Bischof Scheuers Sommer: Pilgern und Berggehen
Was machen Sie im Urlaub, wird Bischof Manfred Scheuer bei seinen Besuchen in Kindergarten und Volksschulen oft gefragt. Heuer hat der Bischof einen kleinen Einblick in seinen Urlaubskalender gegeben.
In Kürze wird der Bischof zusammen mit einigen Vertretern der Diözese Innsbruck für fünf Tage nach Rumänien aufbrechen, um die dortige Partnerdiözese Satu Mare zu besuchen. Im August steht dann eine längere Fußwallfahrt in Österreich auf dem Programm. Zusammen mit Sr. Melanie Wolfers (Wien) wird Scheuer vom 22. bis 27. August eine Fußwallfahrt auf den Spuren von Franz und Franziska Jägerstätter anführen. Der Marsch führt vom Mondsee bis nach St. Radegund zum Haus der Familie Jägerstätter. Der Familienvater Franz Jägerstätter, der von den Nationalsozialisten ermordert wurde, übt auf Bischof Scheuer eine große Faszination aus. Als Postulator für den Seligsprechungsprozess von Franz Jägerstätter hat er eine besondere Beziehung zu diesem besonderen Menschen aufgebaut.
Märtyrer des Nationalsozialismus stehen auch im Zentrum einer Pilgerreise von 1. bis 6. September, bei der Bischof Scheuer die geistliche Leitung übernommen hat. Die Reise „Auf den Spuren der Seligen Otto Neururer und Carl Lampert“ führt nach Halle a.d. Saale, Berlin Plötzensee, Brandenburg a.d. Havel und Buchenwald.
Faszination Natur
Bischof Manfred Scheuer bewegt sich gerne in der Natur: „Es gibt so etwas wie eine faszinierende Schönheit der Natur, eine Erhabenheits-Ästhetik der Berge, eine neue religiös-ästhetische Anschauung der Berge. Der Psalmist betet: „Du hast mich hinaus geführt ins Weite…“ und verknüpft damit das Erstrahlen des Lichts in der Seele. Ich denke die Natur läutert auch die Sinne. Man könnte es durchaus auch mit der spirituellen Tradition sagen: Nicht das Vielerlei, nicht die vielen Eindrücke, nicht die vielen Reize heilen letztlich die Seele sondern das Kosten, das Verspüren der Schönheit, das Verweilen bei Einem, das Staunen vor einer Blume oder auch das Verweilen vor einem Gletscher.“
Im Sommer kann man Bischof Manfred Scheuer durchaus bei einer Wanderung begegnen. Heuer steht eine Tour im Pitztal auf dem Ferienkalender des Bischofs: „In den Bergen bin ich gar nicht so wenig unterwegs. Es tut einfach gut sich auch körperlich zu spüren oder Aggressionen und schwere Gedanken in den Boden zu stampfen. Gott kehrt über die Sinne des Leibes ein, sagt Bonaventura. Ohne positive Annahme der eigenen Leiblichkeit geht die Vitalität und die Lebensfreude verloren. Eine abgestumpfte, leidenschaftslose, blutlose und kalte Beziehung zum eigenen Leib stumpft auch die Beziehung zu anderen und zu Gott ab. Unsere Beziehung zu Gott geht durch den Leib, durch Fleisch und Blut. Teresa von Avila sagt es mit den Worten: „Tu deinem Leib Gutes, damit deine Seele Lust gewinnt, in ihm zu wohnen.“
Auf den Körper hören
Scheuer empfiehlt, mehr auf seinen Körper zu hören: „Achte auf die Signale deines Leibes! Sich vom „Leibgewissen“ führen lassen: Unsere Alltagssprache zeigt, dass der Leib auch auf seelisch-geistige Vorgänge reagiert: Jemand hat eine Wut im Bauch; ein Kloß steckt im Hals; es schlägt einem ein Streit auf den Magen; es lastet Verantwortung auf den Schultern eines Menschen; er trägt schwer an etwas, ist gebeugt; es sitzt die Angst im Nacken; es zittern vor Angst die Knie usw. Auch was kränkt, macht krank.
Ulrich Niemann beobachtet, dass fast alle Depressiven unter Bewegungsmangel leiden. Zur inneren Zufriedenheit, so eine These, gehöre auch die Einübung in bleibend körperliche Beweglichkeit und das Selbstgefühl guter körperlicher Kondition. Wer nicht geht, geht auf Dauer körperlich, psychisch und auch geistlich zugrunde. Tu deinem Leib Gutes durch Bewegung, Musik und Kunst oder auch durch ein gutes Essen. Positiv sind Haltungen gefragt, die Freude an der Schöpfung und am Leben fördern. Entscheidend ist schließlich auch die Ordnung des Lebens, verbunden mit einer rechten Setzung der Prioritäten.“
Und Bischof Manfred äußert einen Wunsch: „Ich wünsche allen Zeiten des Aufatmens, des Urlaubs, der Urerlaubnis leben zu können ohne Zwang zur Rechtfertigung, ohne Druck, Zeiten der Schwerelosigkeit und der Weite, der Zweckfreiheit und der Schönheit.“