Bischof Glettler: Sieben Fragen für den Aufbruch

1.000 Pfarrgemeinderäte und Pfarrkirchenräte aus der ganzen Diözese kamen am 3. März zu einem diözesanweiten Fest der Begegnung in das Congress Innsbruck.

Vor rund einem Jahr wurden in den Diözesen Österreichs die Pfarrgemeinderäte neu gewählt. Am Samstag, 3. März 2018 waren im Innsbrucker Congress die Pfarrgemeinderäte und Pfarrkirchenräte der Diözese Innsbruck zu einem Informationstag eingeladen. Gedankenaustausch und Impulse sollten das Miteinander stärken, auf zahlreichen Informationsständen erfuhren die TeilnehmerInnen viel Wissenswertes über die Diözese. Rund 1.100 Teilnehmende konnte Seelsorgeamtsleiterin Elisabeth Rathgeb begrüßen.

Pfarrgemeinderäte und Pfarrkirchenräte sind für das Land unverzichtbar
Landtagspräsident Herwig van Staa überbrachte die Grüße des Landes: „Die Arbeit der Pfarrgemeinderäte und Pfarrkirchenräte ist für das Land unverzichtbar.“ Kirche sei für seinen persönlichen Lebensweg immer bereichernd gewesen, so Van Staa und dankte den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz. 

Stadtrat Franz Xaver Gruber grüßte namens der Stadt Innsbruck. Das Miteinander in einer Gemeinde lebe auch stark von der Kirche. Pfarrgemeinderäte seien der Sauerteig der Gesellschaft. Gleichzeitig ermunterte Gruber „die Kirche“, sich politisch zu Wort zu melden, vor allem, wenn es in die falsche Richtung gehe.

 

Glettler: Ein Tag der Inspiration
In einem begeisternden, tiefsinnigen und dennoch kurzweiligen Hauptvortrag ging Bischof Hermann Glettler auf den Wahlspruch „Geht, heilt und verkündet“ ein. Der Wahlspruch bildet die Verbindung zum „Aufbrechen“, dem Motto des Diözesanjubiläums 2014. 

Der Bischof dankte den vielen MitarbeiterInnen für die Übernahme der Verantwortung, er dankte zudem für viel Zeit und Energie. Pfarrgemeinderäte und Pfarrkirchenräte geben der Kirche ein Gesicht. Pfarren wiederum seien Netzwerke der Aufmerksamkeit. Glettler: „Es braucht Feuer im Herzen!“ Wichtig sei dabei, nicht auf die Defizite zu schauen, sondern auf das, was Gott uns heute schenkt, so der Bischof.

In sieben Fragen skizzierte der Bischof eine Spur für einen geistvollen, solidarischen und zuversichtlichen Weg: „Wir wollen mit den Menschen, für die wir Verantwortung übernommen haben, einen gemeinsamen Weg gehen“, so Glettler.

1.    Ist Jesus die Mitte unserer Arbeit? 

Die Mitte wird oft von unserem „geschäftigen Tun“ besetzt … Ermöglichen wir den Suchenden eine Begegnung mit Jesus Christus!

2.    Machen wir das Richtige? 

Das gesellschaftliche Umfeld und der Lebensrhythmus der Leute haben sich wesentlich geändert. Stellen wir uns darauf ein!

3.    Machen wir es gemeinsam? 

Gibt es in unseren Pfarren tragende und belastbare Gemeinschaft(en)? Gott hat uns eine Vielfalt von Charismen und Begabungen geschenkt. Wie kreativ und sensibel sind wir im Einbinden und Platz-Machen für Menschen, die gerne einen Beitrag leisten möchten?

4.    Was lassen wir weg? 

Mit dieser Frage berühren wir das Eingemachte. Weglassen fällt niemandem leicht. Der Ertrag ist eine größere Freiheit und Energie, um sich neuen Aufgaben und Zielgruppen zu stellen. Ein qualifiziertes Weglassen braucht gute Kriterien. Und den nötigen Mut!

5.    Wer gehört zu uns? 

Wen meinen wir, wenn wir „WIR“ sagen? Wie groß ist der menschliche „Raum der Zugehörigkeit“ einer Pfarre – umschließt er nur die Insider der Pfarre, die Kirchengeher und „praktizierenden Katholiken“ oder auch jene, die ab und zu in die Kirche „hineinstolpern“? Es gilt: Integrieren, nicht ausgrenzen!

6.    Wie geschieht Leitung? 

Leitung geschieht immer, bewusst oder unbewusst. Eine klare und transparente Art der Leitung kann Menschen aufbauen und für ihre eigenen Verantwortungsbereiche „ermächtigen“. Leitung ist eine Gabe des Heiligen Geistes und ein Dienst. Leitung braucht Übung!

7.    Wie lebendig sind wir? 

Die Klage, dass zu wenig Kinder und Jugendliche in den Kirchen seien, ist auch schon in die Jahre gekommen. Wahrscheinlich haben sie ihre Gründe, warum sie unsere Gottesdienste meiden. Schaffen wir in den Pfarren ein deutliches Willkommen für Familien mit Kindern? Achten wir auf die Herzlichkeit und Lebendigkeit unserer Gottesdienste! 

Glettler abschließend: „Unser Auftrag lautet: Geht, heilt und verkündet! Es trägt und leitet uns das Wort Jesu: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt!“ (Joh 15,16) Gehen wir diesen Weg gemeinsam – zuversichtlich und mit Freude!“

Vortragsangebote, viel Zeit zur Begegnung sowie ein gemeinsamer Gottesdienst rundeten den Tag der Pfarrgemeinderäte und Pfarrkirchenräte ab.

Fakten und Zahlen
Im März 2017 fand die Wahl des neuen Pfarrgemeinderates statt. Aktuell arbeiten in der Diözese Innsbruck 3.000 Pfarrgemeinderäte in 268 Pfarren und Seelsorgestellen, das Durchschnittsalter beträgt 44,8 Jahre. Pfarrkirchenräte gibt es rund 1.200. 

Der Pfarrgemeinderat hat eine besondere Rolle und Aufgabe für eine lebendige christliche Gemeinde: Er ist das zentrale Gremium, das für das Leben und die Entwicklung der Pfarrgemeinde Verantwortung trägt. Zusammen mit dem Pfarrer gestalten gewählte Frauen und Männer das Pfarrleben als Ausdruck der gemeinsamen Verantwortung aller Gläubigen. Der Pfarrkirchenrat ist wiederum jenes Gremium der Pfarrgemeinde, das den Pfarrer bei baulichen und finanziellen Belangen der Pfarre unterstützt.

 

Bilder: 

https://photos.app.goo.gl/Z6PJAR5AqO8S3zhm2 

Ein Videobericht des Außerferner Regionalsenders REeins: 

http://www.reeins.tv/e/w?i=ODUwMjAxODAxOTY4MTA4NTYwMzAyNjEwMjEwNzQ3 

Bischof Hermann Glettler bei seiner Predigt beim abschließenden Gottesdienst im Saal Tirol. Foto: Rachlé

Der Vortrag von Bischof Hermann Glettler im Video

Videoaufzeichnung des Vortrags von Bischof Hermann Glettler beim Tag der Pfarrgemeindräte und Pfarrkirchenräte am 3. März 2018 im Saal Tirol des Congress Innsbruck. Der Bischof präsentiert darin sieben bedenkenswerte Punkte für einen Aufbruch in den Pfarrgemeinden.