Herz-Jesu-Tradition in Tirol

Das Herz-Jesu-Fest hat in Tirol eine besondere Bedeutung. Am kommenden Sonntag lädt das Land Tirol zum offiziellen Festgottesdienst um 9 Uhr in die Jesuitenkirche. Diözesanbischof Manfred Scheuer wird die Hl. Messe zelebrieren.

Die Herz-Jesu-Tradition ist in Tirol nach wie vor fest verankert. Abordnungen der Traditionsverbände nehmen im ganzen Land an Gottesdiensten und Prozessionen teil. So werden auch in Innsbruck nach dem Landesgottesdienst die Schützen zur Defilierung vor den Stadtsälen marschieren.   

Biblisch bezieht sich das Fest u.a. auf den Lanzenstich eines römischen Hauptmannes in das Herz des gekreuzigten Christus. Aus der Wunde flossen „Blut und Wasser“, heißt es bei Johannes 19, 33. Blut und Wasser sind Symbole für die Sakramente der Taufe und der Eucharistie. Das geöffnete Herz gilt als Ursprung der Kirche. Altbischof Stecher bezeichnete das Herz Jesu einmal als „innerstes Organ des göttlichen Sinnens und Trachtens“, als „Pulsschlag des Kreislaufs der Gnade“. Das Herz Jesu gilt als Zeichen der Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes.

Herz-Jesu-Verehrung
Petrus Canisius, der lange Zeit in Tirol wirkte, hatte im Jahr 1549 einen Tag vor seinem Gelübde eine Herz-Jesu-Vision. 1673 hat die Hl. Margareta Maria Alacoque in Frankreich Visionen vom Herzen Jesu. 1705 entsteht die erste Herz-Jesu-Bruderschaft bei den Ursulinen in Innbruck. Kurz darauf beginnen die Jesuiten sich für die Verehrung einzusetzen. Offiziell eingeführt wird der Gedenktag allerdings erst 1856 von Papst Pius IX. 

Das Herz-Jesu-Gelöbnis
Die Herz-Jesu-Verehrung und die damit verbundene Tradition der Herz-Jesu-Feuer in Tirol haben ihren Ursprung in den Kriegswirren des Jahres 1796. Durch ein von Kaiser Maximilian I. verliehenes Privileg waren die Tiroler bisher von Kriegen im Wesentlichen verschont geblieben. So traf die Schreckensnachricht, dass sich die Franzosen nähern würden, das Land völlig unvorbereitet. Die Mitglieder des Ausschusses der Landstände kamen in Bozen zu Beratungen zusammen. Der Stamser Abt Sebastian Stöckl machte den Vorschlag, das Land dem „Herzen Jesu“ anzuvertrauen und so um besonderen, göttlichen Beistand zu bitten. Der Vorschlag wurde mit großer Freude aufgenommen. Die Vertreter der Landstände legten für das ganze Land ein feierliches Gelöbnis ab, das Fest des Heiligsten Herzen Jesu alljährlich feierlich zu begehen. 

Bereits wenige Tage später wurde das Versprechen erstmals im Dom von Bozen eingelöst. Als Hofers Truppen dann in der Schlacht bei Spinges 1797 überraschend gegen die Franzosen und die Bayern siegten, wurde der Herz-Jesu-Sonntag zum hohen Feiertag.

Seither erneuern die Gläubigen Tirols in den Kirchen alljährlich am Herz-Jesu-Sonntag das Herz-Jesu-Gelöbnis. In vielen Pfarrgemeinden finden Herz-Jesu-Prozessionen statt.
Auch anlässlich des Andreas-Hofer-Gedenkjahres 2009 erfuhr die Tiroler Herz-Jesu-Verehrung besondere Aufmerksamkeit: Erstmals zelebrierten alle vier Bischöfe des ehemaligen Tiroler Gebietes einen Herz-Jesu-Festgottesdienst in Bozen. Erzbischof Luigi Bressan (Trient), Erzbischof Alois Kothgasser (Salzburg), Bischof Karl Golser (Bozen-Brixen) und Bischof Manfred Scheuer (Innsbruck) feierten gemeinsam mit Vertretern der katholischen Kirche aus den ehemaligen „Feindesländern“ Frankreich, Bayern und Sachsen. Auch schrieben die Bischöfe erstmals einen gemeinsamen Hirtenbrief an die Gläubigen, in dem sie u.a. zu einem „rechten Verständnis“ von Freiheit aufforderten. Einer Freiheit, die sich von der Liebe zu Gott, zu den Mitmenschen und zur Schöpfung in die Pflicht nehmen ließe. Auch ermutigten sie dazu, dem „schleichenden Druck“ zu widerstehen, der das Religiöse aus dem öffentlichen Leben zurückdrängen wolle und es als lächerlich oder veraltet hinstelle. 

Brennende Berge – Herz-Jesu Feuer in Tirol 
Der bis heute in Tirol weit verbreitete Brauch der Herz-Jesu-Feuer entstand mit dem Herz-Jesu-Gelöbnis, als die damals üblichen Sonnwendfeuer zunehmend im Sinne des Feiertages eine neue Interpretation erfuhren. Bergfeuer stellten in der Vergangenheit eine der wenigen Möglichkeiten dar, mit entfernten Landsleuten zu kommunizieren. Auch der Landsturm im Zuge der Tiroler Freiheitskämpfe wurde mit Signalfeuern auf den Gipfeln einberufen. 

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Herz-Jesu-Tradition in Tirol