Jägerstätter-Gedenken: Zum Evangelium gibt es keine Alternative

Franz Jägerstätter hat durch Gebet und Glaube eine innere Freiheit gewonnen, die ihn dazu befähigte, sich angstfrei dem Nazi-Terrorregime entgegenzustellen. Das hat Bischof Manfred Scheuer bei einem Gedenkgottesdienst für den seliggesprochenen Märtyr...

Franz Jägerstätter hat durch Gebet und Glaube eine innere Freiheit gewonnen, die ihn dazu befähigte, sich angstfrei dem Nazi-Terrorregime entgegenzustellen. Das hat Bischof Manfred Scheuer am Montagabend bei einem Gedenkgottesdienst für den seliggesprochenen Märtyrer Franz Jägerstätter in der Pfarrkirche von St. Radegund betont. Scheuer plädierte dafür, die Christen mögen sich auf den Weg machen, wie Jägerstätter das Evangelium neu zu entdecken, "weil es ein Schatz ist, für den es auf der ganzen weiten Erde absolut keine bessere Alternative gibt." In seiner Predigt betonte Scheuer die humanisierende Kraft des Christentums: "Es ist ein Geschenk des kirchlichen Christentums an die Menschheit, dass jeder Mensch Person ist, unabhängig von seinen Leistungen und Fehlleistungen".

Zum Jägerstätter-Gedenken am 9. August hatten die katholische Friedensbewegung Pax Christi Oberösterreich und die beiden Pfarren Tarsdorf und St. Radegund geladen.

Gewalt ist eine Tochter der Angst 

Die Gedenkfeier begann am Montagvormittag mit einem Vortrag von Cesare Zucconi von der römischen Gemeinschaft Sant' Egidio im Pfarrheim Tarsdorf. Gewalt könne sich überall dort ausbreiten, wo Menschen in Angst und Resignation vor den Verhältnissen der Welt lebten, so Zucconi: "Menschen leben oft wie eingeschüchtert in einer Kultur der Angst."

Franz Jägerstätter habe Zeugnis gegeben, wie man durch den Glauben diese Angst überwinden könne. Jägerstätters Glaube habe ihm so jenen Spielraum eröffnet, um sich gegen das nationalsozialistische Regime stellen zu können. Zucconi ist der Autor der Jägerstätter-Biografie "Cristo o Hitler? Vita del beato Franz Jägerstätter" ("Christus oder Hitler? Leben des seligen Franz Jägerstätter").

Am Nachmittag pilgerten die Teilnehmer des Jägerstätter-Gedenktages von Tarsdorf nach St. Radegund, wo um 16 Uhr, zur Todesstunde von Franz Jägerstätter, in der Pfarrkirche in Anwesenheit von Witwe Franziska Jägerstätter und Bischof Scheuer eine Andacht gehalten wurde. Enkel- und Urenkelkinder des Seligen musizierten bei diesem Gottesdienst.

Der aus St. Radegund stammende Jägerstätter hatte sich aus Glaubensgründen geweigert, für Hitler-Deutschland in den Krieg zu ziehen. Daraufhin wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin wegen Wehrkraftzersetzung zum Tod verurteilt und am 9. August 1943 hingerichtet. 2007 wurde Jägerstätter seliggesprochen.

Zum Gedenktag wurde die Broschüre "Franz Jägerstätter. Christ und Märtyrer" nun auch in englischer Sprache herausgegeben. Sie kann über den Behelfsdienst der Diözese Linz bezogen werden. www.jaegerstaetter.at

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