Bischof Scheuer trifft armenischen Katholikos-Patriarchen

Bischof Manfred Scheuer besuchte im Rahmen einer Kulturreise mit Lesern des "Tiroler Sonntag" die Kaukasus-Republik Armenien.

Bischof Manfred Scheuer besuchte im Rahmen einer Kulturreise mit Lesern des "Tiroler Sonntag" die Kaukasus-Republik Armenien. Zwei Höhepunkte der Reise waren das Treffen mit dem Katholikos-Patriarchen der armenisch-apostolischen Kirche, Karekin II., sowie ein Besuch in der Region Tashir, wo die Caritas Tirol und Vorarlberg an gemeinsamen Sozialprojekten arbeiten. 

Ein Woche durchquerte Bischof Manfred Scheuer mit 23 weiteren Teilnehmern das am Übergang zwischen Kleinasien und Transkaukasien liegende Armenien. Wenn auch das Land geografisch in Vorderasien liegt, so gehört es kulturell und ethnisch zu Europa. Das Land leidet heute noch schwer unter den Nachwirkungen rund 70jähriger sowjetischer Herrschaft und des schweren Erdbebens 1988. Nur mühsam gelingt ein Wiederaufbau. Schon im 3. Jahrhundert hat das Christentum hier Fuß gefasst. Bis heute hat das armenische Volk trotz zahlreicher Verfolgungen den christlichen Glauben bewahrt und sich als älteste selbständige Kirche behauptet. Diese Eigenständigkeit Armeniens zeigt sich auch in der Kunst und Architektur, die in zahlreichen Kirchen und Klöstern zum Ausdruck kommt.

Treffen mit dem Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche 

Zu einem Treffen kam es in der ehemaligen Hauptstadt und dem heute religiösen Zentrum des armenischen Volkes, Etschmiadzin, zwischen dem Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche, dem Katholikos Karekin II. und Bischof Manfred Scheuer. Nach der Mitfeier des Sonntagsgottesdienstes im armenisch-apostolischen Ritus wurde die Gruppe um den Bischof in den Privaträumen des Katholikos-Patriarchen empfangen. In seinen Eröffnungsworten gratulierte Scheuer dem Katholikos zu seinem kürzlichen 60. Geburtstag. Er hob die Bedeutung und Tradition der Kirche in Armenien hervor. Gleichzeitig verwies der Bischof auf die zahlreichen Kontakte und Verbindungen des Katholikos zu Österreich, vor allem durch sein Theologiestudium in Wien.

"Wien hat in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt", so der Katholikos in der sehr persönlichen Begegnung. Karekin II. unterstrich die wichtige Rolle der Kirche in Armenien. "Das Christentum ist die Farbe unserer Haut und unmöglich von uns zu nehmen." Der Kampf um Glaubensfreiheit hätte in Armenien immer eine besondere Position eingenommen, doch "wenn man weiß, wofür man stirbt, ist das kein Tod. Das ist Unsterblichkeit. Und dieser Geist und der Glaube an die Auferstehung begleitet uns seit mehr als 1700 Jahren", so der Katholikos. Aktuell sei das Verhältnis zwischen Kirche und Staat gut geregelt und in der armenischen Verfassung verankert. Die Kirche versuche ein Gleichgewicht zu bringen, was aber nicht immer gelänge.

In einzelnen Regionen sei das Aufkommen von Sekten und sektenähnlichen Gruppierungen gerade seit der Auflösung der Sowjetunion ein großes Problem. Zu den Schwesternkirchen führe man eine freundschaftliche Beziehung.

Der Aufbau nach dem Regime der Sowjets, einer Zeit des Unglaubens und des Atheismus, sei mühsam, ginge aber stetig voran. Viel Geld sei aber noch für den Wiederaufbau notwendig. In den vergangenen zwei Jahrzehnten seit der Unabhängigkeitserklärung sind in Armenien 100 Kirchen gebaut und weitere 100 alte Kirchen erneuert worden.

Ein besonderes Augenmerk gelte der Jugend und der Priesterausbildung. Die Jugend sei der Kirche gegenüber kritisch, aber sie verteidige sie. Rund 180 Seminaristen besuchen derzeit die beiden Priesterseminare in Etschmiadzin und am Sevansee. Ein weiteres Seminar sei in Bau. Der Katholikos unterstrich die Wichtigkeit von verheirateten Priestern, die entscheidend und unverzichtbar für die Seelsorge seien. Katechese gelänge durch die Weitergabe von Traditionen, aber auch in Begegnung. Ein Schwerpunkt der Arbeit gelte den Medien, der Karekin II. eine große Bedeutung beimisst. "Kirche ist jedenfalls stark in den Herzen unserer Menschen", betonte der Katholikos abschließend.

Sozialer Einsatz von Caritas Tirol in der Region Tashir 

Die Armenien-Rundreise führte Scheuer auch in die Region Tashir. In diesem Teil Armeniens, der überwiegend armenisch-katholisch ist, engagiert sich Caritas Tirol mit Partnern in mehreren gemeinsamen Projekten. Auch die Leser des Tiroler Sonntags unterstützen seit einem Jahr die Armenien-Hilfe mit Spenden.

In einem gemeinsamen Gottesdienst mit dem Ortspfarrer P. Josef Grigor in der Hauskapelle eines neu gegründeten Schülerhortes weihte der Bischof eine Grassmayr-Glocke. Dieses Geschenk vom Stift Wilten soll in wenigen Monaten die Menschen in der derzeit im Bau befindlichen Kirche zum Gottesdienst rufen.

Einen bleibenden Eindruck hinterließ der Besuch einer Tageseinrichtung der Caritas für rund 60 ältere Menschen. Diese werden dort medizinisch versorgt und betreut. Geheizte Räume im Winter und das tägliche Mittagessen sichern das Überleben. Der Besuch des Bischofs begeisterte auch die alten Menschen, die mit Liedern, Gedichten und Tänzen der Tiroler Gruppe Einblicken in ihre Traditionen und in die Volkskultur gewährten. Die Lebensfreude von vieler dieser alten Menschen war ansteckend und so wurde bald gemeinsam getanzt und gesungen. Caritasbischof Scheuer zeigte sich beeindruckt und dankte den Caritas-Mitarbeitern für ihr großes Engagement unter schwierigen Bedingungen.

 

Daten und Fakten 

"Religion in Armenien" 

Die dominierende Konfession im Land ist das orientalisch-orthodoxe Christentum, das in Armenien die Armenische Apostolische Kirche repräsentiert; ihr gehören etwa 94 Prozent der Bevölkerung an. Sie spielt eine zentrale Rolle für die armenische Identität. Das Christentum ist tief verwurzelt, immerhin erhob Armenien im Jahre 301 als erstes Land der Welt das Christentum zur Staatsreligion. Die Religionsfreiheit in der Verfassung garantiert.

Es gibt eine katholische Minderheit, die Armenisch-Katholische Kirche.

Zusätzlich verwendete Quelle: wikipedia

"Katholikos-Patriarchen Karekin II" 

Karekin II. (Nersessian) wurde am 21. August 1951 in Armenien geboren. Seine Auslandsstudien absolvierte er in Wien, Bonn und Sergijew Posad (Russland). 1972 wurde er zum Mönchspriester geweiht, 1983 empfing er die Bischofsweihe, 1992 wurde er zum Erzbischof ernannt. Als Vikar des Katholikos-Patriarchen für die Diözese Ararat zeichnete sich Karekin Nersessian besonders aus. So übernahm er etwa nach der "Wende" alle Jugendzentren der Kommunistischen Jugend (Komsomol) unter die Obhut der Kirche. Am 27. Oktober 1999 wurde Karekin II. als Nachfolger von Karekin I. zum 132. Katholikos der armenisch-apostolischen Kirche gewählt. Als Oberhaupt der armenisch-katholischen Kirche steht er etwa drei Millionen Armeniern und weiteren sechs Millionen Auslandsarmeniern vor. Sein Interesse gilt sowohl der armenischen Diaspora als auch der Ökumene. So war er Gastgeber Johannes Pauls II. bei dessen Armenien-Visite 2001; im Mai 2008 war der Katholikos-Patriarch zu Gast bei Papst Benedikt XVI. in Rom.

Quelle: kathpress.at

"Armenien im 20. Jahrhundert" 

Am 24. April 1915 veranlasste die 1908 an die Macht gekommene und nationalistisch orientierte jungtürkische Bewegung die Verhaftung und Deportation armenischer Intellektueller in Istanbul und leitete damit einen Völkermord an den Armeniern ein. Rund eine Million Mneschen kam dabei ums Leben.

Von 1918 bis 1920 existierte die unabhängige Demokratische Republik Armenien, die sich der Entente gegen die Mittelmächte anschloss. Der Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920, einer der Pariser Vorortverträge, die den Ersten Weltkrieg beendeten, sah die Unabhängigkeit Armeniens vor. Der Vertrag trat nie in Kraft, da ihn nicht alle Vertragsstaaten ratifizierten. Infolge des Griechisch-Türkischen Krieges (1919–1922) wurde der Vertrag von Sèvres im Vertrag von Lausanne zugunsten der Türkei revidiert. Zwischen den Siegern des Ersten Weltkriegs und General Kemal Atatürk wurde am 24. Juli 1923 der sogenannte Orientfrieden besiegelt. Er sicherte der modernen Türkei die internationale Anerkennung.

1920 teilten die Türkei und Sowjetrussland Armenien unter sich auf und fixierten dies im Vertrag von Kars vom 23. Oktober 1921. Nach der Gründung der UdSSR im Jahr 1922 wurde Ostarmenien ein Teil der Transkaukasischen Sozialistischen Föderalen Sowjetrepublik.

1936 wurde Ostarmenien eine eigenständige Unionsrepublik der Sowjetunion, die Armenische Sozialistische Sowjetrepublik (Armenische SSR). Sie entwickelte sich zu einem wichtigen Standort der chemischen Industrie, der Schuhindustrie und der Informatik. Viele elektronische Bauteile für die sowjetische Raumfahrt und auch Roboter wurden hier entwickelt. In der Sowjetunion war die Armenische SSR unter anderem wegen des warmen Klimas ein beliebtes Reiseziel.

Die Armenische SSR war seit dem Ende der 1980er Jahre neben der Estnischen SSR, der Lettischen SSR, der Litauischen SSR und der Georgischen SSR ein Zentrum der separatistischen Bewegungen innerhalb der UdSSR. Zu dieser Zeit flammte auch der Konflikt um Bergkarabach, ein mehrheitlich armenisch besiedeltes Gebiet innerhalb der Aserbaidschanischen SSR, wieder auf.

Am 7. Dezember 1988 erschütterte ein schweres Erdbeben die Region Lori im Norden der Armenischen SSR, das den Wert 6,8 auf der Richterskala erreichte. Viele Gebäude, insbesondere Schulen und Krankenhäuser, hielten dem Erdbeben nicht stand, rund 50.000 Menschen starben. Hinzu kamen die winterlichen Temperaturen und die äußerst mangelhafte Vorbereitung der Behörden. Die Regierung ließ ausländische Helfer ins Land. Dies war der erste Fall, in dem die Sowjetunion ausländische Hilfe in größerem Ausmaß annahm. Österreich engagierte sich mit dem Bau eines Heimes für Behinderte. Die damals entstandenen schweren Schäden an der Infrastruktur hemmen die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region bis in die heute.

Im August 1991 benannte sich die Armenische SSR in Anlehnung an die erste Republik in Republik Armenien um. Nach der Unabhängigkeitserklärung am 21. September 1991 entstand das heutige Armenien. Der westliche, weitaus größte Teil des historischen Siedlungsgebietes der Armenier blieb unter türkischer Herrschaft.

Quelle: wikipedia

 

Diaspora 

Weniger als ein Drittel der rund zehn Millionen ethnischen Armenier auf der Welt lebt in der Republik Armenien. Seit Jahrhunderten gibt es armenische Gemeinschaften im Iran und in Georgien, seit dem Völkermord an den Armeniern gibt es traditionelle Gemeinschaften im Libanon, Frankreich und den Vereinigten Staaten. Die Zahl der in der Bundesrepublik lebenden Armenier liegt bei 35.000 bis 40.000. Seit 2000 besitzt die Diaspora in Russland, vor allem in Moskau und St. Petersburg, die größte Bedeutung. Die Überweisungen an Verwandte in der Heimat sind wichtig für die Übertragungsbilanz und Armenien profitiert von einer Vielzahl von Stiftungen.

Quelle: wikipedia

"Die Caritas Tirol in Armenien" 

Die Caritas Tirol engagiert sich in Armenien oft auch in Zusammenarbeit mit Caritaseinrichtungen anderer (Bundes-)Länder. Zahlreiche Projekte haben den Menschen in Armenien wieder etwas Licht in ein düsteres Leben gebracht. Nachstehend einige Beispiele:

60 alte Menschen werden in der Altentagesstätte in Tashir medizinisch versorgt und betreut. Geheizte Räume im Winter und das

tägliche Mittagessen sichern das Überleben dieser Menschen. Inzwischen unterstützt eine mobile Hauskrankenpflege alte Menschen, die nicht mehr ihr Zuhause verlassen können.

In Gegharkunik am Sevansee wurde eine Hauskrankenpflege eingerichtet. Mittlerweile werden 60 alte Menschen nicht nur medizinisch betreut, sondern auch mit Lebensmitteln versorgt.

Im Winter sinken die Temperaturen in Armenien auf -30° Celsius. Durch den Ankauf von Heizmaterial konnten 100 Menschen vor dem Erfrieren bewahrt werden.

In mehreren Pfarrgemeinden wurden mit Hilfe von Freiwilligen die Kindergärten wieder in Betrieb genommen, neue Wasserleitungen gebaut, die Kirche renoviert und Straßen erneuert.

Quelle: Caritas Tirol

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Bischof Scheuer trifft armenischen Katholikos-Patriarchen