Glettler: Heilsamer Rückzug der Benediktiner

Bischof Hermann Glettler hat die neuen Räumlichkeiten am Wallfahrtsort St. Georgenberg eingeweiht. Nach den Renovierungsarbeiten finden dort nun die Benediktiner von Fiecht ihre neue Bleibe.

Nach Umbau und Renovierungsphase von nur einem Jahr zog der Konvent der Benediktiner vom Kloster Fiecht zurück zum Ursprung auf den Georgenberg. „Es war ein Jahr intensiver Arbeit das heute seinen Abschluss findet“, sagte P. Raphael Gebauer, Administrator-Prior des Konvents der Benediktinerabtei St. Georgenberg-Fiecht.

P. Raphael Gebauer: Für die Zukunft gebaut 

Gebauer lebte schon vor der nunmehrigen Sanierung des Klosters 14 Jahre lang allein auf dem Georgenberg und betreute als Wallfahrtsseelsorger die dortigen Pilger. Geschaffen wurde nun ein Übergang vom Mönchstrakt zum Gästebereich. Ebenso wurde ein Anbau errichtet, in dem der Pfortenbereich, die Küche, die neue Chorkapelle und ein Klosterladen untergebracht sind, so dass ein benediktinisches Leben möglich ist. Die anderen Gebäude, darunter auch die Lindenkirche, wurden grundsaniert. Man habe damit einen wichtigen Schritt in die Zukunft der Gemeinschaft der Abtei gesetzt, so P. Raphael Gebauer OSB, der man mit christlicher Zuversicht begegne. Anzumerken ist, dass sich durch den Umzug die Lebensqualität verbessert hat. Vom Leben neben der Autobahn in die grüne Oase St. Georgenberg. „Wir haben damit eine Bündelung der Kräfte für die Pilgerinnen und Pilger der Wallfahrten geschaffen. Der Wallfahrtsort St. Georgenberg erfährt damit eine Stärkung.“ In Zukunft wird auch ein Verweilen in den Gastzellen des Klosters möglich.

Glettler: Heilsamer Rückzug der Mönche 

Am Sonntag weihte Bischof Hermann Glettler im Beisein von zahlreichen Oberen von Männer- und Frauenorden die erneuerten Räumlichkeiten ein. Die Bischofsmesse war gleichzeitig Schlusspunkt der Übersiedlung. In seiner Predigt bezeichnete der Bischof die Rückkehr der Benediktiner nach St. Georgenberg als „heilsamen Rückzug". Glettler: „Die Benediktinermönche des Stiftes Fiecht gehen an den geistlichen Ursprungsort ihres Stiftes zurück. Die exponierte Lage und der notwendige Aufstieg faszinieren und verstärken die Sehnsucht, die viele Menschen unserer Zeit zu heiligen Orten aufbrechen lässt. St. Georgenberg wird in Zukunft noch deutlicher ein Ort des Ankommens und des Gebetes für viele Gläubige und Suchende sein. Gerne erbitte ich den Segen Gottes für diesen Ort des Trostes und der inneren Stärkung – für die dort lebenden Mönche und für alle, die ihn mit Dank und persönlichen Anliegen aufsuchen." P. Raphael Gebauer OSB dankte den vielen Menschen, die diesen Weg ermöglicht, umgesetzt und unterstützt haben.

 St. Georgenberg: klösterliche Niederlassung seit dem 10. Jahrhundert 

Die über tausendjährige Geschichte begann im 10. Jahrhundert als Rathold von Aibling aus dem Geschlecht der Rapotonen im Stallental, nördlich von Schwaz eine klösterliche Niederlassung gründete. In der Chronik von St. Georgenberg (1480) ist die Rede davon, dass Rathold selbst als Einsiedler in einer Höhle hier lebte und sich mit der Zeit Gefährten anschlossen.

Kaiser Heinrich IV. schenkte um 1100 nicht nur Höfe und Leibeigene dem Kloster, sondern soll auch die Reliquie des Hl. Georgs dem Kloster geschenkt haben. Bischof Reginbert von Brixen erhob die klösterliche Gemeinschaft zur Benediktinerabtei, was Papst Innozenz II 1138 bestätigte. Nach Großbränden (1284,1448) und der Pest im 14. und 15. Jh. konnte sich das Kloster kurzzeitig erholen. Doch aufgrund mehrerer Epidemien und den Folgen der Reformation im 16. Jahrhundert verwahrloste das Kloster erneut. Nach dem dritten Brand von 1637 wurde das Kloster erneut aufgebaut und erste Pläne einer Transferierung des Klosters entstanden, die jedoch erst nach einer weiteren Zerstörung durch den Brand von 1705 vollzogen wurde. 1706 begannen die Bauarbeiten im Inntal, zwei Jahre später konnte der Klosterbau in Fiecht bezogen werden. 

1807 wurde das Kloster von der bayrischen Regierung aufgehoben, 1816 kehrten die Benediktiner von St. Georgenberg nach Fiecht zurück. 1868 bis 1870 musste der Konvent aufgrund eines Brandes vorübergehend in Rotholz untergebracht werden. 1941 wurde das Kloster von den Nationalsozialisten aufgehoben. Erst 1950 wurde es den Benediktinern wieder zurückgegeben. Seit drei Jahrhunderten lebte die Gemeinschaft der Benediktiner in Fiecht. Seit 1967 gehört die Abtei zur Kongregation der Missionsbenediktiner von St. Ottilien (und damit nicht zur Österreichischen Benediktinerkongregation). Nun ist sie zu ihrem Ursprung, an die „Wurzeln“, dem Wallfahrtsort St. Georgenberg, zurückgekehrt.

Vor drei Jahren gaben die Benediktiner bekannt, das Stiftsgebäude in Fiecht aus personellen und finanziellen Gründen aufgeben zu wollen und in das Ursprungskloster auf den St. Georgenberg zurück zu übersiedeln. Der regelmäßige Wallfahrtsbetrieb wurde schon im vergangenen Frühjahr nach einer einjährigen Unterbrechung für die Bauarbeiten wieder aufgenommen. Am Ostersonntag seien unzählige Menschen auf den Georgenberg gekommen, um gespannt den neu gestalteten Wallfahrtsort zu besichtigen, erinnert sich Gebauer. Und auch generell habe sich der Umbau positiv auf die Besucherzahl ausgewirkt: „Es kommen sehr viele Leute die sich das neue Kloster anschauen wollen und bei den Gottesdiensten ist nach wie vor guter Besuch.“

Aus ehemaligen Stift Fiecht wird Bildungsstätte 

Künftig leben in der Abtei St. Georgenberg fünf Mitglieder des Konvents. Zwei Benediktiner bleiben im ehemaligen Stift Fiecht um dort eine kleine benediktinische Präsenz zu erhalten. Die barocke Stiftskirche Fiecht bleibt als Pfarrkirche erhalten. Für die anderen Gebäude ist die Benediktinerabtei mit dem Unternehmer Christoph Swarovski eine Partnerschaft eingegangen. Aus dem früheren Klosterkomplex soll eine Bildungsstätte mit regionaler und landesweiter Bedeutung entstehen.

v.l. Br. Engelmar Malterer, Br. Johannes Wagenknecht OSB, P. Raphael Gebauer OSB, (Administrator-Prior des Konvents der Benediktinerabtei St. Georgenberg Fiecht), Bischof Hermann Glettler, P. Anselm Zeller OSB und Erzabt Wolfgang Öxler OSB (Erzabtei Sankt Ottilien)