Glettler: Nicht zum „business as usual“ zurückkehren!

Stellungnahmen von Bischof, Seelsorgeamtsleiter und Nachhaltigkeitsreferentin zum Abschlussdokument der Amazonien-Synode.

Mit einer feierlichen Messe im Petersdom ist am Sonntag die Amazonas-Synode im Vatikan zu Ende gegangen. Das dreiwöchige Bischofstreffen hatte sich mit der Situation der Menschen in dem lateinamerikanischen Regenwaldgebiet befasst. Auf der Synode hatten seit dem 6. Oktober 185 Mitglieder, zahlreiche Bischöfe, sowie knapp 100 Ordensleute, Experten und Gäste über pastorale Herausforderungen im Amazonasgebiet beraten. Das Schlussdokument hat keine bindende Kraft, dient aber dem Papst zur Meinungsbildung im Blick auf ein eigenes Schreiben, das er bis zum Jahresende in Aussicht stellte. Für jeden der insgesamt 120 Artikel war eine Zweidrittelmehrheit der 181 bei der Abstimmung anwesenden Synodalen notwendig.

Verantwortliche der Diözese Innsbruck sehen Hoffnungszeichen im Abschlussdokument.

 

Glettler: Nicht zum „business as usual“ zurückkehren! 

Bischof Hermann Glettler zur abgeschlossenen Sitzungsperiode: „Die Amazonien-Synode war eine außergewöhnliche Kirchenversammlung mit einer Signalwirkung weit über die katholische Kirche hinaus. Eine in allen Lebensbereichen notwendige ‚Konversion‘ wurde zum Schlüsselbegriff der Synode. Es geht um eine entschlossene Kurskorrektur, die alle Lebensbereiche miteinschließt. Wir dürfen nicht zum ‚business als usual‘ zurückkehren.“

Bezugnehmend auf die „Hausaufgaben“ meint Glettler: „Als Diözese verpflichten wir uns zu einer größtmöglichen Kooperation mit allen, die sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit unserer geschöpflichen Mitwelt einsetzen. Der Geist Gottes möge uns inspirieren, dass den großen Worten überzeugende Taten und eine neue, achtsamere Lebenshaltung folgen. Den Weg, den wir als Diözese mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie begonnen haben, werden wir mit großem Schwung weiter verfolgen. Die Amazoniensynode mit dem selbstverständlich bunten Gesicht einer multikulturellen Kirche wird uns weiterhin bewegen und inspirieren. Jesus ist nicht nur die Mitte unseres Glaubens, sondern auch die entscheidende Gestalt, die uns weltweit zu Geschwistern macht.“

 

Fleißner: Lokale Fragen lokal lösen, weltweite Kirche im Blick behalten 

Der Seelsorgeamtsleiter Harald Fleißner zeigt sich optimistisch: „Die Amazonien-Synode ist ein kräftiges Zeichnen einer selbstbewusst auftretenden regionalen Kirche und macht deutlich, dass es gut ist, lokale Fragen auch lokal zu diskutieren und zu lösen und sie zugleich in den Horizont einer weltweiten Kirche zu stellen. Mich beeindruckt die Betonung einer Pastoral auf Augenhöhe in einer künftigen sogar „magdalenisch“ genannten Kirche, in der Barmherzigkeit und Solidarität immer stärker in den Fokus rücken werden. Auch wenn sich aus dem Abschlussdokument der Synode wohl keine schnellen Lösungen herauslesen lassen, ist der Impuls in Richtung Schöpfungsverantwortung, verstärkte Zusammenarbeit verschiedener Ämter und Dienste in der Pastoral sowie die Bereitschaft zur Veränderung alter und teilweise hemmender Strukturen in der Kirche ein Hoffnungszeichen weit über Amazonien oder Lateinamerika hinaus.“

 

Soier: Nachhaltigkeitstrategien müssen im Alltag gelebt werden 

Daniela Soier, Leiterin des Fachreferates Schöpfungsverantwortung der Diözese Innsbruck, sieht den richtigen Weg eingeschlagen: „Ein erster Blick auf einige Kernsätze im Schlussdokument der Amazonien-Synode weckt Hoffnung. Der Appell im Schlussdokument ‚zu einer umfassenden Umkehr, zu einem einfachen und nüchternen Leben‘ beschreibt einen bei uns noch zu wenig begangenen Weg, um dem Auftrag ‚VerwalterInnen und HüterInnen der Schöpfung zu sein‘, nachzukommen. Diese Berufung gilt es an der je eigenen Stelle zu leben, gerade auch innerhalb der kirchlichen Einrichtungen.“ Soier mahnt ein: „Beispielsweise sollen Nachhaltigkeitsstrategien kein ‚grünes Deckmäntelchen‘ bieten, sondern in ‚Fleisch und Blut‘ übergehen, d.h. im Alltag gelebt werden. Das Wissen um ökologische Zusammenhänge ist vorhanden, fehlt also ‚nur‘ noch entsprechend zu ‚handeln‘. Das wäre wünschenswert für unsere Diözese, denn wir sind nicht BesitzerInnen von ‚Schwester, Mutter Erde‘ und wir teilen diesen begrenzten Lebensraum mit anderen Mitgeschöpfen.“