Herz Jesu: Herz-Feuer und Tag der Herzlichkeit

Seit 225 Jahren sind Tirol und Herz Jesu eng miteinander verknüpft.

Vom dritten Freitag nach Pfingsten bis zum Sonntag ist das Herz in Tirol besonders präsent. Die Kirche begeht das Herz-Jesu-Fest, das Land gedenkt des Herz-Jesu-Gelöbnisses von 1796 und zugleich wird der Tag als Tag der Herzlichkeit begangen. Auf Anregung des Bischof-Stecher-Gedächtnisvereins wurde der Herz-Jesu-Freitag von Landeshauptmann Günther Platter als „Tag der Herzlichkeit“ ausgerufen. Unter dem Motto „Herz haben – Herz zeigen“ ist dieser Aktionstag besonders jenen Menschen gewidmet, die anderen zur Seite stehen, mit anpacken und helfen. Der „Tag der Herzlichkeit“ ist Teil der Initiative „Offene Herzen“, die heuer zum sechsten Mal durchgeführt wird.

 

Am diesjährigen „Tag der Herzlichkeit“ und zur 225. Gelöbnis-Erneuerung finden im Stift Stams am frühen Abend ein Landesüblicher Empfang und ein Herz-Jesu-Gelöbnisgottesdienst mit Bischof Hermann Glettler und Abt German Erd statt. Der Bischof-Stecher-Gedächtnisverein hat zu diesem Jubiläum die 120-seitige Broschüre „herz.jesu.2021“ herausgegeben, in der sich die Autoren mit einer zeitgemäßen Feierkultur auseinandersetzen.

 

Ausdruck der Volksfrömmigkeit 

Die Herz-Jesu-Verehrung ist ein Ausdruck der katholischen Spiritualität bzw. Volksfrömmigkeit. Dabei wird Jesus Christus unter dem Gesichtspunkt seiner im Herzen symbolisierten Liebe verehrt. Grundtext aus dem Evangelium ist (Joh 19,34): das durchbohrte Herz des Gekreuzigten als Quelle der Sakramente und der Kirche. Der Diözesanpatron Petrus Canisius, dessen 500. Geburtstag die Diözese Innsbruck in diesem Jahr feiert, hatte im Jahr 1549 einen Tag vor seinem Gelübde eine Herz-Jesu-Vision. Im 18. Jahrhundert begannen die Jesuiten sich verstärkt für die Verehrung einzusetzen.

 

„Bei uns wird das Herz-Jesu-Fest ja mehr als anderswo gefeiert. Es gibt Gottesdienste, Prozessionen und Fahnen. Die größte Kirchenglocke Tirols läutet bei uns in der Jesuitenkirche in Innsbruck: Es ist die Herz-Jesu-Glocke, auch Schützenglocke genannt. Das ist die schöne Außenseite dieses Festes“, erklärt Jesuiten-Rektor Christian Marte uns setzt fort: „Die Innenseite ist die Einladung, ein herzlicher Mensch zu werden – ein bisschen so wie Jesus, der sich wirklich um alle gekümmert hat.“

 

Das Herz-Jesu-Gelöbnis 

Die Herz-Jesu-Verehrung und die damit verbundene Tradition der Herz-Jesu-Feuer in Tirol haben ihren Ursprung in den Kriegswirren des Jahres 1796. Angesichts der anrückenden Franzosen machte der Stamser Abt Sebastian Stöckl den Vorschlag, das Land dem Herzen Jesu anzuvertrauen und so um besonderen göttlichen Beistand zu bitten. Die Vertreter der Landstände legten für das ganze Land ein feierliches Gelöbnis ab, das Fest des Heiligsten Herzen Jesu alljährlich feierlich zu begehen.

 

Bereits wenige Tage später wurde das Versprechen erstmals im Dom von Bozen eingelöst. Als Hofers Truppen dann in der Schlacht bei Spinges 1797 überraschend gegen die Franzosen und die Bayern siegten, wurde der Herz-Jesu-Sonntag zum hohen Feiertag. Seither erneuern die Gläubigen Tirols in den Kirchen alljährlich am Herz-Jesu-Sonntag das Herz-Jesu-Gelöbnis. In vielen Pfarrgemeinden finden Herz-Jesu-Prozessionen statt.

Der bis heute in Tirol weitverbreitete Brauch der Herz-Jesu-Feuer entstand mit dem Herz-Jesu-Gelöbnis, als die damals üblichen Sonnwendfeuer zunehmend im Sinne des Feiertages eine neue Interpretation erfuhren. Zum 100-Jahr-Jubiläum schrieb der Priester Josef Seeber den Text „Auf zum Schwur Tirolerland“.

 

Veranstaltungsreigen „Offene Herzen“ 

Rund um das Herz-Jesu-Wochenende findet im Rahmen der Initiative Offene Herzen eine Reihe von Aktionen statt. Vor dem Platz der Österreichischen Gesundheitskasse geben Prominente UnterstützerInnen ab 9 Uhr Würstel, Brot, Getränke und Eis aus. Gleichzeitig sammeln sie Spenden für die Hospizarbeit für palliativ erkrankte Kinder. Im Innsbrucker Rathaus gibt es von 10 bis 16 Uhr die Möglichkeit, Blut zu spenden. In der Maria-Theresien-Straße lädt ein Team der Diözese Innsbruck um Bischofsvikar Jakob Bürgler unter dem Motto „Bitte lächeln" zum Fotoshooting, das Team des Vinzibus (Essen auf Rädern für bedürftige Menschen) verteilt Süßigkeiten. In Alten- und Pflegeheimen in allen Bezirken spielen am Nachmittag, koordiniert vom Tiroler Volksmusikverein, Volksmusikgruppen auf. Auch der ORF unterstützt die Initiative Offene Herzen – mit Beiträgen und Musik, die zu Herzen geht.

 

Gottesdienst, Konzert und Herz-Jesu-Feuer 

Am Samstag folgt ein Gottesdienst in der Innsbrucker Jesuitenkirche und ein Offene-Herzen-Konzert im Rathaussaal der Hofburg. Musikalisch gestaltet wird der Abend zum ersten Mal gemeinsam von Sängerbund, Blasmusikverband und Volksmusikverein (Benefizkonzert für Bischof Stecher Hilfsprojekte). Am Abend und am Sonntag werden in Nord-, Ost- und Südtirol wieder Herz-Jesu-Feuer entzündet. Sie erinnern daran, für das Gute und ein gutes Miteinander zu brennen.​​ Mahnwachen machen in ganz Tirol auf das Schicksal von geflüchteten Menschen auf der griechischen Insel Lesbos aufmerksam. Das vollständige Programm finden Sie auf www.bischof-stecher-verein.at

 

Die Broschüre zum Jubiläum 

herz.jesu.2021 – Gedanken und Impulse für eine zeitgemäße Herz-Jesu-Verehrung und eine Kultur der Herzlichkeit 

Herausgegeben von Peter Jungmann im Auftrag des Bischof-Stecher-Gedächtnisvereins zum 100. Geburtstag von Bischof Reinhold Stecher und zum 225. Jahrestag des Herz-Jesu-Gelöbnisses des Landes Tirol 

120 Seiten, 54 farb. und 3 sw. Abb. 17 x 22,5 cm

Mit Beiträgen von Bischof Hermann Glettler, Klaus Heidegger, Norbert Hölzl, Christian Marte, Ivo Muser, Elisabeth Rathgeb, Thomas Saurer, Georg Schärmer, Manfred Scheuer, Christoph Schönborn, Reinhold Stecher, Joachim Wanke und Papst Franziskus.

Die Broschüre ist um 5,- Euro (Spende) zu beziehen über: Buchhandlung Tyrolia, Innsbruck, Maria-Theresien-Straße 15, und Caritas-Tirol-Shop, Heiliggeiststraße 16.

Der Bischof-Stecher-Gedächtnisverein hat zum Jubiläum die 120-seitige Broschüre „herz.jesu.2021“ herausgegeben.