Alternative Fastentipps

Handy-Fasten, Fast-Food-Fasten, Sinnsuche-Fasten: Prof. Jozef Niewiadomski von der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck lädt ein, in der Fastenzeit den Alltag spürbar zu unterbrechen.

"Unsere Zeit entdeckt das Fasten neu - als Unterbrechung, als teuer bezahlten Event, als Reinigung der Seele und Stärkung des Willens", stellt im Gespräch mit "Kathpress" der Innsbrucker Dogmatiker und Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Jozef Niewiadomski, fest. So recht der Kirche diese Renaissance des Fastens ist, so sehr bedürfe es einer theologisch fundierten, zeitgemäßen Neuausrichtung des Fastens, betont der Theologe. Spürbare Unterbrechungen im Alltag der Menschen könnten etwa "Handy-Fasten", "Fast-Food-Fasten" oder auch "Sinnsuchefasten" bieten.

Das Mobiltelefon ist dem Menschen von heute laut Niewiadomski mittlerweile "zu einem von vielen Götzen" geworden: "Diese Biester machen zwar hier und dort das Leben komfortabel, sie faszinieren, aber sie machen die Menschen auch von sich abhängig." Fasten als "uralte Strategie zur Erhöhung der Liebe zum Leben" könne hier weiterhelfen: "In einer Handy-Gesellschaft wäre ein Handy-Fasten ein klares Zeichen von Mündigkeit und Selbstbestimmung."

Eine weitere alternative Möglichkeit des Fastens stellt laut Niewiadomski das "Fast-Food-Fasten" dar: "Ich kenne das von mir selbst: Schnell eine Semmel aus dem Supermarkt geholt, über der
Tageszeitung am Schreibtisch gegessen, damit man möglichst rasch wieder an die Arbeit gehen kann." Da auch die "Fast-Food-Mentalität" das Leben der meisten Menschen "radikal verändert und auf Schnelligkeit getrimmt" habe, könne man durch bewusstere Ernährungsweisen auch hier einen "Kontrapunkt" setzen. 

"Haltung des Karsamstags einüben" 

Zuletzt empfiehlt Niewiadomski ein "Sinnsuchefasten": "Wir alle suchen unablässig nach dem Sinn: Von Gier nach Lebenslust getrieben, tauchen wir immer wieder in die Tiefen verschiedener Sinnwelten ein. Finanziell betucht, besuchen wir Sinnsucheseminare, waten im Schlamm
und springen auf glühenden Kohlen." Doch trotz all dieser Bemühungen gebe es immer wieder Situationen, die ohne Sinn bleiben, in denen die Sinnsuche an ein Ende gerate - und gerade dieses Situation werde in der Fastenzeit, speziell in der Karwoche, eingeübt. 

"Gerade die Karwoche symbolisiert kirchlich den Zusammenbruch jeglicher Sinnsuche und Sinnfindung: Im Mittelpunkt steht ein Mann, auf dem Gipfelpunkt seiner Kraft, der - von allen verlassen und verspottet - schließlich einen grauenhaften Tod erleidet und scheinbar ins Nichts fällt, in die Bodenlosigkeit des scheinbar Sinnlosen", so der Theologe.

Die Fastenzeit lehrt daher laut Niewiadomski auch den Verzicht auf ständige Sinnsuche: "Wir scheinen verlernt oder vergessen zu haben, dass es im Leben Situationen gibt, die der Karwoche gleichen: die Angst des Gründonnerstags, das Leiden des Karfreitags und vor allem die scheinbar bodenlose Sinnlosigkeit des Karsamstags. Totenstille!" Die Freude von Ostern lerne in dieser Situation nur jener zu schätzen, der diese Zusammenbrüche allen Sinns auszuhalten vermag.

So lautet die Empfehlung des Theologen zuletzt: "Sich Sinnsuchefasten verordnen und die Konfrontation mit der Widerfahrnis zulassen. Vor allem aber diese auszuhalten lernen - und die Haltung des Karsamstags, diese Stille zwischen dem Zusammenbruch und dem neuen Leben einüben."

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