"Geistliche Wegspuren, die bis heute bedeutsam sind"

Dankgottesdienst in Innsbruck für Erzbischof em. Alois Kothgasser am Samstag, 24. Februar – Predigt von Bischof Hermann

Die Diözese Innsbruck erinnerte sich heute, 24. Februar 2024, im Rahmen eines Dankgottesdienstes an ihren früheren Oberhirten Erzbischof em. Alois Kothgasser SDB. "Wir tun dies in Trauer und zugleich in großer Dankbarkeit für einen ,väterlichen Bischof'", stellte Bischof Hermann Glettler seiner Predigt im Innsbrucker dom zu St. Jakob voran. Trotz seiner vergleichsweisen kurzen Amtszeit als Innsbrucker Bischof habe Kothgasser "einige geistliche Wegspuren vorgegeben, die bis heute bedeutsam sind."

 

Neben Bischof Hermann ist die Teilnahme von Abt German Erd Ocist sowie Altabt Raimund Schreier Opraem, des Provinzial der Salesiander P. Siegfried M. Kettner SDB, von Propst Florian Huber und Dekan Bernhard Kranebitter hervorzuheben. Seitens der Politik nahmen Landeshauptmann Anton Mattle, Bürgermeister Georg Willi sowie Altlandeshauptmann Wendelin Weingartner teil. Leitungspersonen der Diözese Innsbruck sowie Freunde und Wegbegleiter:innen waren zahlreich vertreten.

 

"Die Spuren, die er in geistvoller Weise gelegt hat, werden auch in Zukunft für unsere Diözese Innsbruck von Bedeutung sein. Unser ehrendes Andenken besteht darin, dass wir in diesen Spuren weiterzugehen versuchen", betonte Bischof Hermann am Ende seiner Predigt. 

 

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Dankgottesdienst für Erzischof Alois Kothgasser in Innsbruck - Foto: Sigl

Die Predigt im Wortlaut

Im Innsbrucker Dom zu St. Jakob, am 24. Februar 2024, 9:30 Uhr von Bischof Hermann Glettler

Wir feiern als Diözese Innsbruck heute am Apostelfest des Hl. Matthias einen Gottesdienst für EB em. Alois Kothgasser. Wir tun dies in Trauer und zugleich in großer Dankbarkeit für einen „väterlichen Bischof“. Trotz seines zeitlich begrenzten Wirkens in unserer Diözese hat er einige geistliche Wegspuren vorgegeben, die bis heute bedeutsam sind.

 

1. Ein Leben lang auf das Wirken des Heiligen Geistes vertraut 

Theologisch reflektiert versuchte Bischof Alois aus einer persönlichen Freundschaft mit dem Geist Gottes zu leben. Es war deutlich, dass dies die entscheidende Quelle für seine Liebenswürdigkeit und unkomplizierte, bescheidene Lebensweise war. Stille, Gebet und vor allem die Eucharistische Anbetung waren für den Innsbrucker Bischof lebendige, lebensrelevante Quellen. Er hat Pfarren und Gemeinschaften ermutigt, ebenso daraus zu leben. Die Gründung der Notburga-Gemeinschaft ist hier gesondert zu erwähnen. Es ist ein Zusammenschluss von Frauen, die sich aus dem Gebet heraus für Bedürftige vor Ort engagieren. Was bleibt, ist die Gewissheit, dass uns der Hl. Geist in allen Belangen menschlicher, aufmerksamer, belastbarer, verfügbarer und fröhlicher macht. Bischof Alois hat nicht zufällig für die einzige Kirche, die er neu errichten konnte, als Patrozinium den Hl. Geist gewählt.

 

2. Sein bischöflicher Dienst war ein vielfältiger Assistenzeinsatz 

Den Begriff habe ich gewählt, weil sich genau zu seinem Sterbetag die Lawinen-Katastrophe von Galtür zum 25. Mal gejährt hat. Neben den vielen professionellen und ehrenamtlichen Einsatzkräften vor Ort war auch Bischof Kothgasser zur Stelle. Er hat in enger Zusammenarbeit mit der neu ins Leben gerufenen Notfallseelsorge den Angehörigen Trost gespendet und den so wichtigen Trauergottesdienst in der Basilika Wilten geleitet. Aber nicht nur in dieser Notlage war Bischof Alois „im Einsatz“: Assistierend stand er vielen Menschen in Krisensituationen bei, hat zahlreiche Personen geistlich begleitet, vor allem auch junge Leute mit ihren vielen offenen Fragen. Die Pädagogik seines Ordensgründers Don Bosco hatte er immer vor Augen: In Fürsorge und Vorsorge für die Menschen da sein. Auch in den Jahren nach seiner Emeritierung, wohnhaft in Baumkirchen, war er aushelfend in der Diözese Innsbruck tätig und war so etwas wie ein Großvater für die Jüngsten im Kindergarten und im Hort der Don-Bosco-Schwestern.

 

3. Ein Brückenbauer aus tiefster innerer Überzeugung 

Bischof Alois hatte angesichts vieler Spaltungstendenzen und Polarisierungen die geduldige und weise Art eines Brückenbauers. Dazu ist nur jemand fähig, der einen tiefen Frieden in sich trägt und im Vertrauen auf Andersdenkende zuzugehen vermag. Es war innerhalb der Ortskirche wichtig, Gräben zwischen traditionellen Kräften und jenen, die auf Veränderung drängen, zu überwinden und ein neues Miteinander zu ermöglichen. Er hat einen apostolischen Dienst der Einheit mit viel Herzblut gelebt, „mittig“ in all seinen Überzeugungen. Auch in gesellschaftlich brisanten Feldern, speziell in bioethischen Fragestellungen und beim Lebensschutz war seine mahnende, aber nie anklagende Stimme deutlich vernehmbar. Ebenso war er in der Ökumene brückenbauend tätig. In Erinnerung bleibt anlässlich eines Versöhnungsgottesdienstes seine Entschuldigung für das Versagen der katholischen Kirche bei der Vertreibung der Protestanten aus Tirol.

 

Zusammenfassend danken wir Gott für einen Bischof, dessen Glaube immer Herzschlag-Qualität hatte. Die Spuren, die er in geistvoller Weise gelegt hat, werden auch in Zukunft für unsere Diözese Innsbruck von Bedeutung sein. Unser ehrendes Andenken besteht darin, dass wir in diesen Spuren weiterzugehen versuchen.