Außen ruhig und innnen frei

Mehr als 2000 Frauen und Männer nehmen jedes Jahr an %u201EExerzitien im Alltag%u201C teil - eine Zeit, um zu sich selbst zu finden und den Alltag hinter sich zu lassen.

Während der Fastenzeit werden in vielen Pfarrgemeinden der Diözese Innsbruck wieder "Exerzitien im Alltag" angeboten. Was ein wenig streng klingt, ist in Wahrheit eine Zeit der Stille und Besinnung, die dabei helfen kann, sich im Leben neu zu orientieren und auf das Wesentliche zu besinnen.

Für den Schweizer Theologen und Jesuiten Christian Rutishauser sind die Exerzitien eine Chance, innere Freiheit zu erlangen. Der Weg dorthin führe über die Stille und das Hinhören: „In den Exerzitien führen wir Menschen in die Stille und in ein hörendes Schweigen. Dorthin, wo das Zufällige verstummt und das Wesentliche hervorkommt“. Vor kurzem hat der Jesuit und Leiter des Lasalle-Hauses in der Schweiz einen Vortrag im Haus der Begegnung gehalten. Seine Zuhörer waren rund 80 Frauen und Männer, die in der Fastenzeit sog. „Exerzitien im Alltag“ begleiten werden.

Frei statt abhängig.
Exerzitien im Alltag seien nicht dazu da, um „einen schönen Abend zu erleben und am nächsten Tag wieder besser zu funktionieren und höhere Leistungen zu bringen“, so Rutishauser. Die Meditation könne auch eine Last sein, und die Auswirkungen zeigen sich oft erst auf lange Sicht. „Das Kriterium ist nicht, ob ich mich gut fühle, sondern ob ich von ungeordneten Abhängigkeiten frei gworden bin“, weiß der erfahrene Exerzitienbegleiter. Diese Freiheit erfahre man nicht während der Meditation, sondern erst im Handeln, etwa „wenn ich einer anderen Person auf einmal gegenübertreten kann, der ich vorher nicht in die Augen schauen konnte“. 

Ein Erfolgsprojekt in Tirol
In der Diözese Innsbruck werden heuer bereits zum sechsten Mal während der Fastenezit Exerzitien im Alltag angeboten. Sie bestehen aus regelmäßigen Treffen in einer Kleingruppe und einer täglichen Zeit der Besinnung. Alle TeilnehmerInnen erhalten eine Mappe mit Impulsen für jeden Tag. Die BegleiterInnen haben sich in einem Kurs auf ihre Aufgabe vorbereitet. In insgesamt 160 Gruppen im gesamten Diözesangebiet nehmen durchschnittlich 2.000 Frauen und Männer an den Exerzitien teil. 

Alle Informationen zu den Exerzitien auf www.dibk.at/exerzitien

Stimmen zu den Exerzitien: 

„Für mich sind die Exerzitien im Alltag ein ganz guter Anlass und eine gute Gelegenheit, mit den Menschen in unserer kleinen Pfarre in ein gutes Gespräch zu kommen. Und zwar in Ruhe und regelmäßig in diesen fünf Wochen in der Fastenzeit. Wir genießen das sehr, weil es schön ist, Zeit zu haben und tiefere Gespräche über religiöse Themen zu führen.“
Christine Höllrigl, Wildermieming 

 

„Das Besondere ist für mich, dass man bei den Exerzitien im
Alltag den Weg nicht alleine geht sondern in einer Gruppe.
Im gegenseitigen Austausch kommt man drauf, den anderen geht’s auch nicht
anders. Der Weg, den man geht, führt hin zu einer schönen, erfahrbaren Nähe des lebendigen Gottes, der uns trägt und hält.“
Gunther-Maria Ehlers, Landeck-Perjen 

 

„Die Exerzitien im Alltag haben mich zum Wahrnehmen hingeführt. Das Wahrnehmen der Schöpfung Gottes, aber auch in den Begegnungen mit den Mitmenschen. Ein Priester hat mir einmal gesagt: Geh behutsam, denn dort wo du hingehst, geht auch Gott hin. Diese Behutsamkeit durfte ich in den Exerzitien kennen lernen und möchte sie auch im Alltag weiterleben.“
Gerda Moser, Mils bei Imst 

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Exerzitien im Alltag - Still werden und hinhören