Bischof Scheuer: Erneuerung im Verhältnis zu Juden muss unumkehrbar sein

Zum "Tag des Judentums" am 13. Jänner hat Bischof Manfred Scheuer eine Botschaft veröffentlicht. Er betont darin, dass der Weg der Erneuerung im Verhältnis zum Judentum unumkehrbar ist.

Innsbruck, 13.01.13 (KAP) Die Kirche muss den jüdischen Gemeinden zeigen, dass der 1965 mit dem Konzilsdekret "Nostra Aetate" begründete Weg der Erneuerung im Verhältnis zum Judentum in der Praxis unumkehrbar ist und "dass es uns ernst damit ist": Das betont der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer in einer am Sonntag veröffentlichten Botschaft aus Anlass des am Donnerstag zum 14. Mal begangenen ökumenischen "Tages des Judentums".
Dieser neue Weg werde nicht aus politischer Korrektheit gegangen, "sondern weil wir damit den Weg des Evangeliums gehen", so Bischof Scheuer. Er erinnert einerseits an das an jüdischen Menschen und ihrem Glauben begangenen Unrecht in der Geschichte, andererseits aber daran, dass Jesus "nicht nur als Jude geboren wurde, sondern
auch als Jude gelebt hat und gestorben und letztlich auch auferstanden ist".
Am 17. Jänner feiern alle Kirchen in Österreich zum 14. Mal gemeinsam den "Tag des Judentums". Für katholischen Christen stehe dieser Tag heuer in einem besonderen Rahmen, weil er ins das "Jahr des Glaubens" falle, das Papst Benedikt XVI. im Oktober ausgerufen habe. "Dieses Jahr des Glaubens soll die Kraft und die Schönheit des
Glaubens vor Augen führen und helfen die Kenntnis des Glaubens wiederzugewinnen", schreibt Bischof Scheuer.
Wer Jesus kennen wolle, müsse "das Volk kennen, in das er gehört, seine Geschichte, seine Überlieferung seine großen Gestalten, sein Leben, seine Seele und sein Schicksal bis heute". Jesus sei für Christen "nicht ohne sein Judentum zu haben", so der Innsbrucker Bischof.
Im Dokument "Nostra Aetate" des Zweiten Vatikanischen Konzils halte die Kirche unmissverständlich fest, dass die Besinnung auf das Geheimnis der Kirche zur Verbindung führe, "wodurch das Volk des Neuen Bundes mit dem Stamme Abrahams geistlich verbunden ist". Weiter heiße es: "Deshalb kann die Kirche auch nicht vergessen, dass sie durch jenes Volk, mit dem Gott aus unsagbarem Erbarmen den Alten Bund geschlossen hat, die Offenbarung des Alten Testamentes empfing und genährt wird von der Wurzel des guten Ölbaums, in den die Heiden als wilde Schösslinge eingepfropft sind."
"Jesus war Jude und hat als solcher gelebt und gelehrt. Wenn Jesu Leben und Lehre letztlich Auslegung seiner Tradition, nämlich Tora und Propheten, waren, dann sind und bleiben das christliche Fundament und die christlichen Wurzeln zutiefst jüdische", schreibt Scheuer.
Dies gelte auch für Jesu Tod und Auferstehung in Verbindung mit der Reich-Gottes-Theologie: "Es ist kein anderer als dieser jüdische Kontext, in dem das tiefste christliche Glaubensbekenntnis begründet liegt und wurzelt." Am Tag des Judentums sollten sich die Christen in besonderer Weise ihrer Weggemeinschaft mit dem Judentum bewusst werden.
Der "Tag des Judentums" geht auf die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz zurück. 

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