Meditation zum Adventkranz
Wir sehen vier Kerzen.
Vier, das ist die Zahl der Welt. Aus vier Elementen – Feuer, Erde, Wasser und Luft – haben sich die Alten die ganze Welt zusammengesetzt gedacht. Vier Erdteile haben sie gekannt. Vier Himmelsrichtungen gibt es. Vier Jahreszeiten.
Die Zahl vier ist die Zahl der Welt. Die Vier meint unsere Welt, meine und deine Welt. Die Zahl Vier meint unser Leben mit all seinen Ecken und Kanten.
Weiter sehen wir: der Adventkranz ist rund.
Der Kreis, diese Linie ohne Anfang und Ende, ist das Zeichen der Vollkommenheit. Er ist zunächst einmal das Zeichen Gottes und das Zeichen der Vollendung. In diesem Zeichen drückt sich aber auch eine große Sehnsucht von uns allen aus. Darin sprechen wir unseren Wunsch aus, dass unser Leben gelingt, dass unser Leben eine runde Sache wird.
Weiter sehen wir: der Adventkranz ist gebunden aus grünen Zweigen.
Wir spüren noch die Frische des Waldes, wenn wir an ihnen riechen. Draußen in der Natur hätten sie Kälte und Frost unbeschadet überdauert. Die grüne Farbe dieser Zweige ist die Farbe der Hoffnung. Wo die Hoffnung fehlt, wo Hoffnungslosigkeit herrscht, da ist das Leben tot. In einer Welt voller Hass und Terror, Streit, Feindschaft und Hunger, ruft uns der grüne Adventkranz zu: „Gebt die Hoffnung nicht auf!“
Ein Kranz entsteht, wenn man Zweige zusammenfügt.
Wir dürfen nicht überhören, was uns das zu sagen hat, nämlich: „Lasst euch zusammenfügen, helft einer dem anderen, besonders auch in dieser Zeit der Pandemie. Nur so gewinnt die Hoffnung wirklich Gestalt. Nur so ist sie nicht bloß ein schönes Gefühl, bloßes Gerede und frommes Geplapper. Es braucht die Tat.“ - So ist es mit der Hoffnung. In der Tat, so ist es.
Und dann sehen wir die Kerzen, die dazu bestimmt sind, Licht zu spenden.
Wir Menschen wehren uns gegen die Dunkelheit. Sie macht uns unsicher. Wenn wir nicht sehen, was um uns herum los ist, wie leicht können wir da stolpern und hinfallen! Wenn es völlig finster ist, nützt auch das beste Auge nichts. Es braucht Licht, um sehen zu können.
Nicht nur unser Auge, auch unser Herz braucht Licht von außen. Der Adventkranz möchte uns sagen: „Ohne Christus ist es dunkel in unseren Herzen. Er ist das Licht, das die Dunkelheit erleuchtet, wenn wir ihm die Türen unserer Herzen öffnen.“
Propst Florian Huber, 1. Adventsonntag 2020
