50 Jahre pastorale Berufe
Schon immer engagieren sich Frauen und Männer aus Freude und Überzeugung in der Pastoral. In Folge der Entwicklungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil geschieht das auch hauptamtlich. Frauen und Männer können seither ihre Taufberufung und ihre Glaubensbegeisterung zu ihrem geistlichen Beruf machen. Sie absolvieren theologische Studien und pastorale Ausbildungen und werden durch den Ortsbischof in ihr kirchliches Amt gesendet. Vor 50 Jahren wurde die Berufsbezeichnung "Pastoralassistent" durch die Bischofskonferenz österreichweit eingeführt. Heute prägen diese gesendeten pastoralen Berufe alle Seelsorgebereiche der Katholischen Kirche Österreichs. Ihr Jubiläum feiern die österreichischen Berufsgemeinschaften Pastorale Berufe (ÖKoBI) am Samstag, 14. September 2024, in Salzburg.
Anfang in der Unipfarre
Mit Thomas Weber wurde 1979 in der Diözese Innsbruck der erste offizielle Pastoralassistent gesendet, für die Universitätspfarre. Zwei Jahre nach Weber folgte Paul Mascher und 1984 trat mit Ursula Riedl die erste Frau in dieser Position ihren Dienst an. Viele weitere sollten in 40 Jahren folgen. Im Laufe der Zeit wurden die gesendeten pastoralen Berufe immer unentbehrlicher und es erschlossen sich neue Arbeitsfelder. Neben Pfarren wurde der Einsatz in der kategorialen Seelsorge, beispielsweise in den Krankenhäusern oder neuerdings als Begräbnisleiter:innen immer bedeutsamer.
Die Ende der 80er/Anfang der 90er-Jahre gegründete „Berufsgemeinschaft der pastoralen Berufe der Diözese Innsbruck“ zählt heute über 100 pastorale Mitarbeiter:innen und ca. 40 Jugendleiter:innen. „Es geht nicht darum dies als Beruf zu sehen, vielmehr ist es eine Berufung als Christ:in aus der Taufe, in dieser Kirche und in der Welt von heute die Botschaft Jesu in Wort und Tat zu leben und weiterzugeben”, ist für die stellvertretende Vorsitzende Berufsgemeinschaft, Mira Stare, die Freude an der Berufung eine Konstante all der vergangenen und zukünftigen Jahre: „Sonst würden wir uns nicht für diesen Weg entscheiden.”
Die Zuständigkeiten haben sich im Laufe der Zeit geändert. Sogar die Leitung von Pfarren und Seelsorgeräumen kann mittlerweile in den Händen von Pastoralen Mitarbeiter:innen liegen. Bis hinauf in die oberste Führungsebene: Mit Angelika Stegmayr, Harald Fleißner und Martin Lesky werden drei der fünf Pastoralen Bereiche der Diözese Innsbruck von – ehemaligen – Pastoralassistent:innen geleitet. Sie gehören dem Konsistorium an, dem höchsten beschlussfassenden Gremium der Diözese.
Seit Jahrzehnten im Einsatz – Warum also 50 Jahre?
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) fanden in vielen Ländern nationale Synoden statt, um die Ergebnisse des Konzils in allen Diözesen umzusetzen. In Österreich wurden beim sogenannten Synodalen Vorgang 1973-1974 unterschiedliche kirchliche Berufe genannt: „Gemeindeassistenten, Pastoralassistenten, Pastoralassistenten mit theologischer Hochschulbildung, Jugendleiter, Religionslehrer….". Damit wurde der Beruf und die Bezeichnung „Pastoralassistent“ österreichweit eingeführt.
Schon Jahrzehnte davor waren in einigen Diözesen bereits Pfarrschwestern und Seelsorgehelferinnen – teilweise unter prekären Arbeitsbedingungen - als Pionierinnen im pastoralen Einsatz. So waren erste Caritasmitarbeiterinnen in einzelnen Pfarren vor dem Ersten Weltkrieg tätig, Seelsorgehelferinnen ab 1927. Einzelne Berufsgemeinschaften sind dagegen wesentlich jünger, so feierte z.B. die Berufsgemeinschaft der Krankenhausseelsorger:innen der Diözese Linz im Jahr 2020 ihr 25-jähriges Bestehen. Dazu kommen unterschiedliche Entwicklungen in den Diözesen Österreichs.
Verschiedene Ausbildungen
Zwei Ausbildungswege führen zu den pastoralen Berufen. Zum einen die akademische Ausbildung über ein Theologiestudium an den Universitäten und an den diözesanen Zentren für Theologiestudierende. Zum anderen die berufsbegleitende Pastorale Ausbildung Österreich (BPAÖ).
Berufsgemeinschaft
Abgekürzt „ÖKoBI Pastorale Berufe“ nennt man die Pastoralen Berufsgemeinschaften in Österreich. Dem Leitungsteam gehören Petra Pories (Wien) und Margit Haunsperger (Salzburg) an, die Geschäftsführung erfolgt durch Bernhard Teißl-Mederer (Österr. Pastoralinstitut). Der zuständige Bischof in der Österreichischen Bischofskonferenz ist Weihbischof Anton Leichtfried. Zur „ÖKoBI Pastorale Berufe“ gehören aktuell 15 Berufsgemeinschaften und die Österreich-ARGE kirchliche Jugendleiter.
Österreichweiter Gesprächsprozess „Nomen est Omen“
Mit der Situation und Zukunft der Pastoralen Berufe hat sich ein österreichweiter Gesprächsprozess der ÖKoBI beschäftigt. Am Anfang stand eine von der Innsbrucker Pastoraltheologie initiierte Veranstaltung „Nomen est Omen – Zur Identität und zur Zukunft der Pastoralassistent:innen“ im Juli 2022. Seit Sommer 2023 wurde daraus ein österreichweiter Gesprächsprozess mit multiprofessionell besetzten Arbeitsgruppen. Ein erster Höhepunkt war ein Arbeitstreffen im Februar 2024 in Salzburg mit Bischöfen, Universitätstheolog:innen, Personalverantwortlichen, Ausbildungsverantwortlichen, Pastoralamtsleiter:innen und Vertreter:innen der Berufsgemeinschaften. Dieser findet seine Fortsetzung in Arbeitsgruppen zum theologischen Amtsverständnis und zur Sendungsfeier. Im Angesicht aktuellen gesellschaftlicher Herausforderungen sollen auch Berufsprofile überdacht und geschärft werden.