Glettler mahnt zu Miteinander von Ökologie, Ökonomie und Sozialem

Tiroler Bischof blickt auf seine beiden ersten Jahre von Innsbruck zurück - Aufforderung an Tiroler Landsleute, über die eigenen Landesgrenzen hinauszusehen.

"Ein ernstgemeintes Miteinander von Ökologie, Ökonomie und sozialer Verantwortung ist ebenso notwendig wie der ehrliche Versuch einer Balance zwischen politischen, wirtschaftlichen und weltanschaulichen Interessen": Das betont der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler in der Broschüre "Tirol weiter denken". Die Broschüre erschien aus Anlass seiner Bischofsweihe und seines Amtsantritts vor genau zwei Jahren. Diese Zusammenarbeit schaffe die Basis für ein respektvolles Miteinander, kritische Selbstreflexion und soziale und ökologische Verantwortung: "Sie ermutigt aufzustehen, wo Selbstzweifel und Resignation ein Gefühl von Ohnmacht erzeugen und lähmen", so der Bischof.

Vor der damit verbundenen Verantwortung dürfe sich laut Glettler niemand drücken, denn jeder habe einen nicht kleinzuredenden Gestaltungsspielraum und sollte bereit sein, "selbst etwas in die Hand zu nehmen, wenn ein Unrecht drückend ist". Es gebe keine Ausrede, nicht selbstkritisch das eigene Verhalten in den Blick zu nehmen, persönliches "Changemanagement" zu beginnen und damit Zukunft zu ermöglichen.

Die Tiroler Bevölkerung müsse über die eigenen Landesgrenzen hinaussehen, "weil wir Verantwortung für die Welt haben", so der Bischof. Das Lokale und Globale seien zukünftig immer enger vernetzt. Mit den bisherigen Tools und im Alleingang könnten komplexe globale Herausforderungen nicht gelöst werden. Vielmehr brauche es Visionen eines globalen Miteinanders, getragen von der Überzeugung, "dass wir als Menschen unabhängig von Hautfarbe, Kultur und Religion zusammengehören".

Dreh- und Angelpunkt einer solchen Umkehr sei das menschliche Herz, der Speicherplatz für alle Erfahrungen und Welteindrücke. "Alle wesentlichen Entscheidungen werden im Herzen des Menschen getroffen oder versäumt. Dort liegen unsere eigentliche Schöpfungskraft und auch eine Abgründigkeit, die manchmal erschrecken lässt." Deshalb brauche es eine bewusste Herzensbildung. "Es ist die Einübung von Selbstachtung, Empathie, Mitgefühl und Solidarität", so der Bischof.

Das Herz der Menschen sehne sich immer schon nach Zugehörigkeit. Glettler wies in diesem Zusammenhang auf das Problem einer "seelischen Obdachlosigkeit" oder "Verlorenheit" hin, die viele Gesichter habe. Eine wichtige Rolle bei der Schaffung eines Zugehörigkeitsgefühls habe laut dem Bischof die Kirche. Trotz aller innerkirchlichen Spannungen und offenen Strukturfragen biete Kirche Seelennahrung für die Herzen der Menschen und antworte auf Fragen nach dem Woher und dem Wohin des Lebens.

Kirche gestaltet öffentliches Leben mit 

Darüber hinaus gestalte Kirche auch das öffentliche Leben aktiv mit und präge die kultur- und gesellschaftspolitische Landschaft Tirols. "Klar ist, dass Christsein keine Privatveranstaltung sein kann. Religion und Politik Kirche und Staat existieren im säkularen Staat keineswegs beziehungslos nebeneinander her. Es gibt eine historisch gewachsene und auf das Gemeinwohl hin ausgerichtete Zusammenarbeit, die sich besonders in den Bereichen von Bildung und Kultur sowie in vielen sozialen Aktionsfeldern niederschlägt."

Glettler ermutigte in diesem Zusammenhang zur Bildung von "Weggemeinschaften", die gemeinsam das Evangelium lesen und daraus Dorfgemeinschaften und Stadtteile mitgestalten sollen. "Menschen, die in der Kirche beheimatet sind, sollen zu Gastgebern für ihre Freunde, Arbeitskollegen und Nachbarn werden - all das im Geiste einer Dankbarkeit für das menschliche Leben, das sich in seiner Vielfalt zeigt."

Tirol sei ein Land mit hoher Innovationsbereitschaft: "Ich konnte dies sowohl in den Feldern von Wirtschaft und Industrie beobachten als auch im Sozial- und Kreativbereich." Es brauche in allen Lebensbereichen der Gesellschaft eine erhöhte Sensibilität und Lernbereitschaft für neue Lösungen angesichts der Fülle der aktuellen Herausforderungen.

Dies ist eine Meldung von www.kathpress.at