Aufschauen, um Schwere los zu werden
Eine Oktav – von Sonntag zu Sonntag – dauerten die Feierlichkeiten zum 300-jährigen Jubiläum der Weihe der barocken Stadtpfarrkirche, mittlerweile Dom, zu St. Jakob. Höhepunkte gaben sich dabei buchstäblich „die Klinke in die Hand“. Den krönenden Abschluss fanden sie mit einem Festgottesdienst am Sonntag. Im Rahmen der Predigt beschrieb Bischof Hermann Glettler die barocke Kirche St. Jakob als einen Ort, der Hoffnung vermittelt – ein Ort, um das Aufschauen neu zu üben und damit Gottes Gegenwart entdecken. „Ein Ort, um sich mit allen Fragenden und Suchenden unserer Zeit zu verbinden – bewegte Heilige haben uns dies vorgezeigt. Und ein Ort, um sich wandeln zu lassen”, so der Innsbrucker Diözesanbischof. Zu dem Anlass zählten neben dem scheidenden Propst Florian Huber auch die Bischöfe Simon Ntamwana aus Burundi, die ukrainischen Weihbischöfe Wolodymyr Hruza CSsR und Petro Loza CSsR sowie der Stamser Altabt German Erd OCist zu den Zelebranten.
St. Jakob sei auch nach 300 Jahren kein Museum, das lediglich für Kulturinteressierte von Bedeutung ist: “St. Jakob ist als Pfarr-, Wallfahrts- und Domkirche vielmehr ein lebendiger Ort, wo Menschen innerlich gestärkt und gewandelt werden.” Die Musik war dem Anlass entsprechend ausgewählt: Mozarts Krönungsmesse kam mit Solist:innen, dem Domchor, dem Domorchester und Domorganist Albert Knapp unter der Leitung von Christoph Klemm zur Aufführung. Grußworte überbrachten der Innsbrucker Bürgermeister Johannes Anzengruber und stellvertretend für die Landespolitik der ehemalige Landeshauptmann und Landtagspräsident Herwig van Staa, die auch auf die Bedeutung von St. Jakob für sie persönlich eingingen.
Im Rahmen des Gottesdienstes dankte Bischof Hermann Glettler dem langjährigen Propst der Stadtpfarrkirche, Florian Huber, für seine jahrzehntelangen Tätigkeiten in der Diözese Innsbruck und wünschte ihm Segen für den kommenden Lebensabschnitt, betonte jedoch humorvoll: „Nur Pension allein geht sich nicht aus!“ Dies beantwortete Huber, der in Zukunft in Kufstein leben wird, lachend: „Ich habe schon ein Klimaticket.“ Er dankte den vielen Mithelfenden in den Pfarren und beim Jubiläum und sprach ihnen ein „großes Vergelt’s Gott“ aus: „Die Menschen werden mir fehlen, die Verantwortung – personell und finanziell – eher nicht.“
Nachdem sich nach mehreren Regentagen am Sonntag wieder die Sonne zeigte, konnte das Fest mit Frühschoppenkonzert der Musikkapelle Mühlau und Bewirtung auf dem Domplatz ganz nach Plan stattfinden. Am Nachmittag bot Bischof Hermann Familien eine Führung durch die vor 300 Jahren geweihte Kirche an.
Der Dom zu St. Jakob war zur Feier seines 300-Jahr-Jubiläums bis auf den letzten Platz gefüllt.
Übergabe von Abschiedsgeschenken von Bischof Hermann Glettler an Propst Florian Huber
Vom 8. bis 15. September wurde das 300-Jahr-jubiläum der Kirchweihe von St. Jakob mit einer Festwoche zum Jubiläumsjahr gefeiert. Religiöse, musikalische und kulturelle Highlights wechselten sich in der Festwoche ab, es gab ein Jugendprogramm und von Montag bis Freitag mittags geistliche Impulse mit musikalischer Begleitung. An mehreren Tagen wurden Kirchenführungen angeboten.
Eine eigene Pfarre ist St. Jakob seit 1643. Die heutige barocke Kirche wurde am 9. September 1724 geweiht, nachdem an ihr sieben Jahre lang nach Plänen von Johann Jakob Herkomer gebaut wurde. 1904 wurde sie als Hauptkirche der Stadt Innsbruck zur Propsteikirche, ihr Pfarrer damals u.a. mit der Würde eines Apostolischen Protonotars ausgezeichnet und mit dem Recht, eine Mitra zu tragen. Geblieben ist davon nach dem 2. Vaticanum der Ehrentitel Propst. „Ich habe es immer als Privileg empfunden, Propst von St. Jakob zu sein“, betont Huber, unter dessen Leitung die Kirche in den vergangenen Jahren im Innen- und Außenbereich im Hinblick auf das Jubiläum aufwändig saniert wurde.
Als 1964 Innsbruck zum Bischofssitz wurde, wurde St. Jakob von Papst Paul VI. damit zum Dom erhoben. Heute ist die Dompfarre Teil des Seelsorgeraums Dreiheiligen-St.Jakob. Bischof Hermann Glettler beobachtet immer wieder, dass der Blick der Besucher:innen zu den erneuerten Fresken nach oben gezogen wird: „Dieser Effekt verdankt sich nicht nur der eleganten Architektur, sondern auch den qualitätsvollen Renovierungsarbeiten, für die ich allen Verantwortlichen von Herzen danke.“
Die Kirche ist berühmt für das Maria-Hilf-Bild von Lucas Cranach, umrahmt vom Silberaltar. Dazu gesellen sich meisterlich gestaltete Deckenfresken, die trotz flacher Decke den Eindruck einer Kuppel erwecken, die reich gestaltete Stuckatur, eine imposante Orgel und das Grabmal des Deutschmeisters Maximilian III. „Die 300 Jahre alte Kirche wird auch in Zukunft ein gut besuchter Hoffnungsort sein, wo das Aufschauen fast automatisch gelingt“, so der Innsbrucker Diözesanbischof.