In Würde sterben?

Nicht durch, sondern an der Hand eines Menschen sterben.

Rund um Allerheiligen ist das Thema Sterbehilfe stärker präsent.

Einige Aspekte können eine Gesprächsorientierung darstellen: Das Zitat „Nicht durch die Hand eines anderen sollen die Menschen sterben, sondern an der Hand eines anderen“ stammt vom ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler aus seiner Rede bei einer Fachtagung der Hospizgemeinschaft 2005. Es stellt sich die Frage: Soll wirklich aktive Sterbehilfe die Antwort sein, wenn Menschen befürchten müssen, am Ende ihres Lebens mit ihren Leiden allein gelassen zu werden oder anderen zur Last zu fallen? Nein. Es gibt viele Möglichkeiten, sterbenskranken Menschen beizustehen, ihre Leiden zu lindern und sie zu trösten. Vor allem gilt: Wir dürfen sie nicht allein lassen.

Was bedeutet „aktive Sterbehilfe“? 

Die Kirche macht einen deutlichen Unterschied zwischen Töten und Sterbenlassen. Wenn am Lebensende der Sterbeprozess nicht mehr verhindert werden kann, sondern nur mehr hinausgezögert oder verlängert wird, dürfen medizinische Maßnahmen abgebrochen werden.

Besonderes Augenmerk auf Palliativmedizin 

Moraltheologe Pater Martin Lintner meint, sterbende Menschen brauchen menschlichen, pflegerischen und geistlichen Beistand. 'Wenn einem Patienten medizinisch nicht mehr geholfen werden kann, müssen wir ihm erst recht helfen', meinte eine Krankenhausseelsorgerin. Die Unterlassung oder der Abbruch von lebenserhaltenden Maßnahmen bedeutet nämlich nicht, einen Menschen aufzugeben oder seine Würde nicht mehr zu schützen - im Gegenteil.

Töten sei direkte oder aktive Euthanasie, Sterbenlassen indirekte oder passive Sterbehilfe. Töten dürfe man nie, man müsse aber auch nicht alles tun, um sein Leben „bis zum geht nicht mehr“ zu erhalten, so Lintner.

Mit Palliativmedizin und Schmerztherapie auf einem guten Weg 

Georg Schärmer, Direktor der Caritas in Tirol meint dazu in der Tiroler Tageszeitung, dass Suizid ein gewaltsamer Akt ist und da, wo Gewalt im Spiel ist, muss der Rechtsstaat genau hinsehen und klare Grenzen setzen. Gesetze müssen so gestaltet sein, dass sie keinen Missbrauch zulassen. Die Ablehnung des assistierten Suizids und die Ausgestaltung des Gesetzes ist weltanschaulich geprägt. In Österreich sei man mit Palliativmedizin und Schmerztherapie auf einem guten Weg. Viel mehr müsste auch in die Begleitung von Angehörigen investiert werden. Die Angst der Betroffenen sowie der Angehörigen und den Wunsch, die Leidensphase abzukürzen, sei verständlich, so Schärmer. Bei einer guten Betreuung kann der Wunsch zu sterben verschwinden. Wenn das nicht angeboten werden kann, manifestiert er sich.

Es geht um den Schutz der Würde von sterbenden Menschen 

Todkranke Menschen müssten nicht „um jeden Preis“ medizinisch behandelt werden, so Papst Franziskus. Wenn medizinische Maßnahmen in keinem Verhältnis zum erhofften Ergebnis stünden, sei es moralisch vertretbar, auf therapeutische Mittel zu verzichten oder sie einzustellen. Der Papst erläuterte weiter, dass es in es diesen Fällen nicht darum gehe, den Tod herbeizuführen, sondern zu akzeptieren, dass man ihn nicht verhindern kann.

Wir gehen immer dem Leben entgegen 

Wir glauben an das Geschenk des Lebens von Gott. Er ist der Ursprung und das Ziel unseres Daseins. Einmal dürfen wir zu ihm heimgehen und die Vollendung unseres Lebens finden. Das ist eine Grundüberzeugung des christlichen Glaubens, die wir gerade in diesen Tagen mit dem Fest der Gemeinschaft all derer, die uns vorausgegangen sind, zum Ausdruck bringen.

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