dass es in verwandelter Form weitergeht", unterstrich Bischof Scheuer.

Auf die Frage, wie die Kirche junge Menschen an sich binden und Austritten vorgreifen kann, erklärte Scheuer: "Mit moralischen Appellen geht es sicher nicht. Es geht darum, die Erfahrungen des Glaubens zu vermitteln. Ich erlebe, dass die Jugend über Musik und Ästhetik ansprechbar ist." Als Beispiel nannte er Jugendwallfahrten oder die "Nacht der 1000 Lichter" im Osttiroler Dekanat Sillian.

Generell konstatierte Scheuer zur Lage des Glaubens im Land, viele Menschen hätten heute "eine verzerrte Auffassung, was Glauben und was Zweifeln ist". Es gehe nicht um mathematische Gewissheit, sondern um Vertrauen. "Es geht um Hoffnung oder Resignation.

Hoffnung heißt, ich gehe aufgehoben den nächsten Schritt und ich bin auch aufgehoben, wenn ich ihn nicht alleine gehen kann", so der Bischof. Fragen und Angst gehörten zum Glauben dazu. "Der Gegensatz zum Glauben ist nicht das Zweifeln, sondern der Wahn der Machbarkeit und narzisstische Allmachtsfantasien", hob der Innsbrucker Bischof hervor.

http://www.kathpress.at 

bischof2_internet_2.jpg
Jugendliche zeigen auch heute starke Solidarität