Bischof Hermann: "Korridore der Hoffnung" öffnen

Österreichs Bischöfe haben in ihren Osterpredigten die Botschaft des wichtigsten christlichen Festes auch angesichts des Krieges in der Ukraine hervorgehoben.

Vergleiche zu den "humanitären Korridoren", die derzeit mehreren belagerten ukrainischen Städten verweigert werden, zog dabei Bischof Hermann Glettler. "Ostern ist die von Gott herbeigeführte Wende - trotz anhaltender Bedrängnis. Ein von Gott geöffneter Korridor in aller Ausweglosigkeit", so der Innsbrucker Bischof, der zugleich die russischen Angriffe auf wehrlose Flüchtlinge aus Mariupol und Charkiw als "unfassbares Kriegsverbrechen" verurteilte.

 

Ähnlich wie bei den im Völkerrecht eigentlich vorgesehenen Schutzwegen, mit denen der Zivilbevölkerung ein Verlassen umkämpfter Gebiete oder die Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischem Bedarf ermöglicht werden soll, sei Ostern eine "Rettungsgasse für alle Menschen", erklärte Glettler. Es handle sich dabei um einen "Korridor der Versöhnung", der jedem Menschen auch in alltäglichen Bedrohungsszenarien und "Kleinkriegen" offen stehe, dabei jedoch auch persönlich genützt werden müsse. "Wir brauchen viele Korridore heraus aus den verbitterten Grabenkämpfen und gegenseitigen Anschuldigungen", so der Bischof. Viele kleine Schritte könnten dabei zu einer "österlichen Begegnung", zu neuem Vertrauen und zu Hoffnung führen.

 

Ebenso wie Jesus der "wahre Korridor für innere Befreiung, Rettung und Erlösung von allem Bösen" sei und die Auferstehung ein Korridor am Ende des irdischen Lebens darstelle, sollten auch Menschen füreinander "Korridore der Hoffnung" sein. Dies geschehe, so Glettler, durch konkrete Zuwendung wie "Lebensfreude aufwecken, Mut zusprechen, Verängstigte trösten, Geflüchtete aufnehmen, Wunden verbinden, Vereinsamte besuchen".

 

Ostern sei, so Glettler in einer als Video verbreiteten Osterbotschaft, ein "Fest des Widerstandes gegen die Verzweiflung". Der Tod habe nicht mehr das letzte Wort, habe die Auferstehung von Jesus gezeigt. Der von Jesus geschenkte Friede sei jedoch "ein unfertiger Frieden, weil er uns braucht", unterstrich der Bischof. Ostern sei somit zugleich Geschenk wie auch Auftrag, "österlich zu leben". Viele Menschen würden dies bereits in die Tat umsetzen, etwa in der Aufnahme von Flüchtlingen.

Symbolfoto: Cincelli/dibk.at

Videobotschaft und weitere Bischöfe

Elbs: Gott hat anderen Plan als Krieg
Auf die Friedensbotschaft des Osterfestes verwies der Feldkircher Bischof Benno Elbs. "Jetzt, wo die Nacht des Krieges über uns hereingebrochen ist, zeigt uns das Licht der Auferstehung Jesu, dass Gott einen anderen Plan mit uns Menschen hat: nicht Krieg, Tod und Vernichtung, sondern Friede und Geschwisterlichkeit." Schließlich sei der Gruß "Friede sei mit euch" das erste gewesen, was der auferstandene Jesus zu seinen Jüngern gesagt habe. Der Bischof appellierte: "Lassen wir nicht zu, dass uns der Traum des Friedens zerstört wird." 

 

Für Christen sei die Auferstehung Jesu "das, was für das Universum der Urknall war", so Bischof Elbs weiter. Durch das Ostergeschehen sei "etwas ins Rollen gekommen, das auch nach zweitausend Jahren noch nicht zum Stillstand gekommen ist". Es handle sich dabei um einen Grundimpuls für viele Menschen im Lauf der Geschichte, die durch Glaube, Liebe und Hoffnung die Botschaft der Auferstehung weitergetragen hätten. Ostern sei zudem ein "Neuanfang im persönlichen Leben wie auch als Gemeinschaft und Gesellschaft". Letzteres sei nach den vielen Verletzungen, welche die schon mehr als zwei Corona-Jahre hinterlassen hätten, dringend notwendig.

 

Krautwaschl: Sieg über Tod und Elend
Zu einem Blick mit "österlichen Augen" forderte der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl bei der Osterfeier im Grazer Dom ein. Die Wirklichkeit sei von einem "Schutthaufen an Schuld, Leid und Elend" geprägt, verwies Krautwaschl auf Missstände wie Pandemie, Krieg, Terror, Spaltungen, Klimawandel, Hunger, Flüchtlingselend bis hin zur Teuerungswelle und der Gefahr einer Verelendung. Auch in der Kirche gebe es die Versuchung, nur "das, was nicht geht" zu sehen und einen "pessimistischen Blick ins Grab des Lebens" zu werfen. Dennoch breche sich trotz aller Widerstände neues Leben die Bahn. Die Botschaft der Auferstehung Christi als Zusage der Hoffnung und des Sieges über Tod, Elend und das Böse gelte selbst für die schrecklichsten Momente der Menschheit. 

 

Marketz: Lasse mir Friedensvision von Putin nicht nehmen 

Auch die Kirche ist nach den Worten von Bischof Josef Marketz vom Ukrainekrieg stark herausgefordert und muss der Gefahr widerstehen, "sich herauszuhalten und andere entscheiden zu lassen", da dies autoritäre Regimes bloß stärke. "Glaube ist eine starke innere Überzeugung und Kraftquelle dafür, dem auch entgegenzutreten", erklärte der Bischof von Gurk-Klagenfurt in der Ostersonntags-Ausgabe der "Kleinen Zeitung". Marketz äußerte sich im ersten Teil eines Doppelinterviews, an dem außerdem auch der evangelische Superintendent Manfred Sauer teilnahm.

Angesichts des nahen Krieges sei zu Ostern diesmal die Stimmung "gedämpft", bekannte Marketz. Die Geschehnisse würden dazu anhalten, "noch einmal intensiver über unsere christliche Antwort nachzudenken". Für ihn gehe es darum, durch das gemeinsame Verhalten ein "Gegenbild" zum Krieg zu zeichnen. "Der Friede ist sehr nahe. Diese Vision lasse ich mir von niemandem nehmen, auch nicht von Herrn Putin", betonte der Bischof. So naiv kirchliche Friedensforderungen auch anmuten würden, sie müssten dennoch ausgesprochen werden, ebenso wie die nach Österreich gekommenen Flüchtlingen Hilfe erfahren müssten.

 

Schönborn: Osterbotschaft an Frauen des Ukraine-Krieges gerichtet 

Ostern findet im Jahr 2022 auch angesichts des "Wahnsinns des mörderischen, sinnlosen Krieges" in der Ukraine statt: Das hat Kardinal Christoph Schönborn in seiner Predigt am Ostersonntag im Wiener Stephansdom hervorgehoben. Die Welt hoffe darauf, dass "wenigstens zu Ostern die Waffen schweigen" und so der Sieg des Lebens über den Tod "greifbare Wirklichkeit" werde, unterstrich der Erzbischof. Darüber hinaus zeige das biblische Ostergeschehen aber auch, dass Gott auf der Seite der Leidenden und Trauernden stehe, allen voran bei den davon betroffenen Frauen.

Der auferstandene Jesus habe sich am Ostermorgen "nicht triumphal und werbewirksam einer großen Öffentlichkeit" gezeigt, sondern einer Frau, die wegen des Todes eines geliebten Menschen zum Grab gekommen war und weinte, betonte Schönborn. "In der frühen Morgenstunde ist dem Herrn nichts wichtiger, als dieser Frau Trost zu spenden." Für ihn stünden daher heuer zu Ostern besonders jene Frauen im Mittelpunkt, "die wie Maria von Magdala um einen geliebten Menschen trauern - Mütter, Ehefrauen und Freundinnen von gefallenen Soldaten - sowie Frauen, die mit ihren Kindern geflüchtet sind, um dem Krieg zu entgehen und zu überleben".

 

Scheuer: Ostern ist Wendepunkt von Resignation zur Hoffnung 

Als "großen Wendepunkt unseres Lebens" hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer die Auferstehung Jesu bezeichnet. Das Ostergeschehen sei "der entscheidende Durchbruch vom Tod zum Leben, von der Resignation zur Hoffnung, von der Gewalt zum Frieden, von der Knechtschaft zur Freiheit", sagte der Diözesanbischof bei seiner Predigt am Ostersonntag im Linzer Mariendom. In der Auferstehung sei die Hoffnung der Christen begründet, als ein Trost für alle im Leben zu kurz Gekommenen wie auch als Kraft zum Weitermachen, Aushalten und Durchhalten. Der Osterglaube verhindere eine Haltung, die alles aus dem Leben "herauspressen" wolle, und schenke die "Fähigkeit, das Leiden anzunehmen und in ihm zu reifen".

 

Lackner: Glaube an die Auferstehung hat Konsequenzen 

Die Frage, ob es eine Auferstehung von den Toten gibt oder nicht, ist die zentrale Frage des Menschen schlechthin: Darauf hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner zu Ostern hingewiesen. Ein Übermaß von Oberflächlichkeit und Informationen würden heute dazu führen, dass sich viele an dieser Frage "vorbeischwindeln" wollten, stellte der Vorsitzende der Bischofskonferenz in seiner Predigt am Ostersonntag im Salzburger Dom fest. Dies sei jedoch nicht zulässig, da ein Leben nach dem irdischen Leben immer auch "Konsequenzen" mit sich bringe.

Auferstehung bedeute, "es gibt ein letztes Gericht, eine letzte Gerechtigkeit, ein letztes Zurechtrichten", sagte Lackner. Gott mache den Menschen nach dem Tod "himmelfähig", indem er gemeinsam mit ihm einen Blick auf dessen Leben werfe, etwa: "Wie sind wir mit dem Geschenk des Lebens umgegangen, mit unseren Nächsten? War unser Herz mitfühlend? Wie haben wir es mit der Wahrheit gehalten?" Auferstehung bedeute auch, dass es einen Gott gebe, "der jede Träne vom Angesicht derer abwischen wird, die ungerecht leiden mussten".