Diözese Innsbruck präsentiert vierten Band der Schriftenreihe "notae"
Vor vier Jahren hat die Diözese Innsbruck die Schriftenreihe „notae" ins Leben gerufen, vier Bände sind mittlerweile erschienen. War der erste Band noch wie ein Kaleidoskop verschiedenster Themen aus der Wirkungsgeschichte der Kirche in Tirol, bildeten sich in der Folge Schwerpunktthemen heraus. Die weiteren bis zu 400 Seiten umfassenden Bände beschäftigten sich mit dem sozialen Wirken der Kirche in Tirol und dem Apostolat von Caritas-Direktor Josef Steinkelderer (1904-1972).
Diesmal galt das Hauptinteresse der Bildungsarbeit. Hinzu kam, dass mit der Präsentation der Neuerscheinung erstmals auch Preise für ausgezeichnete Leistungen im Rahmen der „Vorwissenschaftlichen Arbeiten“ an katholischen Privatschulen vergeben wurden. Diese sind notwendige Voraussetzung zum erfolgreichen Abschluss einer Höheren Schule (AHS) und werden von den SchülerInnen in den 7. und 8. Klassen erarbeitet.
Ein Band, 18 Beiträge.
Umfassender kann ein Thema fast nicht sein als „Kirche und Bildung“. Im Sinne ihres selbst gesteckten hohen Anspruchs widmen sich die historischen Notizen einer Vielzahl von Inhalten: katholische Privatschulen, Priesterseminar, pastorale Bildung in der Diözese, die Beziehung Kirche und Universität Innsbruck, das „Austrian Catholic Centre“ in London, das Schriftapostolat von Ludwig Stratmann, die katholische Frauenbewegung, Bildungshaus St. Michael und das Ausbildungszentrum für Theologiestudierende.
Auch Grundsätzliches zum Thema Christentum und Bildung findet sich im 384 Seiten schweren Buch. Diesem Thema widmete sich Schulamtsleiterin Mag. Maria Plankensteiner-Spiegel in ihrem Votrag bei der Präsentation. Sie ging der Frage auf den Grund, wie das Christentum eine derartige Wirkkraft entfalten konnte. „Es ist der Glaube an die Gotteskindschaft,“ so Plankensteiners Antwort. Dieser gebe allen Menschen dieselbe Würde – unabhänging von Status und Herkunft.
In ihrer Geschichtsbetrachtung ging Maria Plankensteiner auf den Umstand ein, dass das Christentum gerade nicht als eine Religion Gebildeter begonnen habe. Das Image der Christen in der Anfangszeit sei vielmehr denkbar schlecht gewesen: „Würdelos, ideenlos, stillos.“ Grund dafür gewesen sei der in der damaligen Zeit vollkommen absurd wirkende Glaube an den Kreuzestod und die Auferstehung Jesu sowie die Feier eines Opfermahles.
Geschichtsforschung.
Anliegen der notae ist, Historiker zur Auseinandersetzung mit Kirchengeschichte vor Ort zu animieren. Im Zuge dessen kommen nicht wenige spannende Erkenntnisse zum Vorschein. Wie etwa jene über die überaus turbulenten Verhandlungen zur Gründung des Paulinum in Schwaz. Aber auch Einrichtungen treten ins Blickfeld, die der kirchlichen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sind. Wer weiß schon, dass das Säkularinstitut der Frohbotinnen von 1955 bis 2014 in London ein Zentrum für AuslandsösterreicherInnen unterhielt? Wesentlich angestoßen wurde dieser Einsatz vom damaligen „Auslandsbischof“ Paulus Rusch.
Neuheiten.
Der vierte Band der notae enthält einige Neuheiten: eine Chronik wichtiger diözesaner Ereignisse und der Todestage verstorbenen Priester. Künftig werden auch die mit dem 1. Preis ausgezeichneten Arbeiten des Canisius-Award im Buch zu finden sein. Für den Band 4 ist dies die „Vorwissenschaftliche Arbeit“ von Theresa Klotz über „Homosexualität und christliche Kirchen in Tirol – unvereinbar?“ Die Arbeit von Klotz umfasst eine Recherche der Grundlagen (aktuelle Gesetzeslage, Bibel, Kirchenrecht) und der aktuellen Praxis. Dazu führte sie mit fünf Seelsorgern Interviews. Im Tiroler Sonntag-Interview zeigte sie sich überrascht über deren Offenheit – und über den Gewinn des 1. Preises. Für das Thema entschieden habe sie sich, weil es in der Öffentlichkeit stark präsent war.
Für die musikalische Gestaltung des Abends sorgte ein Ensemble des PORG Volders.
Dieser Beitrag von Gilbert Rosenkranz erscheint im Tiroler Sonntag vom 18. Oktober 2018.
www.tirolersonntag.at