Gedenken an Christoph Probst

Am 22. Februar 2023 jährte sich der Todestag von drei Mitgliedern der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst zum 80. Mal. Die Zeitschrift ÖKUM für Religonspädagog:innen thematisiert in der aktuellen Ausgabe das Zeugnis des Widerstandskämpfers Christoph Probst.

Die Zeitschrift ÖKUM, gemeinsam herausgegeben vom Schulamt der Diözese Innsbruck und von der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein, thematisiert in der aktuellen Ausgabe das Zeugnis von Christoph Probst sowie die Bedeutung von Zivilcourage für junge Menschen heute. Unter anderem findet sich in der Zeitschrift ein Brief von Herta Siebler-Probst (+ 2016) an Univ.-Prof. Roman Siebenrock, der erstmals veröffentlicht wird. Ebenso wird  auf das Beispiel des Widerstandskämpfers Franz Weber aus Oberperfuß eingegangen, der seine Schulzeit am Paulinum Schwaz verbracht hat und dem dort eine Ausstellung gewidmet ist. Weitere Zeugen des Widerstands konnten im Rahmen dieses Heftes nur kurz genannt werden. 

 

Christoph Probst – seine Studienzeit in Innsbruck 

Josef Walder, Schriftleiter von ÖKUM, schreibt in seinem Vorwort: „Christoph Probst war und ist mit seinem Mut zur Wahrheit und zur Gerechtigkeit ein Zeuge für Zivilcourage. Damit ist er gerade für junge Menschen heute von besonderer Bedeutung. Zivilcourage ist die Bereitschaft, auch unter widrigen Umständen am Guten festzuhalten. Die Erinnerung an ihn macht Mut, jede Form der Ungerechtigkeit abzulehnen und sich entschieden für die Freiheit des Menschen einzusetzen. Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt!`, heißt es in einem der Flugblätter der Weißen Rose.‘“ 

 

Christoph Probst wohnte während seiner Innsbrucker Studienzeit in der Pension Waldfrieden am Mayrweg in Aldrans (1942/43). Anlässlich seines 70. Todestages wurde 2013 – auf Initiative von Mag. Karl Schmutzhard und Dr. Brigitte Lutz – eine Gedenktafel am Felsen vor der Pfarrkirche Aldrans angebracht. 

 

Die Stadt Innsbruck benannte auf Initiative des ehemaligen Universitätspfarrers Bernhard Hippler und auf Antrag der Österreichischen Hochschülerschaft den Platz vor der Universität in Christoph-Probst- Platz um. Am sogenannten „Ehrenmal“ vor dem Hauptgebäude der Universität Innsbruck erinnert eine Gedenktafel an Christoph Probst. 

 

Im Rahmen einer gemeinsamen Gedenkstunde der Medizinischen Universität Innsbruck und der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck am 21. Februar 2019 wurde seine ungerechtfertigte Exmatrikulation rückgängig gemacht. Durch die „Christoph Probst lectures“ ab 2020 erhält die Erinnerungskultur einen fixen Platz in Mitte von Forschung und Lehre der Universität. 

 

Enkel von Christoph Probst über Zivilcourage 

Christoph Probst, Enkel von Christoph Probst, über seinen Großvater: „Er war ein Mensch voller Liebe, gedanklicher Klarheit und hoher Bildung, und doch noch so jung!“ In einem Brief an seinen Halbbruder Dieter schrieb er kurz vor Weihnachten 1942: „Es kommt auf das Leben jedes Einzelnen an, jeder Mensch ist Gott lieb, er will aber auch von jedem geliebt werden, denn die Liebe ist die Kraft der Welt … Auf ihr ruhen Kulturen, Dome wuchsen aus ihrem Schoß, sie ist das Band von Mensch zu Mensch, das alle Freude des Lebens erst möglich macht, denn was wäre der Mensch alleine?“ 

 

Und Enkel Probst weiter: „Und das ist auch sein Vermächtnis. Gerade auch jetzt wieder in der gegenwärtigen Zeit, in der Juden angegriffen werden und ungestraft der Holocaust geleugnet wird; in der Fußballspieler mit dunkler Hautfarbe mit Affenlauten geschmäht werden, … in der alte Menschen beraubt und betrogen werden … und in einer Zeit, in der auch nicht zuletzt Tiere gequält und nicht artgerecht gehalten werden… Das ist beschämend und skandalös!“ 

 

Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, ergänzt: „Klar ist: Zivilcourage wirkt. Sie wirkt dann, wenn Menschenleben gerettet werden. Sie wirkt aber auch dann, wenn Menschen dazu bewegt werden, respektvoll miteinander umzugehen, wenn rassistische, sexistische, homophobe oder antisemitische Stereotype, Handlungen und Meinungen zurückgedrängt werden, wenn sie ersetzt werden durch Bewusstsein und Engagement für eine solidarische Gesellschaft. Die Mühe, Anstrengung und oft auch Überwindung, die es kostet, für andere einzutreten, werden stets belohnt durch eine Gesellschaft, in der Solidarität, Frieden und Demokratie herrschen. Sie werden nicht weniger belohnt durch den schlichten Dank der Personen, die Hilfe benötigen, die diskriminiert, sprachlich oder physisch attackiert oder benachteiligt wurden und für die wir uns einsetzen müssen.“ 

 

Maria Plankensteiner-Spiegel, ehemalige Schulamtsleiterin der Diözese Innsbruck, abschließend: „Menschen wie Christoph Probst stehen als Beispiel für Mut, für Treue zu den eigenen Überzeugungen da. Selten war die Erinnerung an Menschen wie ihn so notwendig wie heute, in unserer Zeit.“ 

 

Zur Person

Christoph Probst wurde am 6. November in Murnau (Oberbayern) geboren. Nach dem Abitur der Ableistung des Wehrdienstes begann er 1939 das Studium der Medizin in München. Am 9. August 1941 heiratete er Herta Dorn. Nachdem er die Mitglieder der Widerstandstruppe "Die weiße Rose" kennen gelernt hatte, beteiligte er sich im Jahr 1942 am Verteilen von Flugblättern gegen das Hitlerregime und dem Aufruf zum passiven Widerstand. Am 19. Februar 1943 wurde Christoph Probst in Innsbruck verhaftet und am 22. Februar gemeinsam mit Sophie und Hans Scholl in München zum Tod verurteilt. Das Urteil wurde noch am selben Tag vollstreckt, kurz nachdem Probst das Sakrament der Taufe empfangen hat.

 

Was ist ÖKUM? 

Das Schulamt der Diözese Innsbruck und die Kirchliche Pädagogische Hochschule Edith Stein editieren die Zeitschrift ÖKUM, deren Zielgruppen Religionslehrerinnen und Religionslehrer, Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen sowie Lehrende an Kath. Privatschulen bilden. Die Zeitschrift mit einer Auflage von 1.700 Stück erscheint vier Mal jährlich.  

Digital ist ÖKUM abrufbar unter https://www.kph-es.at/kph-edith-stein/institute/religionspaedagogische-bildung-innsbruck/stams/links#c1595