Ethikforum: Wie früh ist zu früh?
Fixpunkt am Tag des Lebens, dem 1. Juni, ist das Ethikforum der Diözese Innsbruck. Das diözesane Motto für die aktuell laufende Woche für das Leben „Leben im Sterben“ bildete im Haus der Begegnung den Rahmen für unterschiedliche Perspektiven zur Frage „Wie früh ist zu früh?“ angesichts des oft unvorhersehbaren Endes von ungeborenem oder eben geborenem Leben.
Bereits die eröffnenden Grußworte von Bischof Hermann Glettler ließen die tiefgründigen und vielfältigen Erkenntnisse und Erfahrungen rund um dieses sensible Thema erahnen. Als Moderator schilderte der ehemalige Caritas-Direktor Georg Schärmer in bewegenden Worten Erfahrungen in seiner eigenen Familie.
Primarin Barbara Maier verwies in ihrem digitalen Vortrag die Wichtigkeit der Bereitstellung eines adäquaten Settings mit empathischer Haltung. Auch erteilte sie der faktischen Propaganda für Lebensschutz, welche sich leider allzu oft als einseitig moralisierend darstelle, ein klares Nein.
Sehr bewegend war der biografische Ausschnitt aus dem Leben von Monika Osl, einer Mama von Sternenkindern. Anhand der empathischen Moderation von Georg Schärmer eröffnete sie rückblickend ihre Erfahrungen, welche ein unglaublich erschütterndes Szenario in allen möglichen Facetten aufzeigte. Die Würde und der für immer bleibende Moment des „Elterngewordenseins“ trotz der Ausweglosigkeit der Situation und des faktischen Endes der so ersehnlichst gewünschten Zeit mit dem tot geborenen Kind ist Monika Osl ein grundlegendes Anliegen für eine angemessene Begleitung und Gestaltung von geschützten Räumen für betroffene Familien.
Die besondere Atmosphäre des Abends bereicherte auch Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Ratzinger-Preis-Trägerin 2021. Aus religionsphilosophischer Sicht eröffnete sie dem Publikum einen Spannungsbogen von Leben und Tod, in dem sie Hintergründe menschlichen Sterbens anhand von vier Schlagwörtern „autonom, lebenssatt, hoffnungslos, getröstet“ gekonnt analysierte. Besonders betont sie die Einzigartigkeit und Tröstlichkeit des christlichen Glaubens mit der Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tode und der Auferstehung in einer personalen leibseelischen Ganzheit des Menschen. Das „Ziel hinter den Zielen“ stets im Blick zu behalten und „endlich den sehen, der mich immer schon sieht von Anfang an“ bildeten den krönenden Abschluss eines gelungenen Abends.
Die Veranstaltung wurde organisiert von der Abt. Erwachsene und Familien in Kooperation mit dem Haus der Begegnung, Kath. Bildungswerk und aktion leben.