Bischof Glettler: Seelsorge bleibt Hauptaufgabe von Kirche

Mitgliederentwicklung eine Ermutigung und Auftrag zugleich

Statistik 2020 Diözese Innsbruck: 369.768 KatholikInnen (minus 1,14 Prozent), 283 Wiedereintritte
Glettler: Dank an alle, die Kirche mittragen
Buemberger: Anliegen der Gläubigen wahrnehmen
Kirchmair: Finanzielle Situation der BeitragszahlerInnen liegt uns am Herzen

In der Diözese Innsbruck beträgt die Zahl der KatholikInnen mit 31. Dezember 2020 genau 369.768. Das bedeutet ein Minus von 1,14 Prozent gegenüber 2019 (374.034). 3.662 Menschen haben 2020 ihre Mitgliedschaft beendet, 15,09 Prozent weniger als noch 2019. Prozentuell und auch in absoluten Zahlen haben im vergangenen Jahr wesentlich weniger Personen die katholische Glaubensgemeinschaft in der Diözese verlassen als in den Jahren davor. 283 Menschen sind in die Kirche wieder eingetreten.

 

Traditionell veröffentlichen die österreichischen Diözesen ihre Statistiken zu Jahresbeginn. Demnach gibt es mit Stichtag 31. Dezember 2020 in Österreich 4,91 Millionen Katholiken. 2019 waren es laut amtlicher Statistik der Österreichischen Bischofskonferenz 4,98 Millionen Katholiken. Das entspricht einem Rückgang der Mitgliederzahl von rund 1,5 Prozent.

Hoffnung auf mehr persönlichen Kontakt – wie vor Coronazeiten: Die Seelsorge bleibt ein Hauptanliegen in der Diözese Innsbruck. Symbolfoto: Pixabay/StockSnap

Glettler: Es braucht nicht weniger, sondern mehr Seelsorge

„Mit der Veröffentlichung der aktuellen Mitgliedszahlen verbinde ich ein herzliches Dankeschön an alle, die den vielfältigen Dienst der Kirche in unserem Land mittragen und durch ihren Kirchenbeitrag ermöglichen. Die aktuellen Zahlen sind erfreulich und ermutigen uns in der Aufmerksamkeit für die Herausforderungen unserer Zeit nicht nachzulassen“, erklärt Bischof Hermann Glettler.

 

„Mit allen, die unsere Kirche verlassen haben, möchten wir auch weiterhin in Kontakt bleiben, sofern dies gewünscht wird“, betont der Innsbrucker Bischof. Das belastende Jahr 2020 habe gezeigt, dass aufgrund der vielen Erschütterungen die Sehnsucht nach einer verlässlichen Orientierung gewachsen ist: „Diese urmenschliche Ausrichtung nach einem Sinn, der sich nicht in materiellen Absicherungen erschöpft, nehmen wir wahr. Wir antworten darauf mit der immer neuen Einladung zum Glauben an den lebendigen Gott, der uns in Jesus sein Gesicht und Herz gezeigt hat. Gerade in krisenhaften Lebensphasen ist der christliche Glaube eine Aufstehhilfe und ein spiritueller Energieschub von höchstem Wert.“

 

Das soeben gestartete Petrus-Canisius-Jahr soll den Schatz des christlichen Glaubens wieder verständlich machen. „Wir wollen uns in diesem Jahr noch bewusster in den Dienst aller Menschen stellen. Mit Gebet und Tat. Der Kreativität sind dabei – trotz Corona – keine Grenzen gesetzt. 500 Herzfeuer sollen zum Gebet anleiten und vor allem den sozialen Zusammenhalt stärken“, so Bischof Hermann. Vereine sowie kulturell und sozial engagierte Gruppen sind eingeladen, sich dieser Bewegung des Petrus-Canisius-Jahres anzuschließen.

 

Kirche trägt den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft wesentlich mit 

Im abgelaufenen Jahr wurde laut Bischof Hermann Glettler deutlich, dass es nicht weniger, sondern mehr Seelsorge braucht: „Seelsorge nimmt den ganzen Menschen wahr, mit seinem Bedürfnis nach Aussprache, Versöhnung und Entlastung. Vieles liegt uns am Herzen, was wir nur in einer sensiblen Begleitung anschauen und bewältigen können. Seelsorge ist auch in Zukunft eine Hauptaufgabe von Kirche.“

 

Während der Lockdown-Phasen hat es in vielen Pfarren kreative Initiativen gegeben, um den Menschen nahe zu sein und das soziale Netzwerk zu stärken. „Dafür allen Beteiligten und vor allem den vielen Ehrenamtlichen ein großes Dankeschön. Kirche trägt den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft wesentlich mit – und wird speziell mit dem vielfältigen Angebot der Caritas in dieser Aufgabe sicher nicht nachlassen“, betont der Innsbrucker Diözesanbischof. Der Glaube sei in erster Linie eine persönliche Entscheidung und Überzeugung, aber immer eingebettet und getragen in der größeren Gemeinschaft der Kirche: „Niemand lebt und glaubt nur für sich allein. Die Vorfreude auf ein gemeinsames liturgisches Feiern wächst, speziell auch verbunden mit den besonderen Anlässen, die für Familien so wichtig sind. Gebet und Gottesdienst sind unersetzbare Quellen von Lebensfreude und Dankbarkeit.“

Bischof Hermann Glettler und Pfarrer Marisuz Sacinski feierten zum Auftakt des Petrus-Canisius-Jahres einen Radiogottesdienst in der Pfarrkirche Petrus Canisius in Innsbruck. Foto: Diözese Innsbruck/Hölbling

Buemberger: Anliegen der Gläubigen wahrnehmen

Für Generalvikar Roland Buemberger zeigen die aktuellen Zahlen zur kirchlichen Statistik, dass Kirche und der katholische Glaube stark in Tirol verwurzelt sind: „Unsere SeelsorgerInnen und kirchlichen MitarbeiterInnen sind diesem Vertrauen und Auftrag verpflichtet, die Anliegen der Gläubigen wahrzunehmen und diese in Qualität, Freude, Verlässlichkeit und Zuversicht zu begleiten. Gleichzeitig muss uns die weiterhin hohe Zahl von Ausgetretenen sehr zum Nachdenken bringen.“

 

Zahlungsmoral der TirolerInnen ist lobenswert 

Laut Michael Unterguggenberger, Diözesanreferent für Kirchenbeitrag, ist auch im abgelaufenen Jahr der Anteil der neu in das Gebiet der Diözese Zugezogenen unter denen, die ihre Mitgliedschaft beenden, auffallend hoch: „Viele davon sind zum Studieren nach Innsbruck gekommen.“ Jeden einzelnen Fall überprüft er persönlich. Besonders schmerzhaft empfindet Unterguggenberger jene, die sich ohne weitere Kontaktaufnahme verabschieden. Zugleich lobt er die Zahlungsmoral der TirolerInnen: „Das ist nicht überall so!“

  

Kirchmair: Kirchenbeitrag als Finanzierung wichtiger Initiativen in schwierigen Zeiten 

„Ein herzliches ‚Vergelt’s Gott‘ allen, die der katholischen Kirche in Tirol auch in diesem schweren Jahr treu geblieben sind und uns unterstützen konnten! Auch wenn wir immer noch viele Austritte verschmerzen müssen, glaube ich doch, das Jahr 2020 hat dazu beigetragen, dass viele Menschen die Kirche heute anders beurteilen als noch vor zwölf Monaten“, ist Finanzkammerdirektor Rainer Kirchmair überzeugt.

Viele TirolerInnen hätten gespürt und gesehen, dass sowohl die Priester als auch die haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Diözese und der Pfarren bestmöglich für die Gläubigen da sein wollen: „Der Wunsch nach Kontakt zu den unter der Pandemie leidenden Menschen ist in vielen Initiativen zum Ausdruck gekommen – sei es bei Gottesdiensten im Internet und Radio, an der Corona-Sorgen-Hotline oder in der diözesanen Caritas. Ich bin davon überzeugt, dass diese Initiativen als ‚Leuchtfeuer‘ im jetzt beginnenden Petrus-Canisius-Jahr auch vermehrt Menschen ansprechen, die sich von der Kirche abgewendet haben.“

 

Im Jahr 2021 stehen die kirchlichen Organisationen vor finanziellen Herausforderungen, erklärt Kirchmair und setzt fort: „Uns ist die finanzielle Situation der einzelnen Kirchenbeitragszahler ein besonderes Anliegen! Ich kann nur appellieren, dass vor allem die Kirchenbeitragspflichtigen, die unmittelbar finanziell von der Pandemie betroffenen sind, Kontakt mit unseren Kirchenbeitrags-Service-Stellen aufnehmen, um die individuelle finanzielle Situation bei der Berechnung des Kirchenbeitrages berücksichtigen zu können.“

Roland Buemberger ist Generalvikar der Diözese Innsbruck. Foto: Diözese Innsbruck