Gebet für Flüchtlinge in Innsbruck
Es gibt ein „Massensterben an den Außengrenzen der Europäischen Union,“ so die langjährige Schubhaftseelsorgerin Maria-Regina Strugholtz. Am 20. Juni versammelten sich viele Menschen in der Innsbrucker Kapuzinerkirche zu einem gemeinsamen Gebet, um die Trauer über den Tod zahlloser Flüchtlinge zum Ausdruck zu bringen, auf die Ursachen dieser Tode aufmerksam zu machen und um die Toten zu würdigen.
Neben Generalvikar Jakob Bürgler waren zahlreiche Vertreter christlicher Gruppierungen, Gemeinschaften und NGO’s vertreten. Auch Vertreter anderer Kirchen, wie Vidoslav Vujasin von der serbisch-orthodoxen Kirche und Pfarrer Meinrad Schumacher von der Altkatholischen Kirche, nahmen am Gebet teil.
Augen verschließen. Olivier Dantine, Superintendent der Evangelischen Kirche, meint in seiner Predigt: „Wir verschließen hier in Europa nicht nur unsere Grenzen dicht, sondern verschließen auch die Augen vor dem, was an den Europäischen Grenzen, am Fluss Evros, im Mittelmeer, vor den kanarischen Inseln passiert.“ Nachdem Schicksale von drei Flüchtlingen verlesen wurden fügt Dantine hinzu: „Sie klingen wie gut erfundene Dramen. Leider sind sie wahr. Hinter diesen Geschichten stehen Menschen. Geschichten, die uns herausfordern.“
Realität. Während Namen von Flüchtlingen verlesen wurden, die auf ihrer Flucht ertrunken sind, trugen Jugendliche Bilder in den Altarraum, die verdeutlichen wie bitter der Kampf um ein Leben in einem anderen Land für viele Menschen sein kann. „Ich verstehe nicht, warum da keiner hilft. Da ertrinken Tag für Tag Menschen,“ so die 15-jährige Laura aus Innsbruck.
Trauern und Handeln. Neben dem Gedenken der vielen Toten, sei das Gebet auch ein Beitrag zur Bewusstseinsbildung über das, was an den EU-Außengrenzen und anderswo im Bereich der Flüchtlingspolitik geschehe erklärt Regina-Maria Strugholtz. „Ich bin davon überzeugt, dass eine Gesellschaft durch Zuwanderung reicher wird, auf keinen Fall ärmer. Sie wird vielfältiger statt einfältig, unser Horizont wird jedenfalls weiter,“ so Dantine.