1963 – 2023: 60 Jahre Verbindung zu Bolivien

Der dritte Adventsonntag ist der Höhepunkt der Adventsammlung von Bruder und Schwester in Not

Der dritte Adventsonntag, heuer der 17. Dezember,  ist traditionell der Höhepunkt der Adventsammlung von Bruder und Schwester in Not. 2023 ermöglichen Spender:innen benachteiligten Kindern einen Schulabschluss, um aus dem Kreislauf der Armut auszusteigen. Die Zusammenarbeit mit Organisationen in dem lateinamerikanischen Land hat bei Bruder und Schwester in Not lange Tradition: Auch 1963, genau vor 60 Jahren, wurde für ein bolivianisches Projekt gesammelt. „Seit 60 Jahren besteht eine solidarische Verbindung zu Bolivien, einem vielfältigen Land mit großen Herausforderungen wie Ungleichheit, Armut und Klimawandel. Davon ist vor allem die benachteiligte Bevölkerung betroffen“, so Magdalena Wiesmüller, Geschäftsführerin von Bruder und Schwester in Not. Mit den Spenden konnte 1963 ein TBC-Spital für die indigene Bevölkerung fertiggestellt werden. Magdalena Wiesmüller: „Zahlreiche Projekte wurden seither umgesetzt, die konkret und wirksam den Menschen vor Ort zugutekommen. Wir hoffen auch weiterhin mit der Unterstützung aus Tirol Kindern und Erwachsenen ein Leben in Würde und ohne Armut zu ermöglichen.“ Die Adventsammlung 2023 unterstützt benachteiligte Kinder beim Erwerb von Schulbildung.

 

Ausstieg aus dem Armutskreislauf durch Bildung 

1963 war die Region Chiquitos mit Tirol durch zahlreichen Ordensleute und Freiwillige aus Tirol verbunden, die dort lebten und arbeiteten. Durch die Adventsammlung wurde das Krankenhaus „Santa Isabel“ in San Ignacio unterstützt. 60 Jahre später stehen benachteiligte Kinder in der Großstadt Cochabamba im Fokus der Adventsammlung. Bildung ist für sie eine der wenigen Möglichkeiten, dem Armutskreislauf zur entkommen. In Villa Flores, einem Viertel im armen Süden der bolivianischen Stadt, leben in nächster Nähe zur städtischen Mülldeponie besonders viele sozial benachteiligte Familien. Der Verkauf recycelbarer Materialien wie Plastik und Metall ermöglicht den Menschen, die vom Land in die Stadt gezogen sind, ein bescheidenes Einkommen. Die Kinder der Familien wachsen unter schwierigen Bedingungen auf und haben eingeschränkte Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Die Organisation Kawsay Muju bietet in Zusammenarbeit mit Bruder und Schwester in Not benachteiligten Kindern nicht nur schulische Unterstützung, sondern auch gesundes Essen und ganzheitliche Fördermöglichkeiten an.

 

15. Dezember 1963: „Spendet, was ein Karl May kostet!“ 

Bolivien ist auch heute eines der lateinamerikanischen Länder mit dem höchsten Anteil indigener Bevölkerung. 20% gehören einer indigenen Gruppe an, weitere 68% stammen teilweise von Indigenen ab. 1963 schildert die Ordensfrau Sr. Angela Flatz die Situation der indigenen Bevölkerung drastisch in ihren Briefen in die Heimat. Ihr Einsatz für die Menschen in Bolivien ist einigen bolivianischen Projektpartner:innen von Bruder und Schwester in Not immer noch ein Begriff. Über die Diskiminierung indigener Kinder durch Erziehungspersonen schreibt sie 1963, über weite Entfernungen, wenig Arbeit und Steppenbrände. Sie betont die Wichtigkeit des TBC-Spitals für die Gesundheitsversorgung. Bischof Paulus Rusch rief den Menschen in Tirol ihre Vorliebe für Romane wie Winnetou in Erinnerung. Dementsprechend wurde um eine Spende von 35 Schilling gebeten, „so viel, wie ein Karl May kostet!“ Gesammelt wurde damals in Tirol 3,3 Millionen Schilling. Die heurige Adventsammlung findet am 17. Dezember, dem dritten Adventsonntag ihren Höhepunkt. Nicht mit dem Gegenwert eines Abenteuerromans, aber mit 40 Euro erhalten alle betreuten Kinder an einem Tag ein gesundes Essen im Bildungszentrum, 128 Euro ermöglichen schulische Unterstützung für einen Monat.

 

Bruder und Schwester in Not:  Menschenrechte und ländliche Entwicklung 

Die Stiftung Bruder und Schwester in Not - Diözese Innsbruck arbeitet seit 1961 mit Partnerorganisationen des globalen Südens zusammen. Neben Bolivien unterstützt BSIN auch Projekte in El Salvador, Tansania und Uganda. In Tirol kennt man Bruder und Schwester in Not vielfach durch die „Spendensackerln“, die in Pfarreien aufliegen und durch den jährlichen Adventkalender. Die Ziele der Zusammenarbeit in den Schwerpunktländern sind verbesserte Lebenschancen für benachteiligte Menschen sowie Friede, Gerechtigkeit und ein nachhaltiger Umgang mit der Umwelt. Neben Projekten zur Stärkung von Menschenrechten werden hauptsächlich Projekte im Bereich der ländlichen Entwicklung gefördert. Bruder und Schwester in Not trägt das Österreichische Spendengütesiegel. Unterstützer:innen können ihre Spende steuerlich absetzen. Die Adventkampagne wird in Plakaten und Videos jedes Jahr durch vier Personen aus Tirol beworben. 2023 sind die „Gesichter“ der Kampagne der Organisator von Graffitiworkshops Peter Geiger, der pensionierte NMS-Lehrer Toni Gutheinz, die Musikerin Maria Ma und die Leiterin des Bildungshauses Osttirol Monika Reindl.

2023 ermöglichen Spender:innen benachteiligten Kindern in Bolivien einen Schulabschluss, um aus dem Kreislauf der Armut auszusteigen. Foto: BSiN/ L. Gomez